Bei den Umbauarbeiten im Bereich des Posthofs im Kaiviertel in der Stadt Salzburg ist Ende November in einer Tiefe von rund zwei Metern ein Skelett zu Tage getreten. Es könnte sich dabei um menschliche Überreste aus der Spätantike handeln, wie der Archäologe Peter Höglinger vom Bundesdenkmalamt im Gespräch mit SALZBURG24 am Montag mitteilt. Zu der Zeit war die Stadt Salzburg mit der Bezeichnung Iuvavum noch Teil des römischen Reiches.
Da schon vorab klar war, dass die Arbeiten im Gastgarten des früheren Posthofs im historischen Teil der Stadt Salzburg stattfinden, wurden sie von Anfang an archäologisch begleitet. In einer Baugrube ist Ende des Vormonats dann eine Ruine eines römischen Gebäudes angeschnitten worden: "Das war noch weniger überraschend, da man sich hier im Teil der römischen Stadt befindet. Zu einem späteren Zeitpunkt ist hier aber eine Bestattung vorgenommen worden. Es handelt sich somit nicht um einen Kriminalfall", stellt der Archäologe klar.
Skelett im Bereich einer römischen Fußbodenheizung entdeckt
Der Fund lässt Einblicke in das Leben im antiken Rom zu. "Die Bestattung ist zu einem späteren Zeitpunkt, als das Gebäude nicht mehr in Benutzung war, im Bereich einer Fußbodenheizung erfolgt. Die Römer hatten hier schon einen sehr hohen Wohnstandard und auch hohe Ansprüche – etwa einer Frischwasserversorgung mit öffentlichen und privaten Thermen", führt der Experte weiter aus.
Da bei dem Skelett keine Beifunde oder Beigaben entdeckt wurden, ist die Bestimmung des genauen Zeitraums der Bestattung schwierig. Im Moment gehe man von einer Bestattung in der Spätantike – also im 4. oder 5. Jahrhundert nach Christus – aus. "Es ist aber nicht auszuschließen, dass das Grab im Frühmittelalter oder frühen Hochmittelalter angelegt wurde", führt Höglinger weiter aus. Genauere Informationen zum Zeitpunkt der Bestattung erwartet man sich über eine Radiokarbondatierung – eine Methode, bei der über abgestorbene Organismen eine zeitliche Einordnung des Fundes möglich ist.
Römische Fibel im Kaiviertel entdeckt
Ein Fund in der Baugrube stellt zumindest eine Verbindung zur Zeit der Spätantike her – es handelt sich dabei um eine gut erhaltene römische Fibel: "Eine Fibel dient als Gewandverschluss. Sie funktioniert im Prinzip wie eine Sicherheitsnadel und ist in dem Fall aus Bronze", erklärt Höglinger. Das Stück stamme aus dem 2. oder 3. Jh. n. Chr. und werde aktuell noch archäologisch gereinigt.
Anthropologische Untersuchung soll tiefere Einblicke gewähren
Derzeit gehe man davon aus, dass es sich bei dem Skelett um Überreste einer Frau handelt. Zur Todesursache könne man derzeit noch nichts sagen. Nähere Aufschlüsse soll eine anthropologische Basisbestimmung bringen – dabei werden Geschlecht, Alter und Spuren von Verletzungen oder Krankheiten festgestellt. "Am Skelett kann man ablesen, wie der damalige Stand der Ernährung und der Versorgung an sich war. Außerdem kann man sich ansehen, wie es um die Wund- oder die medizinische Versorgung stand – die war in der römischen Zeit durchaus hoch", so Höglinger weiter.
Der Fund sei jedenfalls überraschend, vor allem, weil im näheren Umfeld keine solchen Bestattungen bekannt seien. "Zur Blütezeit der römischen Stadt sind Friedhöfe an den Ausfallstraßen außerhalb des Stadtbezirks angelegt worden." Der Archäologe verweist hier auf Friedhöfe am Bürglstein, der Arenbergstraße oder dem oberen Ende der Linzergasse. Dass man eine Bestattung in der Form im Kaiviertel entdeckt hat, sei außergewöhnlich.
Das Skelett soll nach den Untersuchungen im Salzburg Museum aufbewahrt werden. Dort könnte es später auch im Zuge einer Sonderausstellung der Öffentlichkeit präsentiert werden.
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(Quelle: salzburg24)