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So helft ihr bei Einbruch am Eis

Als Retter ist man am besten immer angeseilt.
Veröffentlicht: 29. November 2017 10:47 Uhr
Die Temperaturen sinken, es schneit und die Seen frieren zu. Die Winteridylle lädt in Salzburg zu Aktivitäten im Freien ein. Besonders das Eislaufen auf zugefrorenen Seen übt eine besondere Faszination aus. Die Salzburger Wasserrettung warnt allerdings vor dem Betreten von Eisflächen. Der Schein trügt oft und ein Einbrechen im Eis kann lebensgefährlich sein.
Jacqueline Winkler

Auch wenn das Eis stabil und dick wirkt, von außen lässt sich das schwer einschätzen. Verschiedenste Umwelteinflüsse sorgen dafür, dass das Eis oft unterschiedliche Durchmesser aufweist. Laut Wasserrettung Salzburg können das Bodenwärme, Strömungen, Zuflüsse warmer Industriegewässer oder auch Quellen sein. Auch Gasbläschen aus dem schlammigen Seegrund oder Einbruchstellen sowie Eisrisse können Ursachen sein. Auch Schnee kann dünnes Eis verursachen: Er ist ein schlechter Wärmeleiter. Schneebedeckte Eisflächen können bereits bei geringer Belastung brechen, warnen die Retter.

Ein vereistes Gewässer sollte deshalb nur betreten werden, wenn von Experten geklärt ist, dass die Tragfähigkeit des Eises ausreicht. Auf nicht freigegebene Gewässer sollte man auf keinen Fall einen Fuß setzen.

Was tun, wenn man einbricht?

Bricht jemand am Eis ein, ist die größte Gefahr die Kälte. "Das Wasser unter der Eisfläche hat zwischen null und vier Grad Celsius", weiß Markus Gewolf vom Landesverband der Wasserrettung im Gespräch mit SALZBURG24. Durch das eisige Wasser kühlt der Körper besonders rasch aus, damit verliert man an Kraft und im Extremfall sogar das Bewusstsein. Die dicke Winterkleidung saugt sich voll und zieht nach unten - nach wenigen Minuten führt das unweigerlich zum Ertrinken. Schnelligkeit ist also von den Helfern gefragt. Zuallererst sollte man den Notruf 144 für die Wasserrettung absetzen. "Bricht man im Eis ein, sollte man sich so wenig wie möglich bewegen, damit sich das kalte Blut nicht im Körper verteilt", erklärt Gewolf. Betroffene sollten außerdem laut um Hilfe schreien und, wenn sie sich nicht nach den ersten paar Versuchen selbst befreien können, auf Hilfe warten.

Möglichst viel Körperfläche auf Eis bringen

Doch wie befreit man sich am besten selbst aus der gefährlichen Lage? "Zuerst sollte man den Oberkörper soweit es geht aus dem Wasser ziehen und flach auf die Eisfläche legen. Als nächstes hebt man die Füße aus dem Wasser und versucht sich dann, aus der Einbruchsstelle rauszurollen", rät Gewolf. Wichtig sei dabei, immer so viel Fläche wie möglich auf das Eis zu bringen. Je kleiner die Fläche, desto größer die Gefahr, gleich wieder einzubrechen. Deshalb bewegt man sich am Eis am besten robbend auf dem Bauch liegend fort. Hilfreich dabei ist etwa auch ein Eispickel, den man ins Eis schlägt um sich aus dem Wasser zu ziehen. "Normalerweise hat man so etwas aber nicht dabei", räumt Gewolf ein.

Wichtig: Panik vermeiden

Eine Selbstrettung aus dem eisigen Nass muss innerhalb kürzester Zeit erfolgen. Da die unmittelbare Berührung mit dem eiskalten Wasser starke Schmerzen verursacht, müssen alle geistigen und körperlichen Kräfte mobilisiert werden, um eine Panik zu vermeiden und möglichst schnell das eiskalte Wasser verlassen zu können. Reicht die Stabilität des Eises nicht zum rauskriechen aus, kann man das Eis mit den Fäusten oder den Ellbogen stückweise zerbrechen und sich so einen Weg zum Ufer oder zu tragfähigerem Eis bahnen.

So helft ihr am besten im Ernstfall

Das bereits instabile Eis stellt natürlich auch für Helfer eine ernste Gefahr dar. Trotzdem ist Eile geboten. Im Idealfall wird die Rettung vom Land aus durchgeführt. Der Retter reicht, schiebt oder wirft dem Verunglückten Hilfsmittel wie Bretter, Stangen, Leitern, Gartentische und -bänke aus Holz, Türen, Leinen, Teile von Holzzäunen, Äste oder auch Strauchwerk zu. Besser wären ein Rettungsball oder Rettungsring mit Leine, oder auch andere Rettungsmittel, die schwimmen.

Einbruchstelle nie stehend nähern

Schafft es die Person nicht, sich aus eigener Kraft zu befreien, muss der Helfer selbst auf's Eis. Der Einbruchstelle sollte man sich nie stehend nähern, am besten schiebt man sich liegend bis zur Einbruchsstelle vor. Dabei sollte der Retter unbedingt mit einem Seil, zur Not auch einem Abschleppseil oder einer Hundeleine, gesichert sein, im besten Fall hat man eine Leiter oder ein breites Brett als Unterlage zur Verfügung.

Schafft man es nahe genug an die Bruchstelle, sollte die Tragfähigkeit des Eises mit Hilfsmitteln erhöht werden. Die scharfe Eiskante überdeckt man am besten mit einer Jacke oder einem Rundholz, damit sich der Eingebrochene nicht verhakt. Ist der Gerettete an Land, sollte man ihn flach hinlegen, möglichst nicht bewegen und vor allem nicht schnell erwärmen.

Auf dem Eis sollte man sich dem Eingebrochenen nur liegend und robbend nähern. Foto: WR Salzburg Salzburg24
Auf dem Eis sollte man sich dem Eingebrochenen nur liegend und robbend nähern. Foto: WR Salzburg

Wie erkenne ich, ob das Eis dünn ist?

Für die Erkennung der Gefahr am Eis gibt es keine Faustregel: "Da muss man sich auf sein Gefühl und sein Gehör verlassen. Beginnt das Eis zu schwingen oder zu knacksen, sollte man das Eis robbend verlassen", rät Gewolf. Generell sollte man nur freigegebene Eisflächen betreten. Diese werden von den Gemeinden täglich auf ihre Tragfähigkeit überprüft. Begibt man sich auf das Eis, ist es natürlich von Vorteil, "wenn ich Auftriebskörper wie Schwimmnudeln dabei habe", betont Gewolf. 2016 musste die Wasserrettung nur zu einem Einbruch ausrücken: In Werfenweng brach ein Gemeindefahrzeug am Eis ein.

(Quelle: salzburg24)

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