Hannah (26) und Yvonne (25) sind seit zehn Tagen in häuslicher Quarantäne und dürfen ihre WG in der Salzburger Innenstadt nicht verlassen. Beide hatten am 8. März Kontakt mit einer unter Coronavirus-Verdacht stehenden Person. Als drei Tage später das positive Testergebnis der Kontaktperson bekannt wurde, haben die beiden jungen Frauen sofort die Notfall-Hotline 1450 angerufen.
Tägliche Meldung ans Gesundheitsamt
"Dann wurden wir von einer Stelle zur nächsten weitergeleitet und keiner konnte uns so recht weiterhelfen", erzählt Hannah rückblickend im SALZBURG24-Telefonat. Nach etwa zwei Stunden habe sich ein Amtsarzt telefonisch gemeldet und wegen der zweiwöchigen Inkubationszeit die häusliche Quarantäne verordnet. Die dritte Mitbewohnerin der Studenten-WG hatte keinen Kontakt zur infizierten Person und kann für notwendige Erledigungen die Wohnung kurzzeitig verlassen.
Weder Hannah noch Yvonne zeigen derzeit Anzeichen auf eine Covid-19-Erkrankung. Weil Hannah anfangs über Erkältungssymptome klagte, wurde bei ihr ein Nasenabstrich gemacht. Das Ergebnis verlief negativ. "Aber das bedeutet nicht, dass ich nicht noch am Virus erkranken kann", wirft die 26-Jährige ein. Täglich – bis spätestens 9 Uhr – müssen dem Gesundheitsamt die aktuelle Körpertemperatur sowie mögliche Krankheitssymptome gemeldet werden.
Zur Arbeit gehen ist unmöglich
Weil Yvonne ihrer regulären Arbeit wegen der häuslichen Quarantäne derzeit nicht nachgehen kann, musste sie zusätzlich beim Magistrat einen Absonderungsbescheid auf Grundlage des Epidemiegesetzes anfordern. "Das hat einige Zeit und Nerven gekostet, weil die Behörden diese Situation vorher auch nicht kannten", so die 25-Jährige. "Glücklicherweise konnte ich auch einige Dinge für die Arbeit am Telefon regeln."
Quarantäne: Wenn die Stimmung kippt
Nur was fängt man mit der ganzen Zeit in den eigenen vier Wänden an? "Die ersten drei Tagen waren sehr lustig. Wir haben gesungen, getanzt und auch mal einen Sekt getrunken. Aber danach ist die Stimmung gekippt", schildert Hannah. "Das Gefühl hier festzusitzen, ist sehr frustrierend, zumal das Leben draußen weiterging." Doch das öffentliche Leben in Österreich wurde schrittweise immer weiter eingeschränkt. "Als wir gemerkt haben, dass diese Situation wirklich alle betrifft, hat das paradoxerweise unsere Stimmung aufgehellt. Wir haben gemerkt, dass wir nicht alleine sind."
"Wir bekommen sehr viel Liebe"
Auch der Balkon der Wohnung und der strahlende Sonnenschein in den letzten Tagen seien eine zusätzliche Hilfe gewesen, um das persönliche Befinden aufzuheitern. Hinzu kommt die wärmende Unterstützung des Umfelds. "Wir bekommen sehr viel Liebe von unseren Freunden", betont Yvonne. "Sie unterstützen uns, wo es nur geht – sei es beim Einkaufen oder nur, um zu reden." Dadurch rücke man zusammen und Zuversicht mache sich breit, bestätigen die beiden. "Es ist ehrliche, schöne Anteilnahme und dadurch herrscht auch absolut keine Weltuntergangsstimmung."
Die aktuelle Lage um die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus verfolgen die jungen Frauen gebannt über die Medien. "Wir informieren uns viel darüber und merken daran auch, dass die häusliche Quarantäne einfach Sinn macht." Man müsse sich mit der Situation bestmöglich abfinden. Möglicherweise tritt dann auch die Entschleunigung ein. Wichtig sei es, eine tägliche Routine zu entwickeln, To-Do-Listen abzuarbeiten oder etwas Sport in den eigenen vier Wänden zu treiben. "Wir haben das Glück, zu dritt in der WG und schon lange miteinander befreundet zu sein", sagt Hannah. So könne man sich gegenseitig aufheitern und das beste aus dieser ungewöhnlichen Situation machen. "Ich tröste mich mit Gedanken, dass wir verantwortungsbewusst handeln. Das stärkt uns."
(Quelle: salzburg24)