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"Darauf können wir stolz sein"

Wie Salzburg seit 40 Jahren Menschen in Singida unterstützt

Drei Stadtpolitikerinnen reisen nach Tansania

Seit fast 40 Jahren besteht zwischen der Stadt Salzburg und Singida im ostafrikanischen Tansania eine Städtepartnerschaft. Nun haben drei Salzburger Politikerinnen die gleichnamige Region besucht – und sind ganz schnell in eine andere Welt eingetaucht. Uns erzählen sie von ihren Erlebnissen.

„Es war wie im Film“, erzählt Stadträtin und Obfrau des Vereins „Salzburg-Singida“, Martina Berthold (Bürgerliste) im SALZBURG24-Interview. Gemeinsam mit den beiden Gemeinderätinnen und Vorstandsmitgliedern Anna Schiester (Bürgerliste) und Johanna Schnellinger (SPÖ) flog sie Mitte August für zehn Tage nach Afrika, um sich vor Ort von den von Salzburg finanzierten Projekten ein Bild zu machen. „Die Reise war für uns sehr wichtig, denn wir konnten sehen und erleben, für was wir uns im Verein einsetzen und dass unsere Hilfe auch wirklich ankommt“, so Berthold.

Neue WC-Anlagen, Wasserversorgung, ein Busterminal, Müllsammelstellen, Fahrräder für Schülerinnen, damit sie in die kilometerweit entfernte Schule kommen, Hygieneartikel, Ernährungs-Workshops und Aufklärungsarbeit – das sind nur einige wenige Maßnahmen, die mit den Spendengeldern aus Salzburg realisiert werden konnten. „Ich bin fasziniert von den Menschen vor Ort, und besonders von jenen, die die Projekte umsetzen. Sie sind sehr reflektiert und extrem engagiert. Ohne sie könnten wir das alles nicht machen“, sagt die Vereinsobfrau.

Salzburg-Singida: Städtepartnerschaft seit 1984

Die Städtepartnerschaft zwischen der Stadt Salzburg und Singida wurde 1984 von einer privaten Initiative ins Leben gerufen und zehn Jahre später um die Regionalkooperation erweitert. Damit konnten die Aktivitäten auf die gleichnamige Region ausgedehnt werden. Schwerpunkte der Entwicklungszusammenarbeit sind Gesundheit, Bildung und Dorfentwicklung – mit besonderem Fokus auf Kinder, Mädchen und Frauen. Das übergeordnete Ziel der Partnerschaft ist es, die Lebensqualität der Menschen vor Ort zu verbessern. Und das scheint zu gelingen, Schritt für Schritt.

Von einer kleinen Hühnerzucht zur Hühnerfarm

„Die Lebensbedingungen in Singida sind für uns unvorstellbar“, sagt Anna Schiester im S24-Gespräch. Rund die Hälfte der Menschen hat keinen Zugang zu Wasser, 80 Prozent keinen Strom und nur sieben Prozent der Gesamtbevölkerung hat überhaupt eine Sozialversicherung und damit eine gesicherte Gesundheitsversorgung. „Ich bin überrascht, wie viel es bewirkt, wenn für uns ganz Selbstverständliches realisiert werden kann“, sagt die Salzburger Gemeinderätin. So konnten etwa alleine ein paar Hühner einer fünffachen Mutter helfen, in die Selbstständigkeit zu kommen und sich von ihrem gewalttätigen Mann zu trennen. „Diese Frau ist mittlerweile ein großes Vorbild für viele andere Frauen in der Region. Aus einer kleinen Hühnerzucht hat sie eine eigene Hühnerfarm aufgebaut, mit der sie nun ihr eigenes Geld verdient und ihre Kinder selbstständig ernähren kann“, erzählt Schiester im S24-Interview. Die Hühnerzucht ist eine wichtige Einkommensquelle in der Region. Salzburg hat unter anderem auch den Bau des Hühnerstalls unterstützt.

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Rachel nimmt am Salzburg-Singida-Programm zur Förderung der kommerziellen Hühnerzucht teil. 

Upendo Home für 40 Straßenkinder

Eines der zentralsten und größten Projekte Salzburgs ist das Upendo Home, ein Heim für Straßenkinder und Waisen, das seit 2008 rund 40 Kindern am Rande der Gesellschaft ein Zuhause und Zugang zu Schule und Bildung gibt. Und in den Werkstätten des Heims werden den Kindern Kenntnisse im Schneidern, Tischlern, Schweißen und Kunsthandwerk vermittelt. „Salzburg ist den Kindern im Heim durchaus ein Begriff und wir sind mit Tänzen und Gesang empfangen worden“, erzählt Berthold. Große Freude herrschte über mitgebrachtes Duschgel, Stifte und Süßigkeiten.

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Besonders große Freude über Duschgel, Stifte und Schokolade im Upendo Home.

Vergangenes Jahr unterstützte der Verein das Kinderheim mit rund 52.000 Euro. Zentrale Fördergeber sind Stadt und Land Salzburg und verschiedene regionale Unternehmen, aber auch privat kann die Arbeit des Vereins unterstützt werden: Spendenkonto "Salzburg-Singida", Upendo Home: Bankhaus Spängler, IBAN: AT68 1953 0100 0004 7095 BIC: SPAEAT2S.

Ereignisse in Europa wirken bis nach Tansania

Mitgenommen von ihrer Reise nach Tansania haben die Politikerinnen Demut und Dankbarkeit, sagen sie. Aber auch das Wissen um die Wichtigkeit dieser Partnerschaft. „Salzburg kann wirklich stolz sein, dass es das gibt“, so Schiester. Klar ist, es gibt auch weiterhin sehr viel zu tun – denn Beschneidung und Zwangsheirat sind nach wie vor ein großes Thema. Aber auch der Klimawandel und die Ereignisse in Europa haben teils verheerende Auswirkungen auf das Leben der Menschen vor Ort. So hat sich etwa der Reispreis in Singida durch den Ukraine-Krieg verdoppelt, der Preis für Sonnenblumen-Öl gar vervierfacht. „Wir wollen mit voller Kraft weiterarbeiten und konzentrieren uns auch weiterhin verstärkt auf Ernährung, Bildung und die Förderung von Mädchen und Frau unter Einbeziehung der Männer", kündigt Vereinsobfrau Martina Berthold an.

(Quelle: SALZBURG24)

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