Das Paschinger Schlössl am Kapuzinerberg in der Stadt Salzburg – auch bekannt als Stefan Zweig-Villa – hat Wolfgang Porsche, Aufsichtsratsvorsitzender der Porsche AG, im Jahr 2020 für 8,4 Millionen Euro gekauft. Die Villa wird seither saniert, schwierig gestaltete sich stets die Zufahrt. Hier will Porsche nun nachbessern und einen privaten Tunnel zum Paschinger Schlössl anlegen. Die Zufahrt soll über die Parkgarage der Linzer Gasse erfolgen, berichteten die „Salzburger Nachrichten“ (SN).
Pläne für Tunnel im Kapuzinerberg fortgeschritten
Für das Nutzungsrecht der Zufahrt über die Parkgarage soll Porsche der Stadt im März 2024 – kurz bevor die neue Stadtregierung an den Start ging – einmalig 40.000 Euro gezahlt haben. Nun scheinen die Pläne für den Privattunnel im Kapuzinerberg bereits weit fortgeschritten: Entstehen soll ein 500 Meter langer Tunnel, der in einer Tiefgarage mit neun Stellplätzen endet. Allzu große Hürden dürfte Porsche nicht mehr nehmen müssen – der Großteil der benötigten Fläche liegt unterhalb der Liegenschaft der Stefan-Zweig-Villa und ist somit in seinem Besitz.
Bürgerliste schaltet Kontrollamt ein
Die Bürgerliste (die Grünen in der Stadt Salzburg) hat am Montag einen Fraktions-Prüfauftrag im Kontrollausschuss der Stadt eingebracht. Das Kontrollamt wird somit ersucht zu erheben, welche Grundstücke der Stadt davon betroffen sind und welche zivilrechtlichen Vereinbarungen mit dem Eigentümer geschlossen wurden. Sie sollen nach den Grundsätzen von Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit überprüft werden. Dass der damalige Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP) Porsche die Möglichkeit so einfach eingeräumt hat, hat für Klubobfrau Ingeborg Haller „einen seltsamen Beigeschmack.“
In die Diskussion um den Porsche-Tunnel will sich der Leiter des Salzburger Literaturhauses, Tomas Friedmann, nicht einschalten. Er schlägt hingegen eine öffentliche Nutzung des Paschinger Schlössls als ehemaligen Sitz des Schriftstellers Stefan Zweig vor. In einer Aussendung erinnert Friedmann daran, dass Wolfgang Porsche – der neben seinen Aufsichtsratstätigkeiten auch Ehrensenator und Uni-Rat-Mitglied der Universität Salzburg ist – im Herbst 2021 laut darüber nachdachte, die Zweig-Villa in einer „Mischung aus öffentlicher und privater Nutzung“ zugänglich zu machen, etwa als Seminar- und Vortragsstätte.
Aufzug statt Tunnel im Kapuzinerberg?
An diese Porsche-Idee gelte es anzuknüpfen. Der Literaturhaus-Leiter fordert die Verantwortlichen auf, mit Porsche konkrete Pläne auszuarbeiten. Dass ursprüngliche Pläne zu einem Aufzug im Kapuzinerberg an den Anrainern scheiterten, lässt er dabei nicht gelten. „Vielleicht kann aus der Zweig-Villa eines Tages sogar ein Museum werden“, hofft Friedmann. Er verweist dabei auf die Bedeutung von Stefan Zweig: „Der Name Stefan Zweig ist weltweit eine Marke, die man kennt und schätzt. Sie steht auch für Europa und Frieden.“
Das letzte Wort in der Nutzung des Paschinger Schlössls und dem Privattunnel im Kapuzinerberg scheint damit noch nicht gesprochen. Bleibt abzuwarten, zu welchem Ergebnis das Kontrollamt kommt. Möglicherweise werden dann wieder andere Pläne verfolgt.
(Quelle: salzburg24)









