Kurze Nächte, lange Tage. Wenig Schlaf, viel Prüfungsstress. So sieht der Alltag von studierenden Eltern häufig aus. Wie eine Studie im Auftrag des Bundesministeriums erhob, betrifft dieses Thema sogar neun Prozent der Studierenden in Österreich, insgesamt also knapp 4.000 Studenten. Auch in Salzburg haben ganze 22,9 Prozent der Studenten und Studentinnen ein Kind. Jeder Fünfte in der Mozartstadt muss demnach mit Doppelbelastung Studium und Kind zurechtkommen. Für Peter Engel, Leiter des ÖH-Beratungszentrums im Unipark, ist diese Zahl auf den hohen Anteil an weiblichen Studierenden in Salzburg zurückzuführen. „In Salzburg gibt es sehr viele weibliche Studierende, daher halte ich diese Zahl für durchaus realistisch“.
Soziales Netzwerk ist das Um und Auf
Wenn eine Studentin oder auch ein Student in die Situation gerät, kommt es besonders auf die Unterstützung des Partners und der Familie an. „Ein gutes soziales Netzwerk ist das Um und Auf, um diese Belastung überhaupt meistern zu können“, weist Peter Engel daher auf Hilfe von außen hin. Häufig werden die Kinder während der Zeit der Lehrveranstaltungen dem jeweiligen Lebenspartner überlassen, viele können sich aber auch auf Großeltern oder Verwandte verlassen.
Studium, Kind, Arbeit
Als Alleinerzieher ist das Vereinbaren von Studium und Kind allerdings nahezu unmöglich. Auch eine Studienbeihilfe von 679 Euro pro Monat reicht dabei nicht aus. Denn eine Doppelbelastung Studium und Kind ist vor allem eine organisatorische Herausforderung und trotz Studienbeihilfe begleitet von finanziellen Schwierigkeiten. In gewissen Situationen sei daher vielleicht auch ein Studienabbruch durchaus sinnvoll. „Besonders in der Phase nach der Geburt braucht das Kind viel Betreuung. Vielleicht sollte man sich in diesen Moment auch auf das wichtigste im Leben konzentrieren und von einer Doppelbelastung für eine gewisse Zeit absehen“, meint daher der Leiter des Beratungszentrums. Neben Kind und Studium müssen viele Studenten auch noch eine Arbeit mit unter den Hut bringen, um sich das Ganze überhaupt finanzieren zu können.
Kinderbetreuung an der NAWI
Stundenweise Betreuung für Kinder von studierenden Eltern gibt es in Salzburg derzeit nicht. An der naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Salzburg gibt es jedoch die Möglichkeit, die Kinder für die Zeit des Unterrichtes in der Krabbelstube Freisaal abzugeben. Doch auch dort stößt man aufgrund der hohen Nachfrage an die Grenzen. Zwar werden Studierende und Mitarbeiter der Universität bevorzugt, allerdings reichen die 20 verfügbaren Plätze bei weitem nicht aus, um alle Anfragen zu erfüllen.
Kindergerechte Ausstattung
Besonders schwierig wird die Betreuung bei Kindern im Kleinkindalter bis zu drei Jahren. Denn das Kind mit in den Hörsaal zu nehmen, ist für die meisten Eltern die am wenigsten zufriedenstellende Lösung. „Ich sehe aber kein so großes Problem darin, wenn eine Mutter ihr Kind mit in den Hörsaal bring“, so Engel. „Allerdings sollte dies zuerst mit dem Lehrveranstaltungsleiter abgesprochen werden, oder eine andere Lösung gefunden werden“. Im Unipark gibt es für Eltern die Möglichkeit, ihre Kinder in der Damentoilette zu wickeln. Ein geeigneter Platz zum Stillen steht allerdings nicht zur Verfügung.
Früh genug informieren
Ganz wichtig für Studenten mit Kind oder in der Schwangerschaft ist es, sich frühzeitig zu informieren. Die ÖH stellt neben umfangreicher Beratung einen Fond für studierende Eltern zur Verfügung. „Natürlich können wir keine Komplettunterstützung gewährleisten. Wir greifen den Eltern aber gerne unter die Arme“, so Engel. Außerdem können Studenten während der Schwangerschaft vom Land Salzburg 200 Euro pro Monat beziehen.
Doppelbelastung kann zu Krankheit führen
Dennoch gibt ein Drittel der Studierenden Eltern an, von finanziellen Schwierigkeiten betroffen zu sein. Der ständige Druck und die Angst um die Existenz können in Folge sogar zu psychische Problemen wie Burnout führen. Daher der Rat von Peter Engel: „Wenn es gar nicht geht, sollte man für eine gewisse Zeit von der Doppelbelastung absehen und sich auf das wichtigste im Leben konzentrieren. Und das ist nun mal das Kind“.
(Quelle: salzburg24)