Die Reform der Lehrerausbildung in Österreich betrifft selbstredend auch die Volksschulen, wie am Dienstag bei einer Pressekonferenz an der Pädagogischen Hochschule (PH) Salzburg betont wurde. Nach der vorerst letzten Reform vor zehn Jahren habe sich der Schulalltag seither durch die Entwicklungen in der Migration, die Corona-Pandemie und den Kriegen in der Ukraine und in Nahost sowie der Digitalisierung stark verändert, wurde von Schulleiter:innen berichtet. Die Rolle der Volksschullehrerinnen und -lehrer habe sich demnach angesichts höchst unterschiedlich zusammengesetzter Klassen massiv verändert – zum Teil bis zur Überforderung. Gründe dafür seien Sprachprobleme, mitunter schwierige Familienverhältnisse sowie kulturelle und soziale Dissonanzen.
Anpassungen an heutigen Lehrerberuf
Mit dem Vermitteln von Wissen und Freude am Lernen sei es für die Lehrkräfte längst nicht mehr getan, denn sie sollen auch erziehen, beraten, betreuen, schlichten, unterstützen, fordern, fördern und den Kindern eine digitale Grundausbildung bieten. Mit der neuen Ausbildung sollen aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse und die Anforderung an den Beruf angepasst werden. "Lehrer:innen sollen besser auf die Herausforderungen in heterogenen und digitalisierten Klassenzimmern vorbereitet werden", wurde unisono beim Medientermin versichert.
Möglich machen sollen das die neuen Studienpläne an den 14 Pädagogischen Hochschulen in Österreich, die im Wintersemester im Kraft treten sollen. Als Besonderheit nennt Daniela Martinek, Rektorin der PH Salzburg, die erstmals angebotene professionelle Entwicklungsbegleitung. In Salzburg sollen sich Studierende in Kleingruppen zusammenfinden und mit Lehrkräften individuelle Akzente im Studium entwickeln und umsetzen. "Nicht jeder braucht das Gleiche. Es geht also darum: Wer hat welche Interessen? Wer hat das Gefühl, dass da oder dort noch etwas fehlt?", so Martinek. Genau das werde dann in der Ausbildung berücksichtigt. "Studierende können im Rahmen dieser individuellen Begleitung ihren Kompetenzerwerb autonom gestalten und interessensbasierte Akzente setzen."
Teilzeit-Lehrkräfte nach Bachelor
Die Anteile der Praktika werden während der Ausbildung stärker gewichtet. Das soll schlussendlich dafür sorgen, dass nach Erreichen des Bachelors nach drei Jahren bereits in Teilzeit unterrichtet und das verpflichtende zweijährige Masterstudium berufsbegleitend absolviert werden kann. Das um ein Jahr verkürzte Studium von sechs auf fünf Jahren ist ein weiterer zentraler Punkt der Lehrerausbildung.
Dank praxisorientierter Lehrveranstaltungen plus Praktika würden Studierende "ihr Wissen in der Schule unmittelbar anwenden können", ergänzt Walter Vogel, Rektor der PH Oberösterreich. Die Volksschullehrerinnen und -lehrer von morgen würden "kompakt, zielgerichtet, praxisnah und zukunftsorientiert ausgebildet", fasst er die Reform zusammen. "Die neue Volksschullehramts-Ausbildung ist am Puls der Zeit."
Reform der Lehrerausbildung bringt fixe Themenschwerpunkte
Im Zuge der Lehrerausbildungsreform waren eine Reihe von Themenschwerpunkten in allen Studienplänen zu verankern: Dazu gehören Deutsch als Zweitsprache, Inklusion, Medienpädagogik, Digitalisierung und Demokratiebildung oder der professionelle Umgang mit herausfordernden Situationen. Darüber hinaus können alle PH individuelle Schwerpunkte setzen.
Die neue Ausbildung der Volksschullehrer:innen tritt mit Start des neuen Wintersemesters am 1. Oktober in Kraft.
(Quelle: salzburg24)