Nachwuchs-Instrumentenbauerin

Abtenauerin Carina Dygruber formt die Zukunft der Blasmusik

Carina Dygruber ist die einzige im Bundesland Salzburg, die eine Lehre als Blechblasinstrumentenmacherin absolviert. Wir haben die 20-Jährige und ihren Chef Tobias Falkner besucht. 
Veröffentlicht: 29. November 2024 08:00 Uhr
Das Handwerk ist nach wie vor eine Männerdomäne. Davon hat sich Carina Dygruber aus Abtenau nicht einschüchtern lassen und absolviert – als einzige Person im ganzen Bundesland – eine Lehre als Blechblasinstrumentenerzeugerin. Wir haben ihr in der Werkstatt einen Besuch abgestattet und uns angeschaut, wie Trompeten und Co entstehen.

Schraubenzieher, Feile, Zange und Hammer: Diese und viele weitere Werkzeuge kommen bei Carina Dygruber aus Abtenau (Tennengau) täglich zum Einsatz. Sie absolviert gerade als einziger Lehrling im Bundesland Salzburg die Ausbildung zur Blechblasinstrumentenerzeugerin. Österreichweit sind es elf: Drei Frauen und acht Männer. In der Werkstatt in Scheffau (ebenfalls Tennengau) arbeitet die 20-Jährige gemeinsam mit ihrem Chef Tobias Falkner an Trompeten, Flügelhörnern und Basstrompeten. Musikerinnen und Musiker können hier ihre Instrumente reparieren lassen, aber auch neue kaufen oder eines „maßschneidern“ lassen.

Geduld und Genauigkeit gefragt 

Ein regelmäßiges Klopfen tönt bei unserem Besuch durch das Gebäude. Schleifen, Feilen, Polieren, Löten, Biegen, Drehen, Fräsen und Bohren gehören zu Dygrubers täglichen Arbeiten. Gefragt ist neben Geduld auch Genauigkeit. Es handelt sich um wahre Millimeterarbeit. „Schon bei kleinsten Lücken klingt der Ton ganz anders. Das spürt man beim Spielen total“, weiß die Musikerin aus eigener Erfahrung. Wie bei einem Zahnrad müssen alle Einzelteile perfekt ineinandergreifen. Auf das Feingefühl kommt es ebenfalls an: „Bei Reparaturen ist natürlich das Wichtigste, dass man nichts runterfallen lässt, damit nachher nicht mehr kaputt ist als vorher“, schmunzelt sie.

Wer ein neues Instrument sucht, kann zuerst verschiedene Modelle ausprobieren. Unterschiede gebe es etwa in der Bauart oder der Wandstärke des Blechs. Ist etwas dabei, das gefällt, kann es gleich mitgenommen werden. Ansonsten wird eines angefertigt. Aber wie läuft das ab? Zuerst wird der Schallbecher – das ist der Trichter am Ende des Instruments – in Form gebracht. „Beim Biegen entstehen Falten, die musst du wieder zurückklopfen und schauen, dass es rund und glatt ist.“ Danach wird das Blei ausgegossen und es heißt: Feilen, Schleifen, Polieren. Der Ventilstock wird zusammengelötet. Zum Abschluss folgt noch das Mundrohr, fasst Dygruber die einzelnen Schritte im Schnelldurchlauf zusammen.

Bis ein Instrument fertig ist, dauert es ungefähr ein bis zwei Monate, schätzt die 20-Jährige – je nachdem, wie viele Arbeiten parallel dazu zu erledigen sind. Aber die Geduld lohne sich: „Es ist ein voll cooles Gefühl, wenn du siehst, was du mit deinen Händen alles machen kannst.“ Ganz allein ist sie aber noch nicht am Werk. Ihr Ausbilder hat ein Auge auf seinen Lehrling. Die Arbeitsplätze der beiden sind nur wenige Schritte voneinander entfernt.

Liebe zum Handwerk seit der Kindheit

Die Liebe zum Handwerk hat die junge Tennengauerin quasi in die Wiege gelegt bekommen. Die Werkstatt-Atmosphäre kennt sie bereits von Kindheit an. „In der Volksschule war Werken immer mein Lieblingsfach. Auch daheim habe ich mich gerne in der Werkstatt ausprobiert, nur nicht in dieser Größe und hauptsächlich mit Holz. Mit meinem Papa habe ich zum Beispiel einen Ständer für mein Hackbrett gemacht“, erinnert sie sich zurück. Ähnlich ist es mit der Musik. Die 20-Jährige kommt aus einer musikalischen Familie. In der Volksschule lernte sie das Hackbrettspielen, in der Hauptschule Tuba. „Der Beruf vereint zwei meiner Leidenschaften.“

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Bisher haben in Salzburg laut Wirtschaftskammer nur fünf Lehrlinge – inklusive Dygrubers Chef Falkner – die Ausbildung als Blechblasinstrumentenerzeuger abgeschlossen. Der Beruf ist also selten. Durch eine Bekannte, die einmal Schnuppern war, kam die Musikerin auf die Idee, sich selbst einmal auszuprobieren, erzählt sie. Bevor sie ihre Lehre startete, hatte Dygruber aber einen ganz anderen Weg eingeschlagen. 2023 machte sie die Matura mit dem Schwerpunkt Sozialmanagement an der HLW Bad Ischl (Bezirk Gmunden) im benachbarten Oberösterreich. „Ich wollte eigentlich nach der Hauptschule schon etwas Handwerkliches machen oder die HTL. Das habe ich mir aber nicht so zugetraut. Ich dachte mir, eine HLW ist nicht so schwer, da muss man nur lernen.“

Lehrlingsausbildung als Herausforderung

Dass sie dann doch den Wechsel ins Handwerk gewagt hat, bereue die Abtenauerin nicht. Im Gegenteil: „Ich bin sehr zufrieden, es taugt mir voll. Es ist eine Abwechslung zwischen Service und Eigenbau. Im Eigenbau gibt es ganz viele Metallbearbeitungsschritte, die man beherrschen muss. Das macht es spannend.“ Ein „Lieblingsinstrument“ zum Bearbeiten habe sie nicht. Trompeten seien jedenfalls recht klein und handlich. Über die Verstärkung freut sich auch ihr Chef. „Es tut total gut, wenn man zu zweit in der Werkstatt ist“, sagt der 32-Jährige. Dennoch sei das Lehren eine Herausforderung. „Man muss Sachen erklären, die man selber über Jahre verinnerlicht hat und mit Gefühl macht. Aber Carina macht das extrem gut.“

Im September wurde die 20-Jährige als „Lehrling des Monats“ von der Salzburger Wirtschaftskammer ausgezeichnet. Dass aufgrund des medialen Interesses mehr Aufmerksamkeit auf den Beruf gelenkt wird, freue sie. Und sie hofft, womöglich auch andere junge Frauen zu ermutigen, sich im Handwerk auszuprobieren. Nach ihrer Lehrzeit möchte Carina Dygruber beim Bau von Blechblasinstrumenten bleiben. Vielleicht macht sie sogar noch den Meister, sagt sie.

Bildergalerien

Carina Dygruber ist die einzige im Bundesland Salzburg, die eine Lehre als Blechblasinstrumentenmacherin absolviert. Wir haben die 20-Jährige und ihren Chef Tobias Falkner besucht. 
Carina Dygruber ist die einzige im Bundesland Salzburg, die eine Lehre als Blechblasinstrumentenmacherin absolviert. Wir haben die 20-Jährige und ihren Chef Tobias Falkner besucht. 
Carina Dygruber ist die einzige im Bundesland Salzburg, die eine Lehre als Blechblasinstrumentenmacherin absolviert. Wir haben die 20-Jährige und ihren Chef Tobias Falkner besucht. 
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Carina Dygruber ist die einzige im Bundesland Salzburg, die eine Lehre als Blechblasinstrumentenmacherin absolviert. Wir haben die 20-Jährige und ihren Chef Tobias Falkner besucht. 

(Quelle: salzburg24)

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