Groß war die Aufregung in der Gemeinde, als bekannt wurde, dass 120 Flüchtlinge ab sofort im Hotel Lammertal Resort untergbracht werden sollen. Noch am Abend traf der erste Asylbewerberbus in Abtenau ein. Deshalb berief Bürgermeister Johannes Schnitzhofer noch am Mittwochabend eine Bürgerversammlung im Voglauerhof in Abtenau ein, zu der sich an die 500 Bürger einfanden. "Wir haben erst am Montag in der Gemeinderatssitzung gesagt, dass wir unserer Verpflichtung nachkommen und Asylbewerber aufnehmen wollen", ließ Schmitzhofer verlauten und fügte hinzu: "Die Gemeinde steht hinter dieser Aktion, aber die Vorgangsweise des Innenministeriums ist auf das Schärfste zurückzuweisen und vernichtet jetzt all unsere Bemühungen".
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Vorerst nur 40 Flüchtlinge
Das Innenministerium unter Ministerin Johanna Mikl-Leitner hatte am Dienstag die Gemeinde Abtenau über ihre zukünftigen Pläne informiert: Das Lammertal Resort in Voglau, das beim Hochwasser 2013 beschädigt wurde und seither leer steht, soll neues Quartier für bis zu 120 Asylwerber werden.
Die Pächterin des Hotels soll das Haus als mögliche Unterkunft beim Ministerium vorgeschlagen haben. Schon vor drei Wochen hätte sich ein Ministeriumsbeamter die Unterkunft angesehen, sagt Bürgermeister Schnitzhofer.
Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) ist am Mittwoch um Beruhigung in der Aufregung um die geplante Unterbringung von bis zu 120 Flüchtlingen in Abtenau bemüht gewesen. In einem Gespräch mit Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) sei man so verblieben, dass in dem ehemaligen Hotel 40 Personen befristet bis Jahresende untergebracht werden, sagte ein Sprecher von Haslauer zur APA. Die restlichen Flüchtlingen werden auf das gesamte Bundesland verteilt.
55 Plätze in anderen Gemeinden
Das Land bemühe sich, bis Ende dieser Woche noch 55 Plätze in anderen Gemeinden aufzubringen, hieß es aus dem Büro von Haslauer. In Abtenau sollen in einem verträglichen Ausmaß noch Plätze für Flüchtlinge gefunden werden.
Martina Berthold wertet diese Entscheidung, über die sie offenbar gar nicht erst informiert wurde als „kontraproduktiv“. Ihren Unmut tat sie am Abend über Twitter kund:
Bürgermeister steht vor "Chaos"
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Erst am Montag sei in einer Gemeinderats-Sitzung beschlossen worden, dass Abtenau einen Beitrag zur Unterbringung von Asylwerbern leisten werde. 20 bis 30 Personen könne die Gemeinde unterbringen, "120 sind aber einfach zu viel", betonte der Bürgermeister. Das Verhältnis passe nicht, der Ortsteil Voglau habe nur rund 700 Einwohner, gab Schnitzhofer zu bedenken.
Ministerium appeliert an die Mitmenschlichkeit
Karl-Heinz Grundböck, Sprecher des Innenministeriums, appellierte im Gespräch mit der APA an die Mitmenschlichkeit. Er würde es bedauerlich finden, wenn bürokratische Argumente wie die Raumordnung gegen die menschenwürdige Unterbringung von Flüchtlingen vorgebracht werden. "Das ist schwer nachvollziehbar, wenn Menschen in einem Turnsaal nächtigen müssen."
Abtenau bislang ohne Asylwerber
Die 5.700 Einwohner zählende Gemeinde Abtenau habe noch keinen einzigen Asylwerber aufgenommen, betonte Grundböck. Das von der Betreiberin angebotene Gasthaus, das eine Kapazität von bis zu 120 Personen biete, solle nun so rasch wie möglich mit den 40 Flüchtlingen belegt werden, die derzeit im Turnsaal der Polizei untergebracht sind. "Der Turnsaal kann keine Dauerlösung sein", sagte Grundböck. Er sprach von einer "temporären" Unterbringung in Abtenau. Auch wenn sich die Gemeinde gegen eine Bundesbetreuung ausspreche, ändere das nichts an der Notwendigkeit, dort eine vorübergehende Betreuungsstelle einzurichten. Das heiße aber nicht, dass dort heute 120 Asylwerber untergebracht würden, erklärte der Sprecher.
Berthold: "Abtenau entlasten"
Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) und die zuständige Landesrätin Martina Berthold (Grüne) ersuchen jetzt die Bürgermeister aller Salzburger Gemeinden, aus Solidarität Abtenau zu entlasten und einen Teil der Flüchtlinge aufzunehmen. Die Landesrätin appelliere an die Bürgermeister, "mittlere Quartiere" in einer Größenordnung von bis zu 40 Personen bekannt zu geben, damit in Abtenau nicht so eine große Anzahl an Flüchtlingen untergebracht werden müsse, sagte eine Sprecherin von Berthold zur APA.
Berthold für kleinere Asylplätze
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Salzburg erfüllte Quote seit Jahren nicht
Seit Jahren hatte Salzburg Probleme damit, die vorgegebene Asyl-Quote zu erfüllen. Gerade in den letzten Wochen und Monate hat man angesichts des Zustroms an Asylwerbern verzweifelt versucht, neue Quartiere zu finden – ohne Erfolg. Auch in Abtenau wollte das Land bereits vor einigen Jahren ein Quartier eröffnen. Das ist damals aber am Widerstand der Bevölkerung gescheitert. Wie die Abtenauer jetzt reagieren bleibt abzuwarten. Das Inneministerium hat jedenfalls entschieden.
Die erhöhte Quote von 91,3 Prozent werde Salzburg bis Anfang nächsten Monats erfüllen, erklärte der Sprecher des Landeshauptmanns. Die Mindestquote von 88 Prozent werde derzeit in Salzburg auch erfüllt, betonte eine Sprecherin von Landesrätin Martina Berthold (Grüne). Um die aufgrund der zunehmenden Anzahl von Flüchtlingen erhöhte Quote von 91,3 Prozent zu erfüllen, fehlten in Salzburg derzeit noch 39 Plätze, die aber bald zur Verfügung stünden. (SALZBURG24/APA)
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(Quelle: salzburg24)