Auf seiner Reise in den Süden wurde einer der Salzburger Waldrappe, der im Rahmen eines Wiederansiedelungsprojektes am Georgenberg in Kuchl (Tennengau) geschlüpft war, abgeschossen. Ein italienischer Jäger dürfte den Vogel in der Region Emilia-Romagna – unweit seines Ziels in der Toskana – erlegt haben, bestätigt Johannes Fritz, Leiter des österreichischen Waldrappteams auf SALZBURG24-Anfrage entsprechende Medienberichte.
GPS-Sender schickt Signal an Waldrappteam
„Puck“, wie der Vogel genannt wurde, ist 2021 als Wildvogel in der Kolonie Kuchl geschlüpft und war selbstständig über den Alpenhauptkamm in die südliche Toskana unterwegs. Er war mit einem GPS-Sender ausgestattet, der beim Abschuss am 24. November umgehend ein Signal an das Salzburger Waldrappteam sendete. „Er war einer von insgesamt acht Waldrappe, die während der vergangenen Herbstmigration geschossen wurden“, erzählt der Forscher. Als einziger der Salzburger Vögel, hat er es nicht in sein Winterquartier geschafft.
Für den Jäger hat der Vorfall weitreichende Konsequenzen. Ihm droht nun der Entzug seiner Jagdlizenz und ein Gerichtsverfahren. Das Waldrappteam fordert Schadenersatz und äußert scharfe Kritik an den Jagdverbänden, die ihrer Meinung nach nicht ausreichend gegen Wilderei innerhalb ihrer Reihen vorgehen.
Über Jahrhunderte hinweg waren die Zugvögel nördlich der Alpen ausgestorben, bis sie schließlich in Kuchl und Burghausen (Bayern, Ldkr. Altötting) erfolgreich angesiedelt und mit der Hand aufgezogen werden konnten. Die Wiederansiedelung der Waldrappe gestaltet sich schwierig, vor allem Wilderei sei ein drängendes Problem, so das Waldrappteam. Während der herbstlichen Reise der Zugvögel in ihr Überwinterungsgebiet in der südlichen Toskana seien im Vorjahr demnach wieder acht Vögel gewildert worden.
Wo kommt der Waldrapp vor?
Der Waldrapp ist ein etwa gänsegroßer Ibis und derzeit laut der Roten Liste gefährdeter Arten (IUCN Red List) in der Gefährdungskategorie stark gefährdet eingestuft. Zuvor war der Waldrapp schon unter der Klassifikation vom Aussterben bedroht geführt worden.
Früher war der Vogel z.B. in Frankreich, der Schweiz, Deutschland, Österreich oder Spanien beheimatet. Weil sie als Delikatesse galten, sind die Waldrappe in Mitteleuropa im 17. Jahrhundert intensiv bejagt worden. Zugleich verloren sie ihren Lebensraum, weshalb sie ausgerottet wurden.
Mitte der 1990er-Jahre lebten nur noch rund 220 Vögel in Freiheit. Seither ist der Wildbestand wieder gewachsen. Dazu tragen auch Wiederansiedelungsprojekte wie jenes in Kuchl bei, um die Waldrappe erneut als Brutvogel in Europa zu etablieren.
(Quelle: salzburg24)