Tennengau

Sonderzüge nach Deutschland fahren: Salzburg verstärkt Infrastruktur an Grenze

Blick auf das Notquartier am Salzburger Bahnhof
Veröffentlicht: 27. September 2015 01:37 Uhr
Auch in dieser Woche soll es zur Entlastung Österreichs weitere Sonderzüge für Flüchtlinge von Salzburg nach Deutschland geben. Das wurde am Sonntagabend bekanntgegeben. Unabhängig davon haben Stadt und Land Salzburg den Hilfseinsatz an der Grenze zu Freilassing verstärkt.

Die Innenministerien beider Länder hätten sich am Sonntag darauf geeinigt, den Einsatz zu verlängern, sagte ein Sprecher des deutschen Innenministers Thomas de Maiziere in Berlin. Das österreichische Innenministerium war für eine Stellungnahme am Abend nicht erreichbar.

Zwei Sonderzüge am Montag ab Salzburg

Nach Angaben der Deutschen Bahn werden am Montag zwei Sonderzüge ab Salzburg fahren, einer ins Ruhrgebiet, der andere nach Berlin. Die Stadt Salzburg hatte am Samstagabend in einer Aussendung mitgeteilt, dass die Sonderzüge mit Montag eingestellt werden sollen. Auch das Innenministerium sei informiert, hieß es. Dessen Sprecher Alexander Marakovits sagte Sonntagfrüh zur APA: "Ja, die Information haben wir auch erhalten. Dürfte so sein." Über das weitere Vorgehen ab Montag bestehe aber noch Unklarheit.

Stadt Salzburg teilte Einstellung der Sonderzüge mit

Die Salzburger Einsatzleitung habe am Samstagabend von der Verkehrsleitzentrale in Wien erfahren, dass die Sonderzüge mit Montag eingestellt werden sollen, teilte die Stadt Salzburg in einer Aussendung mit.

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Salzburg verstärkt Infrastruktur an Grenze

Unabhängig davon, wie es mit den Sonderzügen für Flüchtlinge nach Deutschland weitergeht, wollen Stadt und Land Salzburg gemeinsam mit den Einsatzorganisationen die Versorgung der Menschen, die an der Saalachbrücke vor Freilassing auf die Grenzkontrolle warten, verbessern. Man werde die Infrastruktur an der Grenze verstärken, teilten Land und Stadt nach einer Besprechung am Sonntagmittag mit.

Die Infrastruktur an der Grenze zu Freilassing wird verstärkt./Neumayr/BP Salzburg24
Die Infrastruktur an der Grenze zu Freilassing wird verstärkt./Neumayr/BP

Einsatzkräfte warnen vor "humanitären Katastrophe"

Rotes Kreuz und Caritas hatten am Samstagabend von einer "sich ankündigenden humanitären und sanitären Katastrophe" gesprochen. Welche Maßnahmen konkret gesetzt werden, werde in weiteren Besprechungen des Einsatzstabs geklärt, sagte Thomas Kerschbaum, Sprecher von Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) gegenüber der APA.

Maßnahmen in 20-Punkte-Liste festgelegt

"Wir brauchen dringend Manpower vom Land, am besten auch Leute vom Katastrophenschutz. Wir können unseren Stab vom Bahnhof nicht duplizieren", erklärte Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ). In einer 20 Punkte umfassenden Liste, wurden unter anderem folgende Maßnahmen festgelegt: Es soll an Ort und Stelle einen Einsatzleiter sowie klare Entscheidungsstrukturen geben. Die bestehenden Räumlichkeiten werden adaptiert, um die Flüchtlinge besser versorgen zu können. Es soll keine unkoordinierten Anlieferungen von Spenden mehr an die Grenze geben. Außerdem sollen die sanitäre Situation und die Reinigung der Straßen verbessert werden.

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800 Menschen warteten an Grenze zu Freilassing

Am Sonntag warteten weiter viele Menschen auf die Grenzkontrollen. In der Nacht zuvor waren es rund 800 Personen gewesen. In der alten Autobahnmeisterei, die sich rund eineinhalb Kilometer von der Grenze entfernt befindet, steht ein Notquartier mit rund 500 Betten und Infrastruktur für die Flüchtlinge bereit. Dieses Quartier wird aber nur zögerlich angenommen, weil viele Flüchtlinge zu Fuß in Richtung Deutschland aufbrechen. Vor der Grenze gibt es im alten Zollgebäude auf österreichischer Seite eine Notstruktur mit Sanitätseinrichtungen. Um die Situation zu entschärfen, soll auch versucht werden, die an der Grenze wartenden Flüchtlinge zu überzeugen, das Quartier in der Autobahnmeisterei zu nützen.

Hunderte Flüchtlinge warten jeden Tag an der Grenze zu Freilassing./APA/Gindl Salzburg24
Hunderte Flüchtlinge warten jeden Tag an der Grenze zu Freilassing./APA/Gindl

Lage am Hauptbahnhof leicht entspannt

Am Bahnhof hat sich die Situation am Sonntag vorerst leicht entspannt. Ein Sonderzug mit 421 Personen hat zu Mittag den Hauptbahnhof verlassen, rund 400 Flüchtlinge wurden mit sieben Bussen nach Oberösterreich gebracht. Für den Abend war ein weiterer Sonderzug für 400 Menschen geplant. Ob dies der letzte Sonderzug ist, war am Sonntag in Salzburg unklar. Das deutsche Innenministerium hatte entsprechende Meldungen am Sonntag zurückgewiesen, aber Gespräche bestätigt. Unabhängig von der Entwicklung des Zugsverkehrs müsse Salzburg aber auf jeden Fall die Versorgung der Menschen vor der Grenze verbessern, sagte Karl Schupfer, Sprecher der Stadt Salzburg, gegenüber der APA.

Die Lage am Hauptbahnhof hat sich am Sonntag vorübergehend leicht entspannt./Neumayr/BP Salzburg24
Die Lage am Hauptbahnhof hat sich am Sonntag vorübergehend leicht entspannt./Neumayr/BP

Notquartier in Tiefgarage wird gereinigt

An diesem Wochenende muss die Stadt Salzburg die zum Notquartier umfunktionierte Tiefgarage beim Bahnhof leeren. Am Sonntagnachmittag befanden sich dort noch 200 Personen. Die Garage muss am Montag wieder generalgereinigt und desinfiziert werden, um weiter genutzt werden zu können.

Züge brachten täglich rund 2.000 Flüchtlinge über Grenze

Zuletzt haben Sonderzüge nach Angabe der ÖBB bis zu 1.200 der gut 2.000 täglich eintreffenden Schutzsuchenden über die Grenze nach Deutschland transportiert. Die übrigen Flüchtlinge versuchen ihr Glück meist beim Grenzübergang Freilassing, wo sie zuletzt oft stundenlang bei Regen auf ihre Ausreise warteten.

Stadt und Land Salzburg rechnen mit dem Schlimmsten./APA/Gindl Salzburg24
Stadt und Land Salzburg rechnen mit dem Schlimmsten./APA/Gindl

Zwei Sonderzüge von Salzburg  am Sonntag

Auch die Tiefgarage des Salzburger Bahnhofes, die ankommenden Schutzsuchenden als Notunterkunft dient, war mit 700 der 800 verfügbaren Plätze fast voll belegt. Weitere 320 Flüchtlinge hielten sich am Bahnhofsgelände auf. In der Nacht wurden zusätzlich 110 Menschen in Salzburg erwartet. Gegen 23.00 Uhr hatte ein Sonderzug 300 Flüchtlinge nach Deutschland gebracht, für den späteren Sonntagabend war ein weiterer Sonderzug für rund 400 Personen geplant.

Stadt Salzburg appelliert an Behörden in Wien

Bereits in den vergangenen Tagen hatten die Salzburger Behörden immer wieder an Wien und Südösterreich appelliert, den Weitertransport der Menschen Richtung Salzburg zu verlangsamen. Nachdem die Bahnhofsgarage tagelang mit mehr als 1.000 Flüchtlingen überbelegt war, hatte die Stadt diese am Donnerstag aus humanitären, hygienischen und sicherheitstechnischen Gründen auf 800 Schutzsuchende limitiert.

(APA)

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(Quelle: salzburg24)

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