Im Tennengebirge in Salzburg ist am Donnerstagvormittag eine großangelegte Rettungsaktion für einen verunglückten Höhlenforscher angelaufen. Erste Retter haben den Höhleneingang auf knapp 2000 Meter Höhe erreicht, ein Arzt ist auf dem Weg. Der Pole Marek G. ist schwer verletzt, jedoch außer Lebensgefahr. Die Rettungsaktion kann bereits in den frühen Morgenstunden des Freitags beginnen.
Der polnische Höhlenforscher, der in der Nacht auf Donnerstag in der Jack Daniel's Höhle im Salzburger Tennengebirge abgestürzt und dabei schwer verletzt worden ist, befindet sich nicht in Lebensgefahr und ist ansprechbar. Das erste Rettungsteam und ein Arzt haben den 27-jährigen Polen erreicht. Es wurde mit der medizinischen Versorgung und der Wärmeversorgung des Verletzten begonnen, sagte Bergretter Wolfgang Gadermayr am Donnerstagabend.
In der Nacht zum Freitag wird die Rettung vorbereitet, in den Morgenstunden soll der Abtransport des Schwerverletzen beginnen.
Dem Verletzten gehe es den Umständen entsprechend gut, hieß es bei der Pressekonferenz in Abtenau. Er habe nach einer ersten Diagnose Verletzungen im Bereich des Oberschenkels und des Oberkörpers erlitten, wobei es sich um Brüche handeln soll. Zudem dürfte sich Marek G. eine Gehirnerschütterung und eine Unterkühlung zugezogen haben.
Telefonleitung wurde verlegt
Die Telefonleitung ist in die Höhle verlegt worden, es konnte bereits Sprechkontakt zu den Einsatzteams hergestellt werden. Wann mit der Bergung des Patienten aus der Höhle begonnen wird, konnten die Einsatzkräfte noch nicht sagen, vor Mitternacht vermutlich nicht. Über Nacht werde das Bergekonzept detailliert ausgearbeitet - wie die Bergung durchgeführt werde und welche Geräte dafür verwendet werden, sagte Gadermayr.
Es müssten auch noch weitere Fixierungen in der Höhle angebracht werden. Mit dem Ausbau des Bergeweges und der Erweiterung der Engstellen sei bereits begonnen worden. Erst nach Abschluss dieser Arbeiten könne der Transport des Polen aus der Höhle von statten gehen.
Jene Bergretter, die von Beginn an bei der Rettungsaktion mitgeholfen haben, werden am Abend noch abgezogen, sagte Bergrettungssprecherin Maria Riedler. Sie seien durchnässt und erschöpft. Neue Mannschaften würden den Einsatz übernehmen. Der Hubschrauber konnte aufgrund einer Wetterbesserung am Abend auch wieder fliegen. Weitere Informationen über die aktuelle Entwicklung der Rettungsaktion werden morgen, Freitag, um 11.00 Uhr bei einer Pressekonferenz im Feuerwehrhaus Abtenau bekannt gegeben.
Der Unfall hat sich bereits um 2.00 Uhr in der Nacht ereignet. Nach Angaben der Bergrettung ist der Forscher in der Schachthöhle in rund 250 Metern Tiefe etwa sieben Meter über eine Steilstufe abgestürzt. Wie es zu dem Unfall gekommen ist, ist immer noch nicht klar.
Wann mit der eigentlichen Bergung, die mit einer Trage durchgeführt werden soll, begonnen werden kann, werde der Arzt entscheiden, so Gernot Salzmann von der Salzburger Höhlenrettung. Auf jeden Fall ist bereits klar, dass für den Transport der Trage zumindest an einer Stelle die Höhle mechanisch erweitert werden muss, und zwar in rund 60 Metern Tiefe. Dies werde mit Akkubohrern, Hämmern und Meißeln erfolgen.
Salzmann schätzt, dass in Summe rund zwei Tonnen Material für den Hilfseinsatz nötig sein werden. Neben den Fixseilen werden weitere Seile benötigt, weiters unter anderem Karabiner, die Trage und Medikamente. Als Stützpunkt dient die Laufener Hütte, die rund eineinhalb Gehstunden vom Höhlenausgang entfernt liegt. Hier können sich die Helfer auch aufwärmen. Beim Einstieg selbst wurde ein kleines Biwak aufgestellt.
"Keine einfache Höhle"
Gadermayr beschrieb die Jack Daniel's Höhle als "keine einfache Höhle". Es gebe zwar keine extreme Gefahr durch Steinschlag oder Wasser, "aber sie ist nicht zu unterschätzen, man muss sich jeden Zentimeter erkämpfen". Am Nachmittag standen 77 Hilfskräfte im Einsatz, schilderte Einsatzleiter Wilfried Seidl. Prämisse bei der Hilfsaktion ist laut Gadermayr das sichere Begehen der Höhle. Weder der Verletzte noch die Einsatzkräfte sollten dabei gefährdet werden.