Eine tödliche Hundeattacke in Oberösterreich sorgt auch in Salzburg für Betroffenheit und erhitzt gleichzeitig die Gemüter: Ein Hund riss sich von der Leine los und verletzte eine Joggerin tödlich, auch die Besitzerin wurde beim Versuch den Hund wegzuzerren schwer verletzt. Laut Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) gab es österreichweit heuer mindestens elf Fälle, in denen Personen von Hunden angegriffen und verletzt wurden.
Von vielen Seiten werden nun Rufe nach strengeren Auflagen für Hundehalter:innen, insbesondere von Kampf- oder Listenhunden laut. Sowohl in Oberösterreich als auch in Salzburg müssen Besitzer:innen von Hunden aller Rassen derzeit nur den sogenannten Sachkundenachweis erbringen.
Verpflichtender Hunde-Kurs erst nach Auffälligkeiten
Dabei muss ein zweistündiger theoretischer Kurs zu Wesen, Gesundheit, Kosten und rechtlichen Bestimmungen durchgeführt werden. Erst wenn von der Gemeinde, in der der Hund gemeldet ist, ein Vorfall oder auffälliges Verhalten registriert wird, wird dieser als „gefährlich“ eingestuft – dann müssen zusätzlich acht Kurseinheiten mit dem Hund zu Leinenführigkeit und Folgsamkeit absolviert werden. Außerdem kann die Gemeinde Personen, die nicht willens oder fähig sind, eine Gefährdung zu verhindern, das Halten von Hunden untersagen.
Das sei viel zu wenig, betont Hundetrainer und Ortsgruppenleiter des Vereins „1. Salzburger Hundeschule“, Franz Müller, im Gespräch mit SALZBURG24 am Dienstag. „Im Grunde kann sich in Salzburg jeder einen Hund, egal von welcher Rasse und mit welchem Hintergrund holen, wenn er diesen zweistündigen Kurs ohne Hund erledigt hat.“
Keine Listenhunde in Salzburg
In einigen Bundesländern gibt es für Listenhunde – also Hunde einiger Rassen, die ein höheres Risiko für aggressives Verhalten aufweisen können – gesonderte Bestimmungen. In Wien etwa müssen diese Tiere außerhalb des privaten Bereiches immer mit Maulkorb und Leine geführt werden. Zudem müssen Besitzer:innen einen Hundeführerschein ablegen und diesen nach zwei Jahren auffrischen. Ähnlich strenge Regelungen gelten in Niederösterreich und Vorarlberg. In Salzburg gibt es keine gesonderten Auflagen für Hunde bestimmter Rassen.
Folgende Hunderassen und deren Mischungen, sowohl untereinander als auch mit anderen Hunden, werden in Wien als Listenhunde eingestuft:
- Bullterrier
- Staffordshire Bullterrier
- American Staffordshire Terrier
- Mastino Napoletano
- Mastin Espanol
- Fila Brasileiro
- Mastiff
- Bullmastiff
- Tosa Inu
- Pit Bull Terrier
- Rottweiler
- Dogo Argentino (Argentinischer Mastiff)
In der Stadt Salzburg müssen Hunde aller Rassen außerhalb von privaten Gebäuden und eingezäunten Grundstücken entweder mit Leine oder Beißkorb geführt werden.
Hundetrainer: Einstufung nach Rasse nicht sinnvoll
Auf die Rasse käme es laut Müller aber in den wenigsten Fällen an: „Entscheidend ist die Erziehung des Hundes und die Kompetenz der Besitzer. Zwei Theoriestunden reichen in meinen Augen nicht aus, um einen Hund, egal welcher Größe oder Rasse zu halten.“ Das bekräftigt auch eine Studie der Veterinärmedizinischen Universität Wien, bei der das Verhalten von Hunden 31 verschiedener Rassen untersucht wurde. Das Ergebnis: Nur zu neun Prozent wird das Verhalten der Tiere durch die Rasse beeinflusst.
Die rassenbedingte Einstufung als potenziell gefährlich, sieht auch der Salzburger Hundetrainer kritisch. „Border Collies, die oft als Familienhund gehalten werden, haben meist einen stärkeren Hüte- und auch Jagdtrieb als die meisten dieser Listenhunde.“ Die Erziehung müsse sich individuell nach Charakter und Ausprägung der Instinkte richten.
"Jeder Hund bleibt ein unberechenbares Tier"
Alle Hundebesitzer:innen sollten Müller zufolge umfassend geschult werden, weil jeder Hund „letztendlich ein für den Menschen unberechenbares Tier bleibt“. Besonders kritisch sieht der Experte die Haltung eines Hundes, weil die Rasse in Mode ist. „Momentan sieht man sehr viele Australian Shepherds, das sind absolute Arbeitstiere und gehören dementsprechend gefordert und gefördert.“
Auch, dass vermehrt Straßenhunde aus dem Ausland nach Österreich gebracht werden, sei nicht unbedenklich. „Ein Tier, das es gewohnt ist, unbegrenzt Platz zu haben, sich selbst zu versorgen und seinen Instinkten nachzugehen, gehört nicht in eine Stadtwohnung mit drei bis vier Spaziergängen am Tag“, erklärt Müller.
Problemhunde einschläfern?
Das wohl meistdiskutierte Thema, auch in den Kommentaren auf SALZBURG24, ist das Einschläfern von Hunden, die sich aggressiv gegen Menschen verhalten haben. Auch dazu hat der Experte eine klare Meinung: „Für mich würde daran kein Weg vorbeiführen, wenn mein Hund jemanden, im schlimmsten Fall ein Kind, angreift und vielleicht sogar verletzt.“ Entschieden werde das aber letztendlich, wenn nicht von den zuständigen Behörden angeordnet, von den Besitzer:innen selbst.
Abschließend weist Müller auf die Verantwortung hin, die alle Hundehalter:innen haben. „Egal ob Chihuahua oder Rottweiler, ich muss meinen Hund so weit im Griff haben, dass ich in Ausnahmesituationen richtig reagieren kann.“
(Quelle: salzburg24)