Im Detail gibt Vizerektor für Lehre und Studium Martin Weichbold im Gespräch mit SALZBURG24 die Umstrukturierungsspläne noch nicht preis. Das Rektorat stehe bis Ende Juli noch im regen Austausch mit allen Fachbereichen, ehe es im Herbst zu einem intensiven Diskussionsprozess komme. Bis Ende des Jahres muss das neue Konzept dem Ministerium bekannt gegeben werden. Konkret geht es darum, wie die Fakultäten und deren Fachbereiche an der Uni Salzburg für die nächsten sechs Jahre aussehen sollen.
Positionspapier Umstrukturierungen der ÖH an der Universität Salzburg Egal was für Änderungen an der Universität...
Gepostet von ÖH Uni Salzburg am Dienstag, 21. Juli 2020
Wird zu wenig kommuniziert?
Vom regen Austausch mit den Beteiligten bekomme die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH) allerdings weniger mit. Keya Baier, Vorsitzende der ÖH, kritisiert die Vorgehensweise des Rektorats sehr. Im Gespräch mit SALZBURG24 sagt sie: „Es ist absolut verwerflich, wie wenig die Studierenden mit in die Entscheidungen eingebunden werden.“ Sie beklagt nicht nur die Inhalte der Pläne, sondern auch die Art und Weise der Kommunikationen. „Wir wurden mit den Vorschlägen top-down konfrontiert. Und diese haben schon sehr fix geklungen. Da war nicht viel Platz für Gegenvorschläge.“
Fakultäten sollen neu aufgestellt werden
Vizerektor Weichbold lässt Themenfelder, um denen es sich bei der Umstrukturierung handeln soll, anklingen. Er spricht von einem Nachholbedarf der Uni Salzburg in Bereich der Digitalisierung: „Nicht nur für die Uni, sondern auch für Stadt und Land Salzburg ist das ein attraktives Feld“, sagt er.
Weiters – und das stößt auf Kritik seitens der ÖH – mache sich das Rektorat Gedanken über die bestehende Fakultäten der Uni Salzburg: „Wir müssen uns überlegen, ob alle Fachbereiche in den Fakultäten so Sinn machen“, sagt Weichbold. So könne es sein, dass bestimmte Fachbereiche zusammengelegt oder neu eingegliedert werden. Der Vizerektor nennt in diesem Zuge die Kultur- und Gesellschaftswissenschaftliche Fakultät (KGW). Diese habe auf der einen Seite sozialwissenschaftliche und auf der anderen Seite geisteswissenschaftliche Fachbereiche dabei.
Mehr Details zu den Plänen weiß Hande Armagan, stellvertretende Vorsitzende der ÖH. An der KGW-Fakultät sollen philologische Fächer zu einem großen Fachbereich fusionieren. Außerdem soll der Fachbereich Altertumswissenschaften in den Fachbereich Geschichte eingegliedert werden. „Hier sollen also Ressourcen ohne Ende eingespart werden“, fasst Armagan in einer Pressemitteilung zusammen. Wie die Salzburger Nachrichten am 30. Juni berichteten soll aus den Fachbereichen Romanistik, Anglistik, Slawistik und Linguistik der Großfachbereich "Spachen und Sprachwissenschaft" entstehen. Heute Nachmittag hätten die Studierenden der Romanistik diesbezüglich dann auch die Email aus dem Rektorat erhalten. So heißt es in einem Instagram-Post der Studierendenvertretung, dass in sechs Wochen eine Umstrukturierung des Fachbereichs bevorsteht.
ÖH: „Umstrukturierung bringt auch Vorteile“
Baier sieht aber auch Vorteile in der Umstrukturierung der Uni Salzburg. So seien die Pläne für die Naturwissenschaftliche Fakultät begrüßenswert. Diese soll in zwei Fakultäten geteilt werden. „Auch positiv ist, dass gewisse interdisziplinäre Studiengänge gefördert werden“, sagt die ÖH-Vorsitzende.
„Niemand wird entlassen, nichts wird zugesperrt“
Aber was bedeutet die Umstrukturierung konkret für die Studierenden? Weichbold weiß: „Vieles wird über Medien transportiert und dabei wurde einiges hochgekocht.“ Dabei meint er die Gerüchte, dass Mitarbeiter an der Uni entlassen oder Fachbereiche zugesperrt werden. Der Vizerektor stellt aber klar: „Niemand wird entlassen, nichts wird zugesperrt. Wir brauchen die Fachleute.“ Ein Stück Wahrheit stecke allerdings schon dahinter. Schließlich bekomme die Uni Geld gemessen an der Anzahl der prüfungsaktiven Studierenden. Dies bedeute im Umkehrschluss, dass Studien angeboten werden müssen, die auch angenommen werden. „Da stellt sich dann auch die Frage, ob wir Studien auslaufen lassen können“, so Weichbold.
Aber – und das ist wohl wichtig für die betroffenen Studierenden – die Studien können innerhalb des Curriculums immer abgeschlossen werden. Das sei auch rechtlich abgesichert. Lediglich Neuanmeldungen werden irgendwann nicht mehr möglich sein.
Fast die Hälfte der Studienassistenzstellen gestrichen
Es besteht nicht nur Gefahr für die Fachbereiche. Zwei Millionen Euro pro Jahr würden die Studienassistenzstellen der Uni Salzburg kosten. Diese Summe ist zumindest für das nächste Studienjahr nicht tragbar. So werden ab Herbst 2020 die Studienassistenzstellen auf 60 Prozent reduziert. Weichbold sei dieser Einschnitt bewusst und sagt: „Es ist uns klar, dass wir damit eine hohe Bürde aufladen. Im nächsten Studienjahr hoffen wir, nicht mehr darauf verzichten zu müssen.“ Es falle schließlich auf Lehrende sowie auf die Betreuung der Studierenden zurück. Auf jeden Fall möchte man verhindern, dass eine Generation von neuen Einsteigern in die wissenschaftliche Lehre verloren geht.
Diversität macht Uni aus und muss erhalten bleiben
In der ersten Phase des bevorstehenden Reformprozesses gehe es in erster Linie um einen neuen Organisationsplan. Direkte Auswirkungen auf die Studierenden gäbe es laut Baier dabei weniger. Bezüglich des Abbaus der Studienassistenzstellen, befürchtet sie eine verminderte Qualität. „Das können wir aber noch abfedern“, sagt die ÖH-Vorsitzende optimistisch. „Wenn es dann aber um das Studienangebot geht, müssen wir aufpassen.“ Ihr ist es vor allem wichtig, dass die Diversität der Studiengänge bleibt. Baier: „Wir müssen unbedingt verhindern, dass das, was die Uni Salzburg ausmacht, verschwindet.“
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