Eines steht wohl fest: Die Allermeisten von uns dürften nachts zu wenig schlafen. Dabei gilt für Menschen im Alter von 18 bis 65 Jahren, dass täglich sieben bis neun Stunden Schlaf ideal sind. Wenn wir im Reich der Träume wandeln, bleibt das Gehirn weiterhin aktiv, verarbeitet Erlebtes und festigt das Gedächtnis. Schätzungsweise rund ein Viertel der Bevölkerung in Österreich leidet unter Schlafstörungen.
Menschen, die sogar an einer Schlaflosigkeit – auch Insomnie genannt – leiden, können regelmäßig weder einschlafen noch durchschlafen. Oder sie wachen frühzeitig auf. Daraus folgt eine gefühlte Beeinträchtigung im Alltag, wie Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen. Aber auch das Immunsystem wird durch zu wenig Schlaf geschwächt, was zu einer niedrigeren Lebenserwartung führen kann.
Medikamente bei Schlafproblemen?
Diese Menschen befinden sich in einem Zustand der Übererregung, weshalb der Griff zur Schlaftablette naheliegen würde. Doch bei Medikamenten können auch unerwünschte Nebenwirkungen, wie Abhängigkeit, Gewöhnung oder Gedächtnisstörungen auftreten. "Der gesunde Schlaf hat positive Effekte auf das Immunsystem, Gedächtnis und Herz-Kreislauf-System", so der renommierte Schlafforscher Schabus am Dienstag im Interview mit SALZBURG24.
Bis dato konnten all jene, die ihren Schlaf untersuchen wollten, sich für eine entsprechende Untersuchung beim Schlaflabor an der Uni Salzburg anmelden – wenn eine Wartezeit von über einem viertel Jahr in Kauf genommen wird. Mit dem virtuellen Schlaflabor wird das leidige Warten einfach umgangen. "Zum anderen ist es auch einfach angenehmer zuhause zu schlafen als in einem Labor." Vereinzelt würden Ärzte ein solches Schlaflabor für Zuhause bereits anbieten, mit der neuen Salzburger Anwendung will man hingegen ein möglichst großes Bild über die Schlafgewohnheiten der Bevölkerung abbilden. "Wir wollen den Schlaf coachen", sagt Schabus.
Menschen, die unter schlechtem Schlaf leiden, erhalten hier ein niederschwelliges und wissenschaftlich fundiertes digitales Angebot zur Verbesserung ihrer Schlafqualität. Die Elektroenzephalografie (EEG) misst die Gehirn-, Augen- und Muskelaktivität, erfasst die Einschlaf- und Aufwachzeiten und erstellt ein individuelles Schlafprofil.
So funktioniert das virtuelle Schlaflabor
Doch wie funktioniert das? Probanden kommen zuerst zum Vorgespräch und Schlafanamnese ins Institut. Anschließend werden sie innerhalb weniger Minuten mit einem EEG ambulant verkabelt, um die elektrische Aktivität des Gehirns zu messen und grafisch darzustellen. "Dann schicken wir die Leute nach Hause und sie können in ihrer gewohnten Umgebung schlafen", führt Schabus aus.

Drei Nächte lang wird der Schlaf zunächst aufgezeichnet und analysiert. Anschließend erfolgt die Datenauswertung durch die Psychologen im Labor für Schlaf und Bewusstseinsforschung an der Uni Salzburg. So kann aufgezeigt werden, wie gut die Probanden schlafen, wie viele Unterbrechungen es nachts gibt und in welchen Schlafphasen diese stattfinden.
Danach folgt ein sechswöchiges digitales Schlaf-Coaching, das auf dem individuellen Schlafmodell aufbaut: Das Schlafmodell zeigt, wie lange der Studienteilnehmer zum Einschlafen gebraucht hat, wie oft nachts aufgewacht wird, welche Schlafphasen wann durchgemacht werden und wie lange das neuerliche Einschlafen dauert. In Zusammenarbeit mit Psychologen werden den Studienteilnehmern dann Tipps zur richtigen Schlafhygiene gegeben. Das sind Hinweise über den richtigen Zeitpunkt, um in Bett zu gehen, aber auch Entspannungsübungen oder Rituale vor der Schlafenszeit.
Wer bei Studie mitmachen kann
Mitmachen kann jeder aus dem Raum Salzburg mit Schlafproblemen im Alter von 30 bis 75 Jahren. Ausgenommen sind Menschen mit akuter psychischer oder neurologischer Erkrankung sowie jene, die an Schlafapnoe leiden. Das virtuelle Schlaflabor wird übrigens vom Land Salzburg gefördert und ist im Rahmen der Studie kostenlos. Die Anmeldung zur Studie und weiterführende Infos findet ihr HIER.

Künftig soll es dann auch eine kabellose Lösung geben, um noch mehr Menschen die Möglichkeit zur Überprüfung ihres Schlafes zu geben. Ziel ist es, dank einfacher Sensoren überhaupt nicht mehr in die Uni kommen zu müssen.
Tipps für guten Schlaf
Schabus hat noch eine Faustregel für guten Schlaf parat: Regelmäßig zur gleichen Zeit ins Bett gehen, "denn der Körper stellt sich darauf ein." Außerdem sollte man nicht unbedingt nach Ende eines spannenden Thrillers unter die Bettdecke hüpfen: "Nach einer Erregung brauchen wir Entspannung". Und falls man sich doch mal im Bett hin und her wälzt, dann ist es sehr hilfreich, nach etwa 30 Minuten aufzustehen und den Körper zu aktivieren. Danach geht auch das Einschlafen besser.
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