Volksbegehren gestartet

Rettet ein Bundes-Jagdgesetz die heimischen Schutzwälder?

Veröffentlicht: 12. Juli 2023 12:34 Uhr
Eine bundesweit gesetzliche Regelung sowie strengere Richtlinien für die Jagd fordert ein aktuelles Volksbegehren. Dafür haben sich Natur- und Tierschützer:innen sowie einige Jäger zusammengetan. Bisweilen ist die Jagd Ländersache – und das soll aus Sicht der Salzburger Verantwortlichen auch so bleiben.

Rund 130.000 registrierte Jäger:innen gibt es österreichweit. In Salzburg zählt die Jägerschaft gut 11.000 Mitglieder. Geregelt wird die Jagd in den jeweiligen Gesetzen der Bundesländer – ein österreichweites Gesetz gibt es nicht. Das will nun das Volksbegehren unter dem Titel „Für ein Bundes-Jagdgesetz“ ändern. Die Initiator:innen, darunter übrigens auch VGT-Obmann Martin Balluch, wollen die Jagd neu regeln, was über ein für alle Länder einheitliches Gesetz passieren soll. Konkret will man etwa die unterschiedlichen Schonzeiten vereinheitlichen oder die Gatterjagd vollständig abschaffen. Die Jagd müsse gesamtgesellschaftlichen Interessen dienen und ökologisch-tierschutzgerecht erfolgen. Getragen wird das Begehren von den Organisationen "Tierschutz Austria", "Ökologischer Jagdverband", "Verein gegen Tierfabriken" und AG "Wildtiere im Forum Wissenschaft und Umwelt".

Aus Sicht der Initiator:innen erlauben die Landesgesetze „tierquälerische Jagdmethoden, Bejagung seltener Arten, Abschuss von Elterntieren mit Jungen oder Tötung von wildernden Hunden und Katzen“, heißt es auf der Webseite des Volksbegehrens, auf der man auch online für das Bundes-Jagdgesetz unterschreiben kann.

Jagd und Wald gehören zusammen

Der Wald zeige, ob die Jagd stimme, davon ist Franz Puchegger, einer der Initiatoren und Obmann des „Ökologischen Jagdverbandes Österreich“ überzeugt. Etwa zwei Drittel des österreichischen Waldes leide unter zu hohen Schalenwilddichten (zum Schalenwild zählen Rotwild, Gamswild, Rehwild, Steinwild, Muffelwild, Schwarzwild, Damwild und Elchwild) und könne sich daher nicht ausreichend verjüngen. Auch die Schutzwälder in Salzburg seien davon betroffen, so Puchegger im SALZBURG24-Gespräch. „In unseren Wäldern gibt es zu viel Rotwild, weil es zu viel gefüttert wird. Der Mensch braucht sich nicht so sehr in den Wald einmischen“, sagt der Ökojäger, der den Blick auf Biodiversität und Tierschutz richtet und den Trophäenkult in der Jägerschaft, „bei dem es nur darum geht, wer den größten Hirsch geschossen hat“, massiv kritisiert. Trophäenschau, Wildfütterung und überbordender Bürokratismus mit neun Landes-Jagdgesetzen würden seit Jahrzehnten Österreichs Wälder und zerstören und verhindern das natürliche Aufkommen eines Mischwaldes, ist Puchegger überzeugt. Bleibt eine Anpassung der Jagdregeln in Österreich aus, hätte das auch massiv negative Auswirkungen auf den Wald und würde in weiterer Folge Umweltkatastrophen forcieren. „Die durch den Klimawandel angeheizten Vermurungen werden mehr, Muren und Lawinen nehmen zu, Stürme werden stärker und dann kommt der Borkenkäfer.“

Salzburgs Schutzwald in schlechtem Zustand

Tatsächlich ist Salzburgs Schutzwald (und das ist immerhin die Hälfte des gesamten Waldbestandes im Bundesland) in einem schlechten Zustand, weshalb er seine Funktion „nur noch mangelhaft erfüllen kann“, ist etwa auf der Homepage des Landes Salzburg zu lesen. Als Ursachen dafür werden die flächige Überalterung und die fehlende oder mangelhafte Verjüngung des Gebirgswaldes ausgemacht. Aufgrund der Dringlichkeit des Problems wurde ein Schutzwaldkonzept entwickelt, das eine Reihe von Maßnahmen beinhaltet, die den Wald in Salzburg wieder gesünder und klimafitter machen sollen. Darunter fallen etwa die Neuaufforstung bisher nicht bestockter Flächen in Einzugsgebieten von Wildbächen und Lawinen oder die Hochlagenaufforstung zur Anhebung oder Sicherung der Waldgrenze. Von 2013 bis 2022 investierten Bund, Land und Interessenten rund 9,2 Millionen Euro in Erhaltung und Verjüngung der entsprechenden Baumbestände, informiert das Land Salzburg.

Svazek: "Jagd ist Bereich mit regionalen Unterschieden"

Dass auch Jägerinnen und Jäger die Gesundheit des heimischen Waldes im Blick haben sollten, ist unstrittig. Doch die Argumentationen der Initatior:innen für ein Bundes-Jagdgesetz will man – wenig überraschend – nicht gelten lassen. Dementsprechend erteilt Salzburg dem Vorstoß eine klare Absage: „Die Jagd ist in den Händen der Länder und Jägerschaften sehr gut aufgehoben. Wir werden uns in Salzburg auch gegen jedwede Bestrebungen fragwürdiger Gruppierungen, diese Kompetenz auszuhebeln und zu zentralisieren, wehren. Die Jagd ist ein besonders lebensnaher Bereich mit regionalen Unterschieden, die effizientes und rasches Handeln, sowie die Bereitstellung von Lösungen vor Ort verlangt“, lässt Salzburgs LHStv. Marlene Svazek (FPÖ) auf SALZBURG24-Anfrage in einem schriftlichen Statement ausrichten. Die Frage, ob es für die Zukunft Anpassungen im Salzburger Jagdgesetz braucht, blieb unbeantwortet.

Kopie von Marlene Svazek symb_hochsitz SALZBURG24/Naderer
LHStv. Marlene Svazek ist selbst Jägerin und lehnt ein einheitliches Bundes-Jagdgesetz ab.

Jagd verstärkt im öffentlichen Diskurs

Und damit dürfte Svazek ganz im Sinne von Salzburgs Jägerinnen und Jägern sprechen. Denn laut Puchegger zähle der „Ökologischer Jagdverband“ lediglich einzelne Mitglieder, die aus Salzburg kommen, "die medial aber nicht in Erscheinung treten wollen." Deutlich stärker vertreten sind hingegen die Bundesländer Oberösterreich, Niederösterreich, Kärnten und Steiermark. Insgesamt zählt der Verein rund 500 Mitglieder und ist seit 2009 österreichweit aktiv.

Fakt ist, die Jagd ist wieder Thema in der öffentlichen Diskussion geworden – nicht zuletzt aufgrund der zahlreichen Wolfsrisse und Bärensichtungen in der jüngsten Vergangenheit. Wohl auch deshalb, hat die Österreichische Jägerschaft vor wenigen Tagen eine großangelegte Informationskampagne gestartet, in der sie vor allem "die junge und urbane Bevölkerung" den gesellschaftlichen Nutzen des ehrenamtlichen Handwerks Jagd näherbringen will.

(Quelle: salzburg24)

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