Die Arbeiterkammer Salzburg analysiert laufend die aktuellen Entwicklungen am Salzburger Arbeitsmarkt. Die aktuelle Studie für das Jahr 2013 wurde in Zusammenarbeit mit dem unabhängigen Wirtschaftsforschungsinstitut erstellt. AK-Präsident Siegfried Pichler: „Unsere Analysen wurden jetzt von unabhängiger Seite bestätigt. Es braucht eine Qualitätsoffensive und Zuwachs bei ganzjährigen Vollzeit-Arbeitsplätzen!"
Rückläufige Vollzeitbeschäftigung
Seit mehr als 20 Jahren ist der Anteil der Vollzeitbeschäftigung in Salzburg rückläufig. Hier kam es zu einem dramatischen Rückgang von 89,3 Prozent im Jahr 1990 auf nunmehr 74,3 Prozent. Ähnlich gestaltet sich die Entwicklung bei jenen Vollzeitbeschäftigten, die einen Ganzjahresarbeitsplatz haben: deren Anteil sank seit dem Jahr 2000 von 57,6 Prozent auf nur mehr 51,4 Prozent.
2012 waren 130.000 von etwa 255.000 Beschäftigten im Bundesland Salzburg ganzjährig vollzeitbeschäftigt. Gegenüber dem Jahr 2000 stieg die Gesamtbeschäftigung insgesamt um 13 Prozent. Im Vergleichszeitraum stieg allerdings der Anteil jener Menschen, die mehr als die Hälfte des Jahres nicht in Beschäftigung stehen, um rund 25 Prozent. Insgesamt führt das dazu, dass es zunehmend schwieriger wird, dauerhaft in Arbeit zu bleiben. Man muss häufiger den Job wechseln oder mehr Zeit in der Arbeitslosigkeit verbringen.
Teilzeit-Plus in Salzburg
Salzburg hatte zwar im vergangenen Jahr eine Arbeitslosenquote von 5,1 Prozent – und damit gemeinsam mit Oberösterreich den geringsten Wert aller Bundesländer – „doch das Bundesland bleibt bei der Beschäftigung hinter der Österreich-Entwicklung zurück. Getragen ist dieser Zuwachs an Arbeitsplätzen vor allem von einem Teilzeit-Plus", erklärt Helmut Mahringer vom Wirtschaftsinstitut.
Waren im Jahr 2000 noch 18,2 Prozent der Salzburger Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in einem Teilzeitverhältnis beschäftigt, sind es 2011 bereits 25 Prozent gewesen. Das sind rund 17.400 Personen mehr als elf Jahre zuvor. AK-Präsident Siegfried Pichler: „Eine vergleichsweise niedrige Arbeitslosenquote ist kein Grund in Jubel auszubrechen - wenn Arbeitslosigkeit durch prekäre Beschäftigung und Teilzeit-Jobs abgelöst wird! Wenn schon Menschen mit Vollzeitbeschäftigung im Hochpreisland Salzburg mit ihrem Einkommen schwer auskommen, werden Grundbedürfnisse wie Wohnen und Güter des täglichen Bedarfs für Teilzeitbeschäftigte zum unleistbaren Luxus. Von den negativen Folgen auf die spätere Pension ganz zu schweigen."
Teilzeitarbeit ist weiblich
Bei der ganzjährigen Vollzeit-Arbeit sank der Frauenanteil zwischen den Jahren 2000 und 2011 von 36,9 auf 32,1 Prozent. Bemerkenswert ist daher der hohe Frauenanteil unter den Teilzeitbeschäftigten: „86,5 Prozent der teilzeitbeschäftigten Frauen arbeiten das ganze Jahr. Teilzeit-Arbeit ist für diese Gruppe also kein Übergangszustand, sondern die dauerhafte Erwerbssituation", sagt Helmut Mahringer, „dazu passt zudem, dass gleichzeitig vor allem Frauen und Junge im Bundesland bei atypischer Beschäftigung überrepräsentiert sind."
Die unterschiedliche Struktur der Bezirke wirkt sich dabei ebenfalls auf die Frauenbeschäftigung aus. In der vom Handel und Dienstleistungen geprägten Stadt Salzburg sind mehr als die Hälfte der beschäftigten Frauen das ganze Jahr in einem Dienstverhältnis. In den anderen Bezirken sind es deutlich weniger. Die eher produktionsbezogenen Bezirke Flachgau und Tennengau haben einen niedrigeren Anteil weiblicher Ganzjahresarbeitsplätze.
Zwei-Klassen-Arbeitsgesellschaft
Genau anders herum ist es bei den Männern. Hier zeichnet sich eine Polarisierung zwischen stabil Vollzeit-Beschäftigten und einer kleinen aber wachsenden Gruppe Teilzeit-Beschäftigter ab, die nicht dauerhaft im Erwerbsleben Fuß fassen kann. Das ist vor allem auf Saisonbeschäftigung zurückzuführen. Der Anteil ganzjährig Teilzeit-Beschäftigter nahm dadurch um fast 15 Prozent ab, jener der nicht ganzjährig Beschäftigten deutlich zu.
Gering qualifizierte haben es besonders schwer
Auch die Bildung wirkt sich spürbar aus. Der Anteil gering Qualifizierter nahm insgesamt ab, vor allem bei jenen, die ganzjährige Beschäftigungsverhältnisse haben. Gleichzeitig finden sich immer mehr gering Qualifizierte in Teilzeit-Arbeit, besonders bei Saison-Jobs wie im Tourismus oder am Bau. Diese Menschen haben schlechtere Chancen am Arbeitsmarkt. Zwischen 2000 und 2012 stieg ihr Anteil in diesen Bereichen von 20 Prozent auf über 36 Prozent.
Ausländeranteil hat sich mehr als verdoppelt
Das wiederum betrifft oft Arbeitskräfte aus anderen Ländern. Im Jahr 2000 war jeder zehnte Arbeitnehmer in Salzburg nicht aus Österreich. 2012 ist es fast jeder Fünfte (18,3 Prozent) gewesen. „Besonders bei temporären Beschäftigungsverhältnissen gab es einen signifikanten Anstieg ausländischer Arbeitskräfte von 18,4 auf 38,7 Prozent", so Mahringer.
Teilzeitarbeit wächst rasant
Die Studie zeigt außerdem, dass in jenen Bereichen mit einem hohen Teilzeit-, und Frauenanteil wesentlich mehr neue Jobs entstehen. Im Tourismus etwa, wo der Anteil an Frauenteilzeitarbeit überproportional vertreten ist, wuchs die Beschäftigung zwischen den Jahren 2000 und 2012 um 42 Prozent.
Im Gegensatz dazu kommt der quasi Vollzeit-Garant, der so genannte produzierende Sektor mit rund 90 Prozent der ganzjährig beschäftigten Arbeitnehmer, im selben Zeitraum nur auf ein Wachstum von 3 Prozent. Eine dramatische Entwicklung für den AK-Präsidenten: „Das bedeutet auch, dass die Einkommen generell sinken, denn gut bezahlte Arbeitsplätze im Produktionssektor werden weniger, während vergleichsweise schlechter bezahlte Dienstverhältnisse im Tourismus oder Handel sprunghaft steigen. Auch das ist vor dem Hintergrund der Teuerung, der kalten Progression, der Preisexplosion bei Gütern des täglichen Bedarfs und der hohen Wohnkosten höchst problematisch, weil die Menschen immer weniger Geld zur Verfügung haben!"
Vergleich der Salzburger Bezirke
Auch die regionalen Unterschiede in der Wirtschaftsstruktur sind teils deutlich. In der Stadt Salzburg sind private Dienstleistungen dominant. Im Tennengau und Flachgau hat der produzierende Sektor einen hohen Anteil am Beschäftigungsaufkommen. Pinzgau, Pongau und Lungau sind vor allem durch den Tourismus geprägt, in dem im Jahresschnitt jeder fünfte Salzburger Arbeitnehmer werkt.
In der Stadt Salzburg arbeiten mehr Beschäftigte in großen Betrieben (mehr als 250 Beschäftigte) als in den umliegenden Regionen. Dort, besonders in den touristisch geprägten Gebieten, gibt es deutlich weniger Beschäftige in großen Unternehmen. Firmen mit weniger als 25 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern haben im Schnitt die höchsten Teilzeitquoten und stellen häufiger atypisch an. Das überträgt sich auf die Einkommen: Das mittlere Einkommen ist in Großbetrieben deutlich höher als in mittleren und insbesondere in kleinen Unternehmen. So liegt das Bruttomedianeinkommen in Betrieben mit mehr als 250 Beschäftigten um 30,5 Prozent über jenem in Kleinbetrieben (unter 5 Mitarbeiter).
Unterschiede wegen Saison-Arbeit
In der Stadt Salzburg, dem Tennengau und dem Flachgau ist die durchschnittliche Beschäftigungsdauer pro Jahr ähnlich hoch wie im österreichischen Durchschnitt (rund 86 Prozent). Im Pinzgau, Pongau und Lungau sind die Werte deutlich niedriger – knapp 75 Prozent. Dieser Unterschied ergibt sich vor allem durch den hohen Anteil an saisonaler Beschäftigung.
Qualitätsoffensive für Vollzeitbeschäftigung
Deshalb braucht es laut AK-Führung jetzt mehr denn je eine Qualitätsoffensive am heimischen Arbeitsmarkt: „Einerseits wird über Fachkräftemangel geklagt, andererseits holt man jede Menge billige ausländische Arbeitskräfte, die ohne viel Diskussion über ihre Qualifikation eingestellt werden und so oftmals zu einem Verdrängungseffekt zwischen alter und junger ausländischer Arbeitskraft beitragen. Statt die Arbeitsbedingungen so zu verbessern, dass die Jobs für Einheimische interessant werden, schaut man lieber woanders. Kein Wunder, dass es dann immer mehr Menschen schwer fällt, einen halbwegs sicheren Job zu finden, bei dem auch die Rahmenbedingungen passen", kritisiert Pichler. Zu solch einer Qualifikationsoffensive gehört laut dem AK-Präsidenten vor allem, dass mehr in gute Jobs investiert wird. Von den Unternehmen, aber auch von politischer Seite.
Land Salzburg ist gefordert
Hier ist also auch das Land gefordert, Impulse zu einer Qualitätsoffensive zu setzen. So könnte Wirtschaftsförderung auf die Schaffung von Ganzjahresarbeitsplätzen abzielen. „Wirtschaftsförderung sollten nur jene Unternehmen erhalten, die ein Beschäftigungsausmaß von mindestens 10 Monaten im Kalenderjahr garantieren", schlägt AK-Direktor Schmidt vor, „also keine Gießkanne, sondern eine Wirtschaftsförderung, die gezielt strukturelle Schwächen beseitigt, denn letztendlich lohnen sich gute Jobs sowohl für die Arbeitgeber als auch die Arbeitnehmer!"
(Quelle: salzburg24)