Ein Zwölfjähriger wurde am vergangenen Samstag in der Steiermark von einer Schlange, vermutlich einer Kreuzotter, gebissen und musste medizinisch versorgt werden. Muss man sich auch in Salzburg vor Schlangenbissen fürchten? Wir haben beim Herpetologen Peter Kaufmann vom Haus der Natur nachgefragt, wie gefährlich heimische Schlangen sind und warum sie einen Monat zu früh unterwegs sind.
"Schlangen sind wechselwarme Tiere. Ihre Körpertemperatur schwankt je nach Außentemperatur. In den kalten Monaten fallen sie also in eine Winterstarre und können sich nicht mehr bewegen. Sobald es wieder wärmer wird, 'tauen' auch die Schlangen wieder auf", erklärt Kaufmann im SALZBURG24-Gespräch am Montag und warnt: „Der Höhepunkt findet normalerweise im Mai statt, aber es tummeln sich bereits einige Schlangen. Damit sind wir heuer besonders früh dran.“ Als Ausnahme nennt er die Kreuzotter – diese können bereits im Februar aus der Winterstarre erwachen.
Klimawandel trifft auch Reptilien
Besonders Kreuzottern sind laut dem Schlangenexperten vom Klimawandel betroffen. Zusätzlich zu anderen Gefahren sorge „die fehlende Feuchtigkeit für einen gewaltigen Veränderungsdruck für die Tiere“. Kreuzottern sind laut Angaben des deutschen Naturschutzbundes wichtig für das Ökosystem. Mit ihrer Futterliste von Mäusen und Ratten tragen sie zum natürlichen Gleichgewicht bei der Population der Nagetiere bei. Außerdem stehen die Kriechtiere selbst auf der Speisekarte von Füchsen, Adlern oder Störchen.
Für andere Reptilien sei das wandelnde Klima in Salzburg zwar besser, trotzdem zeigt sich Kaufmann besorgt: „Die Tierwelt wird durch die hohen Temperaturen komplett durcheinandergebracht.“
Diese Schlangen gibt es in Salzburg
Im Bundesland Salzburg sind vier Schlangenarten heimisch. Alle stehen auf der Roten Liste gefährdeter Arten und genießen Schutzstatus.
- Ringelnattern kommen bei uns am häufigsten vor. Sie leben in der Gegend von Gewässern.
- Schlingnattern leben in wärmebegünstigten Gebieten, wie zum Beispiel an Waldrändern oder Gleisen. Sie werden sogar als gefährdet eingestuft. Das könne laut Kaufmann aber auch daran liegen, dass sie so selten gesichtet werden.
- Äskulapnattern leben in Auen und sind die größten Schlangen in Salzburg. In der Regel messen die Tiere eine Länge von 120 Zentimetern, erwachsene Männchen können auch eineinhalb Meter lang werden.
- Kreuzottern sind die einzigen heimischen Schlangen, die giftig sind. Sie leben hauptsächlich im Gebirge und in Moorgebieten wie in Bürmoos oder bei den Trumer Seen.
Wie viele Schlangen es pro Art und insgesamt gibt, kann Kaufmann nicht sagen. „Das würde uns freuen. Wir können die Zahlen nur anhand von Meldungen von Schlangenfunden schätzen. Diese sind aber nicht aussagekräftig, weil ein Schlangenfund etwas sehr Seltenes ist“, erklärt der Herpetologe.
Was tun, wenn man eine Schlange findet?
Auch wenn es laut Kaufmann selten passiert, entdecken Menschen immer wieder Schlangen in ihren Gärten oder beim Wandern. Die Reaktionen reichen dann von Faszination bis zur Furcht – vor den Schlangen fürchten müsse man sich aber nicht. Aber wie verhält man sich im Fall einer Begegnung richtig? „Zuerst sollte man sich freuen, denn ein Fund ist etwas Besonderes“, meint der Schlangenexperte und erklärt weiter: „Schlangen flüchten dann in der Regel von selbst. Ansonsten kann man kurz auf den Boden aufstampfen, damit sie sich wieder in ihr Versteck zurückziehen.“
Bisse für gesunde Menschen ungefährlich
Schlangen sind scheue Tiere, dennoch kommt es immer wieder zu Schlangenbissen. Für gesunde, erwachsene Menschen seien Bisse in der Regel nicht gefährlich. Kinder und ältere Menschen sind laut Kaufmann eher gefährdet. Zur Sicherheit sollten die Bisse immer medizinisch abgeklärt werden – vor allem, wenn man von einer Kreuzotter gebissen wurde. „Aber nicht jeder Biss einer Kreuzotter ist giftig, manche sind ‚trocken‘. Denn die Tiere brauchen das Gift für die Jagd auf Nahrung und müssen daher haushalten“, so der Herpetologe.
So erkennt ihr eine Kreuzotter:
- Größe und Form: Kreuzottern sind im Durchschnitt etwa 50 bis 70 Zentimeter lang. Ihr Körper ist im Querschnitt dreieckig.
- Farbe und Muster: Kreuzottern haben eine variable Färbung, die von grau oder braun bis zu rötlich oder sogar schwarz reichen kann. Sie sind oft mit dunklen Flecken oder einem zickzackförmigen Bandmuster auf dem Rücken versehen. Dieses Muster kann jedoch variieren, insbesondere bei jungen Kreuzottern.
- Kopfform: Der Kopf einer Kreuzotter ist breit und abgeflacht, mit einer deutlichen Unterscheidung zwischen Kopf und Hals. Die Augen haben eine senkrechte Pupille, ähnlich der einer Katze.
- Schwanz: Der Schwanz einer Kreuzotter endet oft spitz.
- Verhalten: Kreuzottern sind in der Regel scheu und meiden den Kontakt mit Menschen. Wenn sie bedroht sind, können sie sich jedoch verteidigen, indem sie sich aufstellen und zischen. Ein auffälliges Verhalten ist das typische "Kreuzen", bei dem sie ihren Körper in S-förmige Windungen legen.
Die meisten Bisse könnten wohl aber vermieden werden, denn „am häufigsten werden Menschen in die Hand gebissen“, weiß Kaufmann. Das passiert beim Versuch, eine Schlange zu fangen. „Das ist aber strengstens verboten, weil die Tiere geschützt sind“, warnt der Experte.
Kaufmann selbst wurde schon öfter von einer Äskulapnatter gebissen. Als Herpetologe dürfe er zu Schulungs- und Forschungszwecken ausnahmsweise Schlangen fangen. „Grundsätzlich haben Schlangen keine Freude damit, wenn man sie aufhebt. Da können sie schon schnappen. Wenn man aber selbst ruhig bleibt und das Tier nicht stresst, beißt es auch nicht zu“, schmunzelt der Experte.
(Quelle: salzburg24)