Ob im Garten, auf der Terrasse oder sogar am Klo im eigenen Haus: Über Funde von Schlangen wird in aller Regelmäßigkeit berichtet. Und die Reaktionen darauf reichen von erregter Faszination über blanken Ekel bis zur puren Angst. Doch vor allem die Furcht vor den heimischen Reptilien sei übertrieben, wie Peter Kaufmann vom Haus der Natur am Montagvormittag im SALZBURG24-Gespräch versichert.
Wenn die Kreuzotter zubeißt
"Von denen im Land Salzburg vier verbreiteten Arten ist lediglich die Kreuzotter giftig", weiß Herpetologe Kaufmann. Sie gelten jedoch als sehr scheu, die bei Gefahr – so wie alle Schlangen – die Flucht ergreifen. Wenn sich das Tier einer massiven Bedrohung ausgesetzt sieht, es also angefasst oder getreten wird, kann die Kreuzotter durchaus zubeißen.

Der Biss der bis zu 70 Zentimeter langen Schlange ist für Menschen nur sehr selten lebensgefährlich. Bedrohlich kann es aber für kranke Kinder und ältere Menschen werden. Im schlimmsten Fall wird ein allergischer Schock durch das abgegebene Nervengift ausgelöst, weshalb ein Biss medizinisch abgeklärt werden sollte.
Vier Arten im Land Salzburg
Die weiteren Schlangen bei uns im Land Salzburg sind die Ringelnatter, Schlingnatter und Äskulapnatter. Sie können bei einer Bedrohung zwar auch zubeißen, nur ist das völlig ungefährlich. Und während sich die Äskulapnatter im Zuge des voranschreitenden Klimawandels und zunehmender Trockenheit weiter verbreiten dürfte, verliert die Feuchtigkeit liebende Kreuzotter aus genau diesem Grund ihren bereits stark gefährdeten Lebensraum.
"Alle vier Schlangenarten in Salzburg stehen auf der Roten Liste gefährdeter Arten und sollten aufgrund ihrer Standortreue bei einem der seltenen Funde im bzw. beim Haus in der Nähe wieder freigelassen werden", betont der Herpetologe vom Haus der Natur. Darüber hinaus sind Schlangen ein wichtiger Bestandteil des heimischen Ökosystems.
Weltweit gibt es in nahezu allen Regionen mehr als 3.800 Schlangenarten. Sie leben seit über 100 Millionen Jahren wechselwarm, räuberisch und hauptsächlich einzeln, was sie möglicherweise zu solchen vermeintlich unheimlichen Wesen macht.
Welche Rolle spielt der Klimawandel?
Die künftige Zunahme anderer Schlangenarten sei im Land Salzburg allerdings nicht zu erwarten, wie Kaufmann ausführt. Anders schaut es bei Eidechsen aus: "Mauereidechsen kamen über den internationalen Warentransport nach Österreich und sind heute vermehrt entlang von Bahngleisen anzutreffen."
Übrigens: Falls ihr eine Schlange etwa in eurem Garten seht, könnt ihr sie fotografieren und das Bild an die Expert:innen im Salzburger Haus der Natur schicken. Zeitnah bekommt ihr daraufhin eine Auskunft über das gesichtete Exemplar. Im Umgang mit Schlangen geschult werden in aller Regelmäßigkeit auch die Salzburger Feuerwehren. Im Fokus steht dabei das artgerechte Einfangen und anschließende Freilassen.
Woher kommt Angst vor Schlangen?
In der Evolutionsgeschichte hat die Schlange eine Bedrohung für Menschen dargestellt: Beim Anblick schlägt der Körper also Alarm, um sich auf den Kampf oder die Flucht vorzubereiten. Und auch in der Bibelgeschichte um Adam und Eva verbarg sich der Teufel im Gewand der Schlange, um das Paar mit einer hinterhältigen List zum Verzehr des verbotenen Apfels zu überreden.
Forschende fanden im Jahr 2017 heraus, dass die Furcht vor Schlangen tatsächlich einen evolutionären Hintergrund haben dürfte. Bei Untersuchungen an sechs Monate alten Babys konnte die Angst vor den Tieren buchstäblich an den Augen der heranwachsenden Menschen abgelesen werden.
Stellt euch der Schlangenphobie
Schon die Kleinsten reagierten beim Anblick von Schlangen und Spinnen gestresst. Die Wissenschafter gehen deshalb davon aus, dass beim Menschen Mechanismen im Gehirn angelegt sind, durch die wir sehr schnell Objekte als potenzielle Gefahr identifizieren und darauf reagieren können. Das sei die Basis dafür, Schlangen und Spinnen mit Gefahr oder Ekel zu verknüpfen, woraus sich wiederum Angststörungen oder Phobien entwickeln können. Auch würden Eltern ihre Ängste oftmals auf ihren Nachwuchs übertragen.
Das Haus der Natur bietet jeden Frühling kostenlose Exkursionen an, um den natürlichen Lebensraum der Schlangen kennenzulernen und den Teilnehmenden mögliche Ängste zu nehmen. Kaufmann: "Information ist wichtigste Mittel gegen Phobien jeglicher Art und im kontrollierten Rahmen kann sich den Ängsten gestellt werden." Vorausgesetzt, es zeigen sich überhaupt Schlangen, denn "die seltenen Tiere sind auch für Experten nur schwer zu finden, da braucht es schon Glück."
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(Quelle: salzburg24)