Zum vierten Mal in diesem Jahr hat die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag den Leitzins gesenkt. Der Einlagensatz, zu dem Geldhäuser bei der Notenbank überschüssiges Geld parken können, wurde um einen Viertelpunkt von 3,25 auf 3,0 Prozent nach unten gesetzt. Der Zinssatz, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Geld bei der EZB besorgen können, wurde von 3,40 auf 3,15 Prozent gesenkt.
Grundsätzlich hat der Leitzins die Funktion, auf Inflation oder Deflation zu reagieren, damit Erspartes nicht immer weniger wert wird. Doch welche Auswirkungen hat die Senkung nun für Menschen, die sparen oder einen Kredit aufnehmen möchten? Für Sparende hat die Zinssenkung grundsätzlich zur Folge, dass die Zinsen für Spareinlagen – wie Sparbücher, Tagesgeldkonten oder Festgeldkonten – ebenfalls sinken. Damit erhalten sie geringere Erträge auf ihre Einlagen.
"Es gibt hier auf jeden Fall einen Unterschied zwischen jenen, die bereits ein Sparprodukt haben und jenen, die eines abschließen wollen", teilt Walter Hager, Finanzexperte beim Verein für Konsumenteninformation (VKI), auf SALZBURG24-Anfrage am Freitag mit. Sollte bereits ein Produkt vorhanden sein, kommt es nun auf die Konditionen an: "Wenn man ein variables Sparprodukt abgeschlossen hat, wird es naturgemäß nach unten gehen. Bei etwas Fixem wird sich nicht viel ändern."
Sparen: Vorsicht bei "Lockangeboten"
Bei Neuabschlüssen müsse man nun schnell sein, weil die Banken rasch auf die Zinssenkung reagieren würden: "Wenn die Zinsen sinken, ist es immer gut, sich nun schnell attraktivere Zinskonditionen zuzusichern." Allerdings rät Hager zur Vorsicht bei "Lockangeboten" – da könne es sein, dass man für Einlagen rasch 3,5 Prozent erhalte, allerdings mit einer Laufzeit von wenigen Monaten. "Ein Produkt mit 2,5 bis 3 Prozent kann man mal für gewisse Zeit laufen lassen, dann hat man zumindest die Inflation ‚geschlagen‘."
Aktuell mache sparen wieder mehr Sinn als noch vor einigen Jahren, als die Inflation höher war als das Zinsniveau. Empfehlenswert sei es, sich immer wieder umzusehen und häufiger die Produkte je nach Zinsen zu wechseln. "Es ist aktuell grundsätzlich sinnvoll, einen Teil seines Geldes in Sparprodukten anzulegen. Wenn man aber wirklich einen Ertrag oder eine Rendite erwirtschaften will, dann führt an Aktien oder am Kapitalmarkt kein Weg vorbei."
Variabler Kredit: "Da kann man sich freuen"
Bei den Krediten wirke sich die Zinssenkung ähnlich aus wie beim Sparen. "Wenn man einen Kredit hat, der variabel verzinst ist, kann man sich freuen." Bei der nächsten Anpassung, die üblicherweise quartalsweise erfolgt, werde die Rückzahlung günstiger. Für die fixverzinsten Kredite ändere sich hingegen nichts.
Bei Neuabschlüssen stelle sich zuerst natürlich die Frage, ob man einen variablen oder einen Kredit mit Fixzinssatz abschließen möchte. "Je nach Bonität liegt der Fixzinssatz bei einem Kredit aktuell zwischen 3 und 3,5 Prozent", so Hager. "Wer ruhig schlafen möchte, sollte etwas Fixes abschließen. Dann hat man eine fixe Rate, mit der man kalkulieren kann." Menschen, die sich einen Kredit leichter leisten können, rät der VKI-Experte zu einem variablen Angebot.
Krisen sorgen für unsichere Aussichten
In der Eurozone wird aktuell davon ausgegangen, dass sich die Inflation im kommenden Jahr rund um die 2 Prozent-Marke einpendelt. Die aktuelle Zeit beschreibt Hager allerdings als volatil: "Bei Verwerfungen wie Kriegen kann es aber schnell gehen und die Inflation springt rasch nach oben. Damit geht unvermeidlich auch der Zinssatz mit nach oben." Unklar sei auch noch, welche globalen Auswirkungen die vom designierten US-Präsidenten Donald Trump angekündigten Zölle mit sich bringen.
(Quelle: salzburg24)