Die Pollen fliegen wieder – und viele Allergikerinnen und Allergiker spüren das derzeit massiv. Das bestätigt der Österreichische Polleninformationsdienst (ÖPID), bei einem Pressegespräch am Dienstag. Erste Hasel- und Erlenpollen wurden nach einem warmen und trockenen Winter schon Mitte Jänner gemessen. Weil das Wetter im Februar recht wechselhaft war, nahm die Saison zunächst nur langsam Fahrt auf. Mit dem strahlenden Hochdruckwetter in der ersten Märzwoche kam es allerdings zu einem sprunghaften Anstieg der Pollenkonzentration im ganzen Land – und damit auch zum ersten Belastungsgipfel.
"Abrupter Anstieg an Pollenmenge besonders belastend"
Lukas Dirr, aerobiologischer Leiter des Polleninformationsdienstes, erklärt: „Der abrupte Anstieg an Pollenmenge wurde von Allergikern als besonders belastend wahrgenommen. Nicht allein die Menge an Pollen bestimmt die Intensität der Beschwerden, sondern auch, wie rasch der Pollenflug einsetzt.“ Zusätzlich spiele die Luftqualität eine entscheidende Rolle. Schadstoffe – insbesondere Ozon – können Symptome verstärken.
Aktuelle Situation in Salzburg
Laut dem Salzburger Pollenwarndienst dürfte die Hauptblüte der Hasel und Erle in der Landeshauptstadt und in den Niederungen des Flach- und Tennengaus mittlerweile überstanden sein. Allerdings sorgen die milden Temperaturen weiterhin für eine hohe Pollenkonzentration. Im Pinzgau, Pongau und Lungau steht der Peak hingegen noch bevor. Mit allergischen Belastungen durch Hasel- und Erlenpollen ist voraussichtlich noch bis Ende März oder Anfang April zu rechnen, so der ÖPID. Die Esche erreicht dann zwischen Mitte März und Mitte April ihren Höhepunkt.
Hoffnung für Birkenpollen-Allergiker
Gute Nachrichten gibt es heuer für jene, die auf Birkenpollen allergisch sind: Die diesjährige Saison dürfte milder ausfallen, teilt der Polleninformationsdienst mit. Grund ist ein Zwei-Jahres-Rhythmus, wie Dirr ausführt: „Jahre mit hohen und geringeren Pollenmengen wechseln sich ab. 2024 war als überdurchschnittliches Jahr einzustufen, weshalb Allergiker heuer in ganz Österreich auf eine weniger intensive Birkenpollensaison hoffen dürfen.“ In Westösterreich erstreckt sich die Birkensaison heuer vermutlich von Mitte März bis Mitte Mai. Der Höhepunkt dürfte etwa Mitte April und damit etwas später als im Osten erreicht sein.
Unkraut Ragweed breitet sich aus
Anfang April steht die Blüte der Gräser an, gefolgt von der Wildkraut- und Gewürzpflanze Beifuß, die meist Mitte August ihre Spitze erreicht. Das Unkraut Ragweed, das seit einigen Jahren zum Teil auch in Salzburg zu finden ist, schließt die Pollensaison vom Spätsommer bis in den Oktober hinein vorerst ab. Danach haben Allergiker:innen rund zwei Monate Ruhe bis die kälteresistente Purpurerle im Dezember mit ihrer Blüte beginnt.
Pollenbelastung an 300 Tagen im Jahr
Auswirkungen machen sich beim Thema Pollen durch klimatische Veränderungen bemerkbar. So verschieben sich die Blühphasen vieler allergieauslösender Pflanzen, wie der Aerobiologe erklärt: „Sie setzen früher ein, dauern länger und fallen teilweise intensiver aus. Dadurch verkürzt sich die pollen- und beschwerdefreie Zeit zunehmend und umfasst inzwischen oft nur noch wenige Wochen im Jahr.“ Mittlerweile seien 300 Tage des Jahres durch Pollen belastet.
Auch Niederschläge können eine Rolle spielen. Wie sich die Pflanzen entwickeln, hänge nämlich stark davon ab, wie viel Regen im April fällt. Denn Niederschlag ist jedenfalls positiv für das Pflanzenwachstum. Allgemein könne man aber nicht sagen, dass es automatisch weniger Pollen gibt, wenn es recht trocken ist.
Pollen bei Allergien an erster Stelle
Bei etwa der Hälfte der Menschen in Österreich – und auch in Salzburg – fallen Allergietests positiv aus. In diesem Fall spricht man von einer Sensibilisierung. Wiederum die Hälfte davon leidet tatsächlich an einer Allergie mit Symptomen. Pollen – vor allem von Gräsern und Birken – stehen laut Fritz Horak, dem ärztlichen Leiter des Allergiezentrums Wien West, an erster Stelle. Zu den klassischen Symptomen zählen eine laufende und juckende Nase, geschwollene Augen, Husten und womöglich auch Asthma. Fieber trete selten auf.
Symptomatische oder Immun-Therapie
Obwohl Allergien also weit verbreitet sind und künftig noch zunehmen dürften, würden sie häufig unterschätzt. „Eine unbehandelte allergische Entzündung kann sich ausbreiten und auf die unteren Atemwege übergreifen. Chronisches Asthma ist die Folge“, warnt Horak. Etwa drei Viertel aller Kinder würden ihre Allergie bis zum Erwachsenenalter behalten. Bei der Behandlung gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine ist die symptomatische Therapie. Dabei werden Medikamente mit Antihistaminika zum Beispiel als Tabletten oder Saft eingenommen. Werden sie abgesetzt, kehren Beschwerden jedoch wieder zurück. Auch das Fortschreiten der Erkrankung kann so nicht aufgehalten werden.
Eine zweite Variante ist die allergenspezifische Immuntherapie. Diese kann laut Horak bereits bei Kindern ab fünf oder sechs Jahren eingesetzt werden. Konkret wird dabei ins Immunsystem eingegriffen, damit dieses nicht mehr allergisch reagiert. Allergenextrakte können gespritzt oder als Tablette oder Tropfen eingenommen werden. Üblicherweise dauert die Therapie drei Jahre. Der Effekt hält dem Mediziner zufolge im Schnitt rund zehn Jahre an. Und schließlich kann man versuchen, der Belastung so gut es geht aus dem Weg zu gehen.
(Quelle: salzburg24)