Weihnachten gilt als Zeit des Schenkens, Beisammenseins und Genusses. Doch für rund 1,5 Millionen Menschen in Österreich ist das Weihnachtsfest mit vielen Sorgen behaftet – sie sind armutsgefährdet und haben somit schon nur knapp die finanziellen Mittel für das tägliche Leben zur Verfügung. In Salzburg betrifft das rund 61.000 Menschen, davon sind 20.000 Kinder und junge Erwachsene, wie der aktuelle Bericht der Salzburger Armutskonferenz zeigt.
Was ein Leben an der Armutsgrenze bedeutet
Die Armutsgefährdungsgrenze liegt in Österreich derzeit bei 1.572 Euro monatlich für einen Ein-Personen-Haushalt. Für jede weitere erwachsene Person im Haushalt erhöht sich der Wert um 786 Euro im Monat, für jedes Kind unter 14 Jahren um 472 Euro. Dieser Wert bedeutet im Wesentlichen, dass die Betroffenen einen ständigen finanziellen Engpass erleben, ohne jeglichen Spielraum für unvorhergesehene Ausgaben.
Rund um Weihnachten werde das Jahr für Jahr für viele besonders spürbar, so die Volkshilfe in einer Aussendung. „Vielen fehlt es an Geld für zumindest Kleinigkeiten für die Kinder und ein Essen zu den Feiertagen.“ Durch die Teuerung sind vor allem die Preise für Notwendiges wie Energie und Lebensmittel weiterhin hoch. Viele Familien hätten daher bereits Schwierigkeiten, die Ausgaben des täglichen Lebens zu decken.
Armut in Salzburg in Zahlen
- Betroffene in Salzburg: 61.000 Menschen bzw. 10,9 Prozent sind armuts- oder ausgrenzungsgefährdet (EU-SILC 2023).
- Kinder und junge Erwachsene: 20.000 bzw. 15 Prozent der unter 25-Jährigen sind von Armut und Ausgrenzung betroffen.
- Vergleich zum Vorjahr: Rückgang von 72.000 Menschen (13 Prozent in 2022) auf 61.000 in 2023.
- Armutsgefährdungsschwelle: 1.572 Euro monatlich für einen Einpersonen-Haushalt (Stand 2024).
- Anhebung der Schwelle: +786 Euro für jede weitere erwachsene Person, +472 Euro für jedes Kind unter 14 Jahren im Haushalt.
Dass sich nicht jede:r festliche Feiertage leisten kann, bemerkt auch die Schuldenberatung: Mit Jahresanfang gehe dort oft eine Flut an Anfragen ein. „Weihnachten und das Schenken sind eine sehr emotional aufgeladene Sache. Viele Menschen übernehmen sich rund um die Feiertage finanziell“, so Schuldenberatung-Chef Clemens Mitterlehner. Er rät dringend davon ab, für Geschenke Schulden zu machen – in jeder möglichen Form. „Kontoüberzug, Ratenkauf, oder Vorschuss mit ausgeborgtem Geld – das muss die rote Linie sein.“
Weihnachtszeit bringt emotionalen Druck für Familien
„Besonders unter der Armut leiden Kinder, die zu Weihnachten oft auf Geschenke verzichten müssen. Sie sind meist auch sozial ausgegrenzt“, so Michael Opriesnig, Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes. Er hebt außerdem hervor, wie belastend es für Eltern ist, ihre Kinder nicht beschenken zu können. Diese Zerrissenheit werde zur Weihnachtszeit noch verstärkt, wenn der Wunsch, den Kindern ein freudiges Fest zu bereiten, mit den finanziellen Realitäten kollidiert.
Welche Erfahrungen habt ihr mit finanziellen Sorgen rund um das Weihnachtsfest? An welchen Stellen müsst ihr Abstriche machen? Falls ihr bereit seid darüber zu sprechen, meldet euch gerne unter anna.gruber@salzburg24.at bei uns!
Wo finden armutsgefährdete und armutsbetroffene Menschen Unterstützung?
In Salzburg können sich Menschen beispielsweise bei der Caritas, der Diakonie, der Volkshilfe, dem Hilfswerk und der Sozialen Arbeit gGmbH beraten lassen. Kostenfreie Lebensmittel werden bei den Tafeln ausgegeben. Sozialunterstützung muss in den Sozialämtern des Landes beantragt werden.
(Quelle: salzburg24)