Einer aktuellen Studie zufolge fühlen sich 75 Prozent der Österreicher in ihrem Job unterbezahlt. Doch schon allein der Gedanke an eine Gehaltsverhandlung ist oft mit Bauchschmerzen verbunden – und der Gang zum Chef wird hinausgezögert. Mit welchen Argumenten man seinen Arbeitgeber am besten überzeugen kann und wie man sich in der Verhandlung verhalten sollte, weiß Heimo Typplt, Leiter der Rechtsabteilung der Arbeiterkammer (AK) Salzburg.
1. Bereiten Sie das Gespräch gut vor
Informieren Sie sich zum Beispiel beim Betriebsrat oder bei den Fachgewerkschaften, was in Ihrem Betrieb oder Ihrer Branche für Ihre Tätigkeit gezahlt wird. Innerhalb der Firma muss offengelegt werden, welche Tätigkeit wie bezahlt wird. Die AK bietet weiters auch Informationen über Kollektivverträge und mit dem Gehaltsrechner des Bundesministeriums sehen Sie auf einen Blick, wie viel Lohn Ihnen zusteht und ob Ihr Gehalt fair ist. Und beim Gehaltskompass des AMS finden Sie Vergleichswerte zu den Gehältern von fast 1.800 Berufen auf Basis der Kollektivverträge.
2. Achten Sie auf die Terminwahl
Vermeiden Sie es, Ihren Chef zwischen Tür und Angel auf eine Gehaltserhöhung anzusprechen. Das zufällige Treffen am Gang, die Kantine oder Firmenfeiern sollten für ein solches Gespräch sowieso tabu sein. Und wenn der Chef mal im Büro ist, denken sich viele: „Jetzt marschier' ich einfach rein und sag, um was es geht" – ein fataler Fehler, der die Gehaltsverhandlung meist schon im Vorfeld platzen lässt. „Vereinbaren Sie für das Gehaltsgespräch mit Ihrem Arbeitgeber unbedingt einen Termin", rät Typplt. Auch der Chef sollte sich auf das Gespräch vorbereiten können, meint der Rechtsexperte. Ansonsten bestehe die Gefahr, dass sich die Entscheidung unnötig lange hinauszögert.
3. Lassen Sie die Argumente sprechen
„Gute Chancen für eine Gehaltserhöhung bestehen dann, wenn Sie überzeugende Argumente haben", schildert der Experte. Daher ist es ratsam beim Gespräch Ihren Nutzen für das Unternehmen ins rechte Licht zu rücken. Das heißt: Listen Sie alle Aufgaben auf, die Sie neu übernommen haben, alle Tätigkeiten, die Sie schon besonders gut machen, alle Verbesserungen, die Sie angeregt haben, alle Fortbildungen, die Sie gemacht haben.
Kommen Sie bei der Verhandlung auf Projekte, die Sie gemacht haben, zu sprechen und erwähnen Sie die Überstunden, die Sie für die Firma geleistet haben. Ebenso können Sie einen Vergleich mit Kollegen, die in Ihrer Gehaltsklasse liegen, ziehen. Gut ist es auch, wenn Sie Ideen haben, wie Sie sich im nächsten Jahr noch besser einbringen könnten. Dafür kann man dann auch – auf guter Basis – einen fairen Gegenwert verlangen.
Grundsätzlich gilt: Nur wer von sich selbst überzeugt ist, kann auch sein Gegenüber von sich begeistern.
4. Meiden Sie persönliche Argumente
Persönliche Argumente oder Emotionen bei einer Gehaltsverhandlung sollten unbedingt vermieden werden. „Argumente wie zum Beispiel ‚Ich brauche mehr Geld, weil ich ein Haus baue', interessieren den Chef nicht – und gehen ihn übrigens auch nichts an", so Typplt. Mit Argumenten wie etwa „Mein Gehalt reicht nicht zum Leben" werten Sie sich selbst eher ab. Schlecht aufgenommen werden auch Erklärungen nach dem Motto: „Wenn ich nicht mehr bekomme, gehe ich". Das sollten Sie nur tun, wenn Sie ein sicheres Angebot einer anderen Firma in der Tasche haben, das Sie auch interessiert. Dann können Sie dem Arbeitgeber signalisieren, dass er Sie verlieren könnte.
5. Überlegen Sie sich Alternativen
Falls Gehaltsstopp oder ein striktes Gehaltssystem als Gegenargument eingebracht werden, überlegen Sie sich bereits im Vorgeld verschiedene Möglichkeiten, wie Sie für Ihren Mehr-Nutzen für das Unternehmen auch einen Mehr-Wert für sich erhalten können. Vielleicht können Sie sich beim Betrag einmal auf eine niedrigere Summe einigen, aber vereinbaren, dass Sie in einem halben Jahr verbindlich wieder darüber reden. Sie können auch andere Benefits wie etwa eine bestimmte bezahlte Ausbildung, projektbezogene Prämien, eine andere Spesenregelung oder mehr Freizeit als Ausweg akzeptieren.
Besonders wichtig: Halten Sie schriftlich fest, wann erneut verhandelt wird und was inzwischen für Vereinbarungen gelten. Auf vage Versprechungen sollten Sie sich nicht einlassen.
6. Fassen Sie die Ergebnisse kurz zusammen
Achten Sie am Ende der Gehaltsverhandlung darauf, dass beide Seiten auf dem gleichen Stand sind: Sie können etwa am Ende die Ergebnisse kurz zusammenfassen, damit es keine Missverständnisse geben kann. Am besten schreiben Sie gleich nach dem Gespräch die Eckdaten zusammen und stellen diese Ihrem Chef per Email zur Verfügung. Umso weitreichender das Vereinbarte rechtlich ist, umso förmlicher sollte es dabei zugehen.
(Quelle: salzburg24)