Forscherin bestätigt Gefühl

Wetter in Salzburg ist "derzeit ideal für Gelsen"

Veröffentlicht: 16. August 2023 15:45 Uhr
Ein summendes und nervendes Geräusch am Ohr kündigt den unbeliebten Besuch schon an: Gelsen sind auf der Jagd nach Blut und rauben uns regelmäßig den Schlaf. Das zuletzt wechselhafte Wetter in Salzburg dürfte die Mückenpopulationen weiter anwachsen lassen – wir haben nachgefragt.

Regen, Hitze, Niederschläge und wieder sommerliche Temperaturen: Der Wettermix der vergangenen Wochen im Land Salzburg freut vor allem eine Tierart: Die Gelsen. Denn das aktuell feuchtwarme Klima bietet den kleinen Plagegeistern optimale Voraussetzungen, um sich zu vermehren.

Sprunghafter Anstieg

"Das Wetter ist derzeit ideal für Gelsen", bestätigt Jana Petermann, Leiterin des Stechmücken-Monitorings an der Uni Salzburg, am Mittwoch im S24-Gespräch. "Das regnerische Wetter der vergangenen Wochen gepaart mit den anschließend hohen Temperaturen sorgt für perfekte Bedingungen."

Die in diesem Jahr bisher unterschiedlichen Wetterbedingungen in den eigentlich warmen Monaten sorgten zunächst für einen vergleichsweise späten Start der Gelsen. "Das Frühjahr im Land Salzburg war noch recht kalt, ehe die folgende Wärmeperiode für einen sprunghaften Anstieg bei schlüpfenden Gelsen gesorgt hat."

In nur zwei Wochen vom Ei zur Gelse

Durch die sehr schnelle Reproduktion der Gelsen sind jedes Jahr viele Generationen der kleinen Plagegeister möglich. Der Zeitraum von der Eiablage bis zur erwachsenen Mücke dauert gerade mal zwei Wochen. Und während eines Eiablagezyklus' legt eine Gelse etwa 40 bis 90 Eier ab. "Es kann heuer also noch sehr viel passieren." Schließlich wurden durch das Salzburger Stechmücken-Monitoring sogar Ende Oktober 2022 noch Gelsen im Bundesland nachgewiesen. "Wenn durch die fortschreitende Klimaerwärmung die Winter milder werden, dann dürften auch die Mückenpopulationen zunehmen", schildert Petermann und weiter: "Für Gelsen ist der Klimawandel ideal."

Und diese Auswirkungen sind teilweise schon jetzt bemerkbar – und durch lästige Stiche spürbar. Schließlich gesellen sich neben den rund 50 einheimischen Gelsenarten vermehrt eingeschleppte Stechinsekten, wie die Buschmücke oder Tigermücke.

Heuer kein Tigermücken-Nachweis in Salzburg

Besonders die Tigermücke steht regelmäßig im medialen Rampenlicht. Vergangenes Jahr wurde sie an zwei Stellen im Land Salzburg nachgewiesen und die Brutstätten umgehend vernichtet. "Heuer gab es in Salzburg keinen bestätigten Tigermücken-Fund. Wir haben noch Glück", so Petermann. Die Tigermücke gilt als potentieller Überträger mehrerer Krankheitserreger und kommt über den Warentransport aus Italien in unsere heimischen Gefilde. Derzeit sind die Salzburger Winter noch zu kalt, damit das Insekt bzw. dessen Larven bis zum Frühjahr überleben können. Anders schaut es in Teilen von Wien und Graz aus, wo es laut AGES bereits etablierte Mücken-Populationen gibt, die den Winter überstehen. Die Eier der Tigermücke sind äußerst widerstandsfähig und können längere Zeit Trockenheit und niedrigere Temperaturen überdauern, bevor sie schlüpfen.

Anders als bei der Tigermücke schaut es hingegen bei der sehr ähnlich aussehenden Buschmücke aus. "Sie wurde in ganz Österreich nachgewiesen, pflanzt sich schnell fort und ist dabei sehr dominant." Unbekannt ist bis dato, wie sich das auf die heimischen Gelsenarten auswirken könnte – eine entsprechende Studie soll bald an der Uni Salzburg durchgeführt werden. Was dafür bekannt ist: Die Buschmücke ist im Vergleich zur Tigermücke kein so guter Vektor für Krankheitsübertragungen.

Das könnt ihr gegen Gelsen tun

Das für die Jahreszeit kühle Augustwetter habe in den vergangenen Wochen zwar zu einem Rückgang an den Salzburger Messstellen des Stechmücken-Monitorings geführt, das sollte sich aber an den kommenden Tagen wieder rasch ändern, wenn das Thermometer wieder auf bis zu 30 Grad klettert.

Egal ob stehendes Gewässer, Badesee, Flussufer, Regentonne oder Pfützen – jeder noch so kleine Wasserrest dient den Gelsen als Brutstätte. Solche sogenannten "Container-Brüter" brauchen lediglich winzige Wasseransammlungen für ihre Eiablage. In ihrem natürlichen Lebensraum sind das vor allem Baumhöhlen, während in städtischen Gebieten jegliche Art von Gefäßen zur Eiablage genutzt werden, in denen Wasser steht. Und genau hier beginnt die Prävention gegen die stechenden Plagegeister. "Viele Gärten bieten die besten Brutstätten", weiß Petermann. "Darum sollten Blumentopfuntersetzer, Regentonnen und Co regelmäßig entleert werden."

Mit diesen einfachen Maßnahmen lassen sich lästige Gelsen schon präventiv vermeiden:

  • kleine Wasserstellen wie Vogeltränken oder Blumenuntersetzer mindestens einmal pro Woche entleeren
  • Kleinstwasserstellen wie Schirmständer, Zaunrohre, Vertiefungen in Astgabeln oder Deko-Elemente abdecken oder mit Sand befüllen
  • Gegenstände wie Gießkannen, Reifen, leere Blumenkästen, Aschenbecher unter dem Dach lagern oder umdrehen, damit sich kein Wasser ansammeln kann
  • Regentonnen verschließen oder mit feinmaschigem Insektenschutzgitter bedecken und verstopfte Dachrinnen vermeiden

Die 7 effektivsten Tipps gegen Gelsen

Kaum steigen die Temperaturen, schon sind auch wieder Gelsen unterwegs und ärgern uns buchstäblich bis aufs Blut. Mit unseren 7 Tipps werdet ihr die Plagegeister los, ehe sie uns stechen oder …

Die Biologin von der Uni Salzburg rät von Insektengiften ab und empfiehlt neben dem Tragen von langem, dickem Gewand aus dickem Stoff zudem einen möglichst artenreichen Garten. "Hohe Biodiversität reguliert den Bestand am besten. Natürliche Feinde der Gelsen sind etwa andere Insekten, Vögel und Fledermäuse." Die meisten einheimischen Gelsen sind zudem nur in der Dämmerung aktiv. Ihr könnt also einen Zeitpunkt davor bzw. danach wählen, um den lästigen Insekten aus dem Weg zu gehen.

Nur weibliche Mücken dürsten nach Blut

Übrigens: Lediglich die weiblichen Stechmücken haben ein Bedürfnis nach Blut, da es für die Entwicklung ihrer Eier essentiell ist. Nach einem Mückenstich wird Histamin im menschlichen Körper freigesetzt, was eine allergische Reaktion hervorruft, die sich als Juckreiz, Schwellung und Rötung äußern kann. Wichtig ist es, nicht zu kratzen, weil andernfalls die Infektionsgefahr steigt. Einige Menschen sind zudem anfälliger für Gelsenstiche als andere. Genetik, Stoffwechsel, Hormone und auch Kleidung können eine Rolle dabei spielen, wie stark Mücken von einer bestimmten Person angezogen werden.

Überhaupt nicht lästig sind hingegen die männlichen Gelsen. Weil ihre Mundwerkzeuge nicht darauf ausgerichtet sind, Stiche zu setzen, sind sie strikte Vegetarier. Den Geschlechterunterschied bei den Mücken könnt ihr an den buschigeren Fühlern der männlichen Exemplare erkennen.

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(Quelle: salzburg24)

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