Ein malerischer Sonnenuntergang, die Jause steht schon appetitlich am Tisch und einem unbeschwerten Sommerabend steht eigentlich nichts mehr im Wege – wären da nicht diese kleinen, summenden Plagegeister: Gelsen. "Der Sommer war bislang relativ feucht, das ist ideal für die Brutstätten", weiß Barbara Egger-Pritz von der Landessanitätsdirektion am Mittwoch gegenüber SALZBURG24 zu berichten.
In Österreich wurden bisher etwa 50 verschiedene Gelsenarten nachgewiesen. Sie sind aber nicht nur lästig. Denn eingeschleppte Arten sind mögliche Überträger von über 20 verschiedenen Krankheitserregern. Freilich sind die Verbreitung und Häufigkeit dieser Krankheiten nicht so hoch wie in den tropischen Regionen. Viele davon – wie Dengue, Zika, Malaria oder Chikungunya – können von den heimischen Stechmückenarten nicht übertragen werden. "Das Risiko etwa am West-Nil-Virus zu erkranken ist sehr gering", sagt Amtsärztin Egger-Pritz. "In der Regel treten hierzulande keine schweren Erkrankungen auf." Die für das Dengue-Fieber verantwortliche Gelbfiebermücke, vor dessen Ausbreitung auch die WHO warnt, wurde in Österreich bis dato nicht nachgewiesen.
Exotische Gelsen in Österreich
Die Rede ist hierbei vor allem von der Asiatischen Tigermücke – aber auch die Japanische und Koreanische Buschmücken haben sich jeweils in unseren Gefilden niedergelassen.
Die Tigermücke – sie ist tagaktiv, tritt in Schwärmen auf und kann daher sehr lästig werden – wurde im Land Salzburg im Zuge des Stechmückenmonitorings der AGES im Jahr 2022 an zwei Standorten nachgewiesen: Zum einen in der Nähe des Hauptbahnhofs in der Mozartstadt und zum anderen an der Autobahnraststätte in Eben im Pongau. Die Brutstätten seien nach der Entdeckung und Untersuchung zerstört worden.
Die Buschmücke ist im Gegensatz zu den meisten heimischen Arten ebenfalls tagaktiv, weshalb sie für viele Menschen als Belästigung empfunden wird. Sie gilt als potentieller Überträger mehrerer Viren, jedoch ist sie Studien zufolge dabei weniger erfolgreich als die Tigermücke. Die Japanische Buschmücke wurde bis dato in allen Bundesländern Österreichs gemeldet – wenn auch in Salzburg bisher eher sporadisch. Sie haben sich bereits an die klimatischen Bedingungen in Mitteleuropa angepasst und produzieren auch kälteresistente Eier, die den Winter überdauern können.
Koreanische Buschmücken wurden bisher nur vereinzelt gefunden. Aufgrund der sehr ähnlichen klimatischen Ansprüche dürfte sich diese Art vermutlich weiter in Österreich ausbreiten, heißt es seitens der AGES.
Stehendes Wasser als florierende Brutstätte
Diese drei Gelsenarten haben gemein, dass ihnen sehr kleine Wassermengen als Brutgewässer ausreichen. In Städten finden diese Arten reichlich künstlich geschaffene Brutgewässer, wie in Regentonnen, Blumentopfuntersetzern oder Vogeltränken. Egger-Pritz: "Daher ist es wichtig, das stehende Wasser auf Balkonen, Terrassen oder auch in Regenrinnen auszuleeren und damit die weitere Ausbreitung zu stoppen." Das sei die bestmögliche Prävention im Kampf gegen die kleinen Plagegeister.
Die bekanntesten heimischen Gelsenarten sind übrigens die Gemeine Stechmücke, Kriebelmücke, Ringelmücke und Überschwemmungsmücke. "Einige Menschen sind anfälliger für Gelsenstiche als andere", so Egger-Pritz. Genetik, Stoffwechsel, Hormone und auch Kleidung können eine Rolle dabei spielen, wie stark Mücken von einer bestimmten Person angezogen werden.
Warum ihr an Mückenstichen nicht kratzen solltet
Eine durchaus heftige körperliche Reaktion auf Gelsenstiche zeigen indes einige Menschen. Denn die zunächst harmlos wirkenden Einstichstellen können sich leicht entzünden, schwellen an und beginnen zu jucken. "Die Art der Entzündung ist sowohl von der Gelsenart als auch von der betroffenen Person abhängig. Wichtig ist es, trotz des Juckreizes nicht zu kratzen, weil damit die Infektionsgefahr steigt." Nach einem Mückenstich wird Histamin im Körper freigesetzt, das eine allergische Reaktion hervorruft, die sich als Juckreiz, Schwellung und Rötung äußern kann. "Und im Sommer schwillt der Gelsenstich durch die Hitze noch mehr an", ergänzt Egger-Pritz, die empfiehlt, frische Stiche zu desinfizieren und zu kühlen.
Wenn der Juckreiz nicht mehr auszuhalten ist, versprechen Salben oder altbekannte Hausmittel eine gewisse Linderung. In der Apotheke gibt es zudem elektronische Stichheiler, die den Stich mit konzentrierter Wärme behandeln. "Vom Einsatz mit dem heißen Feuerzeug rate ich dringend ab, weil dadurch rasch Verbrennungen auf der Haut entstehen können", mahnt Egger-Pritz von der Salzburger Landessanitätsdirektion.
Effektive Mittel gegen Mücken
Wenn die Gelsen schon durch die Luft schwirren, ist noch längst nicht alles verloren. Schließlich gibt es einige Hilfsmittel, Mückenstichen schon im Vorfeld vorzubeugen.
- Insektenschutzmittel: Es gibt unzählige Sprays, Salben und Co im Handel, die einen Schutz vor Gelsen versprechen. Als besonders wirksam stellt sich Studien zufolge der Wirkstoff DEET (Diethyltoluamid) heraus. Insektenschutzmittel mit Icaridin oder Picaridin sind ebenfalls effektiv und werden denjenigen als Alternative zu DEET empfohlen, die eine empfindliche Haut haben.
- Citronella-Produkte: Kerzen, Sprays oder ätherische Öle mit Citronella können dazu beitragen, Gelsen fernzuhalten. Die Wirksamkeit ist aber nicht so stark wie bei DEET oder Icaridin.
- Kleidung: Tragt lockere, langärmelige, helle Kleidung und Hosen, um möglichst wenig Haut für Gelsen zugänglich zu machen.
- Moskitonetze: Betten oder Schlafbereiche könnt ihr mit Moskitonetzen umhüllen, um nicht in Schlaf von Gelsen zerstochen zu werden.
- Stehendes Wasser vermeiden: Gelsen legen ihre Eier gerne in stehendem Wasser ab, so etwa in Blumentöpfen, Vogeltränken oder Regentonnen – Wasser also regelmäßig ausleeren
- Mückenabweisende Pflanzen: Zitronenmelisse, Lavendel, Katzenminze, Ringelblume, Basilikum, Pfefferminze, Rosmarin, Salbei, Chrysanthemen und Zitronengras sind aufgrund ihres starken Duftes von Natur aus mückenabweisend.
Gelsen in App "Mosquito Alert" melden
Die Auswirkungen des Klimawandels sowie zunehmende Transportströme von Gütern und Menschen dürfte die Ausbreitung der Tiger- und Buschmücken weiter vorantreiben, wodurch heimische Arten auch verdrängt werden können. Mit der App "Mosquito Alert" kann die Bevölkerung selbst Sichtungen von Gelsen melden und auf einer Karte markieren. Ihr könnt anonym Fotos von Gelsen hochladen, die dann von Fachleuten begutachtet werden. Das Ergebnis ist dann öffentlich einsehbar. Die europaweit verfügbare App ist im Rahmen des EU-Projekts AIM-COST entstanden und wird in Österreich von der AGES koordiniert.
(Quelle: salzburg24)