Start heuer "unglaublich früh"

Alles spricht in Salzburg für starkes Gelsenjahr

Veröffentlicht: 12. Juni 2024 13:54 Uhr
Steht uns in Salzburg heuer ein besonders starkes Gelsenjahr bevor? Mit der Kombination aus viel Regen und Wärme gibt es jedenfalls starke Anzeichen für eine explosionsartige Vermehrung. Die Plagegeister sind nicht nur lästig, sie können auch Krankheiten übertragen. Und die zunehmende Klimaerwärmung verlängert die Vermehrungszyklen der Stechmücken, was weitere negative Folgen haben könnte.
  1. Klimaerwärmung mit Folgen für Gelsen
  2. Warum gibt es Mücken überhaupt?
  3. Was für ein starkes Gelsenjahr 2024 spricht
  4. Das macht Tigermücke und Co gefährlich
  5. Sechs Monitoring-Standorte in Salzburg
  6. Was lockt Mücken eigentlich an?
  7. Die besten Mittel gegen Gelsen

Es ist in der warmen Jahreszeit wohl das Geräusch, das wir alle nicht hören wollen: Das nervige Summen der Gelsen im Ohr. Für gewöhnlich schwärmen die ersten Mücken des Jahres im Laufe des Monats Mai aus – allerdings nicht heuer. "In diesem Jahr sind die Gelsen unglaublich früh geflogen", schildert Jana Petermann von der Universität Salzburg am Mittwoch gegenüber SALZBURG24. Die Leiterin des seit 2020 laufenden Stechmücken-Monitorings hat bereits Ende März Exemplare im Land Salzburg nachweisen können. Schließlich wurde schon Anfang April der erste 30 Grad-Tag des Jahres in Österreich geknackt.

Klimawandel-Folgen für Gelsen

Der diesjährige Frühling war laut Gesophere Austria der wärmste der österreichischen Messgeschichte und auch die dritte extrem warme Jahreszeit in Folge. "Damit verlängern sich die Vermehrungszyklen der Gelsen", erklärt Petermann. Der fast einmonatige Vorsprung könne für Stechmückenweibchen ausreichen, um eine ganze Generation neuer Gelsen hervorzubringen. Unter optimalen Bedingungen kann die Entwicklung vom Ei zur erwachsenen Gelse nur eine Woche dauern.

Und auch die aktuelle Schafskälte dürfte der Vermehrung keinen großen Abbruch getan haben – im Gegenteil: "Seit drei Wochen bemerken wir in den Eigelegefalle ein exponentielles Wachstum." Die Anzahl der Gelseneier verdoppelt sich also pro Woche. In fast jeder Falle seien Eier gefunden worden. "Das geht jetzt sehr schnell und ähnelt der Entwicklung des letzten Jahres. Die Gelsen sitzen in den Startlöchern."

Die Wetterprognose dürfte den Stechmücken in die Karten spielen, denn schon mit Anfang kommender Woche werden in Salzburg sommerliche Temperaturen um 30 Grad erwartet. "Je wärmer es ist, desto schneller entwickeln sich alle Insekten – so auch die Gelsen", weiß Petermann.

Warum gibt es Gelsen überhaupt?

Stechmücken sind aber nicht nur nervige Plagegeister, denn im Gegensatz zu Zecken spielen sie eine wichtige Rolle im Ökosystem. Ihre Larven sind Nahrung für Fische, Libellenlarven und andere Wasserorganismen. Und ausgewachsenen Gelsen werden von Fledermäusen, Vögeln und anderen Insekten gefressen. Außerdem bestäuben sie bestimmte Pflanzen.

Feuchtwarmer Brutkasten

Konkrete und stichhaltige Rückschlüsse auf das tatsächliche Gelsenjahr 2024 könne man daraus zwar noch nicht ziehen, aber wichtige Parameter würden heuer für eine überdurchschnittliche Ausbreitung sprechen. Schließlich bietet die feuchte Witterung eine perfekte Grundlage. Der milde Winter und steigende Jahrestemperaturen bieten den meisten Stechmückenarten günstige Bedingungen – auch den eingeschleppten Arten, was zu einer Zunahme der Mückenpopulationen und einer längeren Aktivitätsperiode führen kann.

Was Tigermücke und Co gefährlich macht

Rund 50 Gelsenarten sind in Österreich nachgewiesen, dazu gehören auch die tagaktiven Exoten namens Asiatische Tigermücke und Japanische Buschmücke. Im Jahr 2022 wurden zwei Brutstätten der Tigermücke im Land Salzburg nachgewiesen und vernichtet. Im Vorjahr wurde noch eine in Eben im Pongau entdeckt und zerstört. "Unser Glück in Salzburg sind die kalten Wintertemperaturen, die eine Überwinterung wohl noch unmöglich machen", sagt Petermann. Eine Einschleppung über den internationalen Warenverkehr gilt daher als wahrscheinlich. In Wien und Graz gilt die Tigermücke schon als heimisch, Linz könnte als nächstes folgen. "Eingeschleppte Arten sind starke Vektoren zur Übertragung von Krankheiten und das macht sie so gefährlich."

Forschende gehen deshalb davon aus, dass sich die Tigermücke im Zuge des Klimawandels weiter ausbreitet, heimisch wird und es deshalb künftig zu kleinräumigen Dengue-Ausbrüchen in Österreich kommen kann. Die Übertragung von Krankheiten durch Mückenstiche könne in den nächsten Jahren also durchaus zunehmen.

symb_tigermücke, symb_Mücke APA/CENTERS FOR DISEASE CONTROL/JAMES GATHAN
So schaut eine Tigermücke aus.

Die Japanische Buschmücke ist inzwischen in allen Bundesländern Österreichs zu finden und besonders im Süden sehr weit verbreitet. Die Koreanische Buschmücke wurde bisher nur vereinzelt in Wien gefunden. Aufgrund sehr ähnlicher klimatischer Ansprüche gilt eine weitere Ausbreitung als sehr wahrscheinlich. Befürchtet wird, dass die exotischen Stechmücken künftig heimische Gelsenarten verdrängen.

Sechs Standorte im Land Salzburg

Insgesamt sechs Standorte für Eigelegefalle hat das Stechmücken-Monitoring der Uni Salzburg quer durch das Bundesland aufgestellt. Die Mücken legen ihre Eier in einem Eimer ab, der zu bestimmten Zeitpunkten von Wissenschafter:innen untersucht wird. "Es gibt beim Monitoring Luft nach oben und aufgrund der begrenzten Fallen möglicherweise auch blinde Flecken, weshalb jeder bei der Untersuchung der Gelsenausbreitung mithelfen kann."

Gelsenfalle, Eilegefalle, David Zezula
Solche Eilegefallen wurden für das Monitoring im Land Salzburg aufgestellt.

Weitere Standorte für Fallen würden bislang an der Finanzierung scheitern.

Gelsen in App "Mosquito Alert" melden

Mit der europaweit verfügbaren und in Österreich von der AGES koordinierten App "Mosquito Alert" könnt ihr selbst Sichtungen von Gelsen melden und auf einer Karte markieren. Fotos der Stechmücken werden anonym hochgeladen, die dann von Fachleuten begutachtet werden. Das Ergebnis ist öffentlich einsehbar. Damit können neben Tigermücken weitere Gelsenarten gemeldet werden, wie die exotische Japanische Buschmücke, Koreanische Buschmücke und die bisher in Österreich noch nicht nachgewiesene Gelbfiebermücke. "Die Daten sind sehr wertvoll für uns und mit der App kann jeder zum Wissenschafter werden", so Petermann.

App "Mosquito Alert"
Mit der App "Mosquito Alert" könnt ihr Gelsen melden.

Was lockt Mücken an?

Die heimischen Gelsen sind vor allem in der Dämmerung und nachts aktiv, wenn die Temperaturen kühler sind und die Luftfeuchtigkeit höher ist. Angelockt werden die Plagegeister vor allem durch das Kohlenstoffdioxid in unserer Atemluft. Einige Menschen sind zudem anfälliger für Gelsenstiche als andere. Genetik, Stoffwechsel, Hormone und auch Kleidung können eine Rolle dabei spielen, wie stark Mücken von einer bestimmten Person angezogen werden.

Die besten Mittel gegen Gelsen

Wenn die Gelsen schon durch die Luft schwirren, ist noch längst nicht alles verloren. Diese Hilfsmittel können Mückenstiche im Vorfeld vorzubeugen.

  • Insektenschutzmittel: Es gibt unzählige Sprays, Salben und Co im Handel, die Schutz vor Gelsen versprechen. Als besonders wirksam stellt sich laut Studien der Wirkstoff DEET (Diethyltoluamid) heraus. Insektenschutzmittel mit Icaridin oder Picaridin sind ebenfalls effektiv und werden denjenigen als Alternative zu DEET empfohlen, die eine empfindliche Haut haben.
  • Citronella-Produkte: Kerzen, Sprays oder ätherische Öle mit Citronella können dazu beitragen, Gelsen fernzuhalten. Die Wirksamkeit ist aber nicht so stark wie bei DEET oder Icaridin.
  • Kleidung: Tragt lockere, langärmelige, helle Kleidung und Hosen, um möglichst wenig Haut für Gelsen zugänglich zu machen.
  • Moskitonetze: Betten oder Schlafbereiche könnt ihr mit Moskitonetzen umhüllen, um nicht in Schlaf von Gelsen zerstochen zu werden.
  • Stehendes Wasser vermeiden: Gelsen legen ihre Eier gerne in stehendem Wasser ab, so etwa in Blumentöpfen, Vogeltränken oder Regentonnen – Wasser also regelmäßig ausleeren
  • Mückenabweisende Pflanzen: Zitronenmelisse, Lavendel, Katzenminze, Ringelblume, Basilikum, Pfefferminze, Rosmarin, Salbei, Chrysanthemen und Zitronengras sind aufgrund ihres starken Duftes von Natur aus mückenabweisend.

Bei einem Gelsenstich sollte trotz Juckreizes nicht gekratzt werden, weil dadurch die Infektionsgefahr steigt. Nach einem Mückenstich wird Histamin im Körper freigesetzt, das eine allergische Reaktion hervorruft, die sich als Juckreiz, Schwellung und Rötung äußern kann. Stiche sollten daher desinfiziert und gekühlt werden.

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(Quelle: salzburg24)

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26.07.2023
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Von Thomas Pfeifer
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