FunkelNagel: Das klingt nach Fantasie, Einzigartigkeit und Hoffnung. Und genau das ist in der Upcycling-Werkstatt Programm. Frauen erwecken in Handarbeit alte Dinge wie Kleinmöbel, Stoffe, Kleidung oder Bücher zu einem "funkelnagelneuen Leben". Sie verpassen damit aber nicht nur Objekten einen neuen Anstrich, sondern möglicherweise auch ihrem Leben.
Von Werkstatt auf den Arbeitsmarkt?
Denn die Mitarbeiterinnen haben harte Zeiten, geprägt von Langzeitarbeitslosigkeit und Co hinter sich. FunkelNagel gehört zum sozialökonomischen Betrieb frauenanderskompetent. Dieser wird als Teil der anderskompetent GmbH vom Arbeitsmarktservice (AMS) und dem Land Salzburg gefördert und soll Frauen innerhalb von zwölf Monaten fit für den Arbeitsmarkt machen. Aber wie genau soll das durch die Arbeit in einer Werkstatt gelingen?
Mehr Kreativität, Stolz und Selbstakzeptanz
„Mit jedem Handgriff wird ein Möbelstück besonderer und am Ende entsteht etwas, mit dem andere nicht gerechnet haben. Das ist eine Metapher für das, was unsere Mitarbeiterinnen durchleben“, erzählt Betriebsleiterin Susanne Erhart im SALZBURG24-Interview. Denn auch sie hätten das Gefühl, dass sie am Arbeitsmarkt niemand braucht. „Das macht ja was mit den Menschen. Und wir wollen sie in unseren Betrieben zu der Haltung: ‚Ich bin was, ich kann was‘ führen.“ Durch die selbst geschaffenen Kunstwerke sollen zum Beispiel Kreativität, Stolz und Selbstakzeptanz der Teilnehmerinnen gefördert werden. Und genau diese Faktoren brauchen sie für langfristige Integration in den Arbeitsmarkt.
Fünf frauenanderskompetent-Standorte in Salzburg
Neben FunkelNagel gibt es noch vier weitere Standorte von frauenanderskompetent. Dazu zählen:
- Die Postlerin
- Bauch:Gefühl
- Der Bauchladen
- Das Schmaus & Browse
Hier können die Frauen – derzeit sind es 43 – Erfahrungen in den Bereichen Gastronomie und Tourismus, Handel, Büro oder Handwerk sammeln. Wird eine Mitarbeiterin in das Programm aufgenommen, wird sie ab 25 Wochenstunden beschäftigt. Begleitet werden sie von Fachbetreuer:innen, um verschiedene Arbeitsqualitäten wie Pünktlichkeit, sich an Regeln zu halten oder Genauigkeit wieder zu erlangen, führt Erhart weiter aus. Damit ist es aber noch lang nicht getan. „Zusätzlich gibt es einen begleitenden Dienst. Dieser besteht aus Sozialarbeiter:innen, Sozialpädagog:innen, Job-Coaching und Personalentwicklung. Thematiken wie Schulden, gesundheitliche Probleme oder Herausforderungen in der Partnerschaft versuchen wir auszuräumen, sodass die Frau wieder nach vorne schauen kann.“ Die Personalentwicklung hilft parallel zur Arbeit bei formalen Dingen, wie dem Schreiben von Bewerbungen.
Kinderbetreuung und Mobilität als Herausforderungen
Im Fokus der Arbeit von frauenanderskompetent stehen zwei große Brocken, die es Frauen oft schwer oder gar unmöglich machen, Angebote für langfristige Jobs an Land zu ziehen: Kinderbetreuung und Mobilität. Denn diejenigen, die zurückstecken, seien immer noch großteils Frauen. Und das treffe keineswegs nur bei Alleinerziehenden zu: „Auch bei Frauen in Partnerschaften ist es so, dass sie oft die Teilzeitarbeitsstellen haben, die prekären Verhältnisse eingehen und ihre Jobs als Erste kündigen.“ Wie könnte sich das ändern? „Kinderbetreuung und Co werden häufig als frauenspezifische Probleme genannt, wenn es um den Arbeitsplatz geht. Das ist für mich schon mal eine völlig verkehrte Herangehensweise“, prangert Erhart an. Die Frage, ob man Kinder haben und arbeiten gehen kann, sollte vielmehr eine mann- und frauenspezifische Frage sein. Das soll für mehr Flexibilität sorgen.
Raus aus Arbeitslosigkeit und Notstandsbeihilfe
Die Bedeutung solcher Projekte wird in Zahlen sichtbar: Ganze 3.175 Monate Arbeitslosigkeit, Notstandsbeihilfebezug oder Krankenstandtage haben die 43 Mitarbeiterinnen hinter sich. Das sind gemeinsam 264 Jahre oder pro Frau ca. 6,15 Jahre mit dementsprechend unendlich vielen Geschichten und Schicksalen, die hinter diesen Zahlen stecken, heißt es in einer Pressemitteilung. Damit sich diese Schicksale nicht wiederholen, muss sich allerdings am Arbeitsmarkt noch einiges tun.
(Quelle: salzburg24)