Ein Stimmungsbild von Salzburgs Jugendlichen hat Akzente Salzburg vergangenes Jahr zum zweiten Mal nach 2020 mittels großer Umfrage eingeholt. Insgesamt 1.848 junge Salzburger:innen – 42 Prozent männlich, 56 Prozent weiblich, zwei Prozent divers – zwischen zwölf und 20 Jahren haben mitgemacht und Fragen zu ihren Befindlichkeiten, Einstellungen, Meinungen und Werten beantwortet. Die Umfrage wurde online und anonym via digitalem Fragebogen durchgeführt.
Ergebnisse des Salzburger Jugendreports
Was waren die zentralen Erkenntnisse des Jugendreports? „Auffallend waren die großen Unterschiede bei den Burschen und Mädchen“, erklärte Johannes Schindlegger, Regionalstellenleiter der Akzente im Pinzgau, im SALZBURG24-Gespräch am Mittwoch. Insgesamt lassen sich aus dem Report drei Kernaussagen ableiten. Die erste: Die psychischen Belastungen für Jugendliche sind im vergangenen Jahr gestiegen.
So gab jede/r zweite Jugendliche an, sich gestresst zu fühlen, nicht einmal die Hälfte gab an, sehr viel Energie zu haben. Mehr als ein Drittel berichtete von Schlafstörungen. Bei den Mädchen waren die Werte deutlich höher als bei den Burschen: Mädchen fühlen sich gestresster (61 Prozent zu 39 Prozent Burschen), schlafen häufig schlechter (39 Prozent zu 27 Prozent Burschen) und haben weniger Energie (63 Prozent zu 40 Prozent) als Burschen. Zudem sind 66 Prozent der Burschen mit ihrem Leben zufrieden, bei den Mädchen waren es nur 55 Prozent.
Geschlechterrollen kommen wieder auf
Wie sich Schindlegger die gravierenden Unterschiede erklärt? „Burschen reden in der Regel weniger über ihre Probleme. Zudem sind Mädchen während der Corona-Pandemie häufiger in Care-Taker-Aktivitäten eingespannt gewesen als Burschen, mussten beispielsweise häufiger auf jüngere Geschwister aufpassen.“ So seien auch in der jungen Generation während Corona alte Geschlechterrollen wieder aufgekommen.
Die beliebtesten Hobbys
Als liebste Freizeitbeschäftigungen gaben die Jugendlichen an, Freund:innen zu treffen (75 Prozent), Soziale Medien zu nutzen (65 Prozent), Fernsehen/Netflix (56 Prozent), Musik/Podcast zu hören (54 Prozent) und Sport zu machen (51 Prozent), wobei das Treffen von Freund:innen vor allem bei Mädchen (82 Prozent zu 66 Prozent bei Burschen) besonders beliebt ist. „Hier lässt sich auch die geringere Lebenszufriedenheit bei den Mädchen erklären, da das Treffen von Freund:innen während Corona nur eingeschränkt möglich war“, erklärt der Experte.
Wichtig ist der jungen Generation Spaß und Freiheit gefolgt von Gesundheit, Familie, Freunden und Sicherheit. Am wenigsten genannt wurden in dieser Kategorie die Themen Schönheit, Sexualität, Beliebtheit, Bekanntheit und die Anzahl der Follower. „Das ist doch überraschend, dass diese eher oberflächlichen Themen bei den Jugendlichen wenig Relevanz genießen“, ordnet Schindlegger ein. Dass das Thema Sexualität einen niedrigen Stellenwert aufweist, erklärt sich der Experte mit der Altersgruppe der Befragten. „Bei den Zwölf- bis 15-Jährigen ist das oft noch wenig Thema.“
Sexuelle Belästigung Thema
Eine weitere Kernaussage lautet, dass Jugendliche in einer gerechten Welt leben wollen, diese aber zunehmend anders erleben. So ist beispielsweise sexuelle Belästigung ein Thema, mit dem vor allem Mädchen und junge Frauen konfrontiert werden. Während über 80 Prozent der Burschen angaben, noch nie sexuell belästigt worden zu sein, waren es bei den Mädchen nur 36 Prozent. Jede zweite junge Frau zwischen 18 und 20 Jahren gab an, beim Fortgehen schon einmal sexuell belästigt geworden zu sein.
Sorgen bereiten Salzburgs Jugendlichen die Themen Klimawandel (59 Prozent), Stress und Druck (54 Prozent), gefolgt von Krankheit (53 Prozent), Krieg (44 Prozent) – der Umfragezeitraum war von Oktober 2021 bis Jänner 2022 und damit vor Ausbruch des Ukraine-Krieges – und Schule/Studium/Ausbildung (44 Prozent).
Salzburgs Jugend will mitreden
Die dritte Kernaussage bezieht sich auf das Engagement Jugendlicher in ihren Heimatgemeinden: Obwohl Jugendliche der Meinung sind, durch ihr Engagement nicht immer etwas bewirken zu können, fühlen sie sich zu 73 Prozent wohl in ihren Heimatgemeinden und wollen mitreden. Den höchsten Wohlfühlfaktor weist der Lungau auf, den niedrigsten weist die Stadt Salzburg auf. Mädchen und Burschen wünschen sich vor allem mehr Freizeitangebote in ihrer Gemeinde und fordern zudem mehr Toleranz, Akzeptanz, Verständnis und Respekt von ihren Mitbürger:innen ein, um sich wohler in der Gemeinde zu fühlen.
„Die Jugendlichen wollen in den Gemeinden eingebunden werden“, erklärt Schindlegger, der das Ergebnis wie folgt einordnet: „Das ist ein Arbeitsauftrag an die Gemeinden, die Politik, aber auch an uns als Akzente Salzburg.“ Künftig wolle man gesundheitskompetente Jugendarbeit im Bundesland fördern und auch die Medienbildung – gerade in Zeiten von Fake News – soll ausgebaut werden.
(Quelle: salzburg24)