Miteinander glauben

Wie Kirche und queere Menschen im gemeinsamen Gottesdienst Platz finden

Wie passen Kirche und Queerness zusammen? (SYMBOLBILD)
Veröffentlicht: 27. August 2024 15:15 Uhr
Kirche und Queerness passen nicht zusammen? Geht es nach der Katholischen Hochschulgemeinde und der HOSI Salzburg, passt das sehr wohl unter einen Hut. Gemeinsam laden sie zum queeren, ökumenischen Gottesdienst in der Kollegienkirche ein. Was einen dabei erwartet, haben wir für euch nachgefragt.
Moni Gaudreau

Was sich in vielen Köpfen vielleicht stößt, wird im Rahmen des heurigen Pride Festivals in Salzburg bereits zum zweiten Mal Realität: ein queerer Gottesdienst. Am 4. September laden die Katholische Hochschulgemeinde, die Evangelische und Altkatholische Kirche sowie die HOSI Salzburg zu einem queeren, ökumenischen Gottesdienst ein. „In Salzburg kommt man an der Kirche nicht vorbei. Sie ist ein wertvoller und wichtiger Teil der Gesellschaft“, sagt Conny Felice, Leiterin der HOSI Salzburg. Ein gemeinsamer Gottesdienst war für sie daher nur naheliegend. Aber was kann man sich nun konkret unter einem queeren Gottesdienst vorstellen?

„Wenn man es nicht weiß, ist es vermutlich ein ganz normaler Gottesdienst“, antwortet Christian Wallisch-Breitsching, Leiter der Katholischen Hochschulgemeinde und Seelsorger, auf die Frage nach dem Besonderen der Veranstaltung. Es sei eine Feier, bei der queere Menschen ihren persönlichen Glauben und ihre Religion gemeinsam feiern können. Rund 60 Besucher:innen werden erwartet. Selbstverständlich seien aber alle eingeladen – die Kollegienkirche bietet Platz für ein paar Hundert Feiernde.

queerer Gottesdienst SALZBURG24/Gaudreau
Christian Wallisch-Breitsching, Leiter der Katholischen Hochschulgemeinde, im SALZBURG24-Gespräch über den queeren Gottesdienst.

Im Vorjahr wurde zum Beispiel ein Teil aus der Bibel vorgelesen und offen darüber diskutiert. Auch gab es Raum, die eigene Betroffenheit und Verwunderungen vor Gott zu legen. „Für viele war es wirklich sehr emotional. All die Ängste, Erfahrungen und Freuden waren sehr bewegend“, erinnert sich Wallisch-Breitsching an die letztjährige Feier.

Spannungen zwischen Kirche und queeren Menschen

Die Beziehung zwischen queeren Menschen und vor allem der katholischen Kirche ist komplex und oft von Spannungen geprägt. Denn die offizielle Lehre betrachtet homosexuelle Beziehungen und Handlungen als moralisch unzulässig. Theoretisch befinde man sich da in einer Sünde und man müsse in der Beichte um Vergebung bitten, bestätigt auch der Seelsorger. „Das andere ist aber die eigene Beziehung mit Gott. Das ist eine Beziehung zwischen mir und meinem Gott. Als Gläubiger kann man sich zwar an Richtlinien halten, aber es gibt auch Raum für Interpretationen“, hält er fest.

Außerdem wandelt sich auch die katholische Kirche. Und das nicht erst mit dem aktuellen Papst Franziskus, der im Herbst 2023 den Weg für die Segnung homosexueller Paare geebnet hat. „Wenn wir vor 100 Jahren einen Gottesdienst in Deutsch gefeiert hätten, hätten sie uns der Häresie (Irrlehre, Anm.) verdächtigt“, schmunzelt Wallisch-Breitsching und schließt nicht aus, dass sich die Meinung zur Ehe – im katholischen Sinn nur zwischen Mann und Frau gedacht – in 50 Jahren ändert wird.

Queere Gottesdienste in Salzburg kein dauerhaftes Ziel

Viel wichtiger ist dem Katholiken aber mehr Toleranz in Salzburg zu schaffen, denn das sei noch immer keine „gmade Wiesn“. Im Vorjahr wurde zum Beispiel eine Regenbogenflagge, die in der Kollegienkirche zum queeren Gottesdienst aufgehängt wurde, gestohlen. Gelingen soll das Verständnis füreinander nicht auf eine „militante Art und Weise“, sondern über Gespräche miteinander.

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Neben den ein bis zwei Feiern pro Jahr sind in Salzburg allerdings keine weiteren Gottesdienste explizit für die queere Community geplant. Aktuell seien weniger als zehn Prozent der regelmäßigen Kirchengänger:innen queer, so Wallisch-Breitsching. Sollte der Bedarf an queeren Gottesdiensten steigen, sei er offen für mehr Messen. Ziel sei aber, dass Queerness auch in anderen Pfarrgemeinden ihren Platz findet, meint der Katholik abschließend.

(Quelle: salzburg24)

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