Geschätzte 1,5 Millionen Kinder mussten nach Angaben der Hilfsorganisation World Vision Österreich bisher vor dem Krieg flüchten. Damit ist bereits jedes fünfte Kind aus der Ukraine vom Krieg vertrieben worden. Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte berichtete jüngst über 81 getötete Kinder, 108 Mädchen und Buben sollen verletzt worden sein. 7,5 Millionen Kinder seien insgesamt in der Ukraine vom Krieg betroffen. Vor allem in Polen seien viele unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (UMF) angekommen, heißt es.
Noch kein unbegleitetes Flüchtlingskind in Salzburg
In Salzburg sei noch kein unbegleitetes Flüchtlingskind registriert, berichtet Meline Mazinjan, Pädagogische Leiterin des SOS-Kinderdorf-Clearing-House am Donnerstag auf SALZBURG24-Anfrage. Das werde aber nicht so blieben, weiß die Betreuerin „Wir erwarten die ersten unbegleiteten Minderjährigen in den nächsten zwei bis drei Wochen.“ Wie viele es werden, das sei derzeit nicht abzuschätzen. Aktuell wisse man nur, dass bis zu 5.000 Flüchtlinge insgesamt im Bundesland erwartet werden. Laut Angaben des Landes Salzburg sind bis zum heutigen Tag rund 1.200 Flüchtlinge aus der Ukraine in Salzburg registriert. Zwei Drittel davon sind weitergereist, die verbliebenen 400 Flüchtlinge wurden in Quartiere vermittelt oder kamen bei Verwandten unter.
"Kinder sind großer Gefahr ausgesetzt"
Bereits im Vorfeld haben UNICEF und UNHCR in einem gemeinsamen Appell alle Nachbarstaaten aufgefordert, unbegleiteten Kindern, die aus der Ukraine flüchten mussten, Zugang zu gewähren und sie unverzüglich zu identifizieren und zu registrieren. Kinder ohne elterliche Fürsorge seien einem erhöhten Risiko von Gewalt, Missbrauch und Ausbeutung ausgesetzt, warnen die Organisationen inständig. In den Grenzregionen steige zudem die Gefahr von Menschenhandel stark an.
Notfallbetten für unbegleitete Minderjährige in Salzburg
Das SOS-Kinderdorf ist der einzige Träger im Bundesland Salzburg, der Betreuungseinrichtungen und Angebote für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge anbietet. „In unserer UMF-Einrichtung Clearing-house haben wir bereits auf Bitte der Landesregierung neun Notfall-Betten geschaffen. Für den Fall, dass ukrainische Minderjährige in Salzburg ankommen und sofort einen Platz bräuchten“, schildert Mazinjan.
SOS-Kinderdorf sucht Gastfamilien
Neben den Notfallbetten in Salzburg werden zusätzlich geeignete Gastfamilien gesucht, die die Kinder ähnlich einer Pflegefamilie bei sich aufnehmen. „Dazu melden sich schon täglich mehrere interessierte Familien bei mir“, freut sich Mazinjan. Doch der Auswahlprozess ist ein langer: Nach einer Vorauswahl auf Basis definierter Aufnahmekriterien und einem ausführlichen Informationsgespräch seitens des SOS-Kinderdorfs, wird das Jugendamt informiert, das dann die weitere Prüfung der potenziellen Gastfamilie vornehme. Fällt der Entscheid positiv aus, bekommen die Familien eine pädagogische Fachkraft bereitgestellt und erhalten Schulungen in den Themenbereichen Trauma, Asyl- und Bleiberecht, interkulturelle Kompetenz sowie Kinder- und Jugendhilfe. Während der Dauer der Aufnahme erhalten die Familien die Unterhaltskosten gemäß den Richtsätzen für Pflegekindergeld.
Mit dem heutigen Tag seien bereits fünf Familien in dem Prüfverfahren durch das Jugendamt, so Mazinjan. „Erklärtes Ziel ist es, jedenfalls zehn potenzielle Gastfamilien so weit zu prüfen und auszubilden, dass im Bedarfsfall eine rasche Unterbringung der Minderjährigen ohne Zwischenstopps gewährleistet werden kann.“
Interessierte finden weitere Informationen sowie die entsprechenden Kontaktdaten auf der Homepage des SOS-Kinderdorfs.
Clearing-house in Salzburg
Das Clearing-house im Salzburger Stadtteil Aigen wurde im Jahr 2001 gestartet. Es ist eines von fünf österreichischen Pilotprojekten, das mit Unterstützung des Europäischen Flüchtlingsfonds und des Bundesministeriums für Inneres realisiert wurde. Bis zu 30 Jugendlichen finden dort während der Zeit des Clearings (Abklärung des Aufenthaltsrechts, rund drei Monate) ein vorübergehendes Zuhause. Sie erhalten die notwendige Grundversorgung, sozialpädagogische und medizinische Betreuung sowie psychologische Hilfen, um sich in ihrer schwierigen Lage besser zurechtzufinden.
Die Nationalitäten der Jugendlichen sind sehr unterschiedlich: Kamerun, China, Afghanistan, Äthiopien, Nigeria, Syrien, Dominikanische Republik, Kongo, Ghana, Burundi, Irak, Mongolei, Moldawien, Vietnam, Weißrussland, Kosovo und Ukraine.
(Quelle: salzburg24)