Soziale Kontakte reduziert

Wie sich Corona auf Winter-Depressionen auswirkt

Mehr Frauen als Männer sind von Winterdepression betroffen. (SYMBOLBILD)
Veröffentlicht: 17. Dezember 2020 14:37 Uhr
In der dunklen Jahreszeit steigt das Risiko, an einer Winterdepression zu erkranken. Wie sich die Corona-Krise und die damit verbundenen Kontakteinschränkungen darauf auswirken, was man gegen psychische Probleme in Zeiten von Social Distancing machen kann und wieso man die derzeitige Lage auch als Chance sehen kann, erklärt der Leiter des Instituts für Klinische Psychologie der UK Salzburg im Gespräch mit SALZBURG24.

Die Gefahr, in eine Winterdepression zu fallen, ist heuer erhöht, wie der Leiter des Instituts für Klinische Psychologie der Universitätsklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der PMU Salzburg, Andreas Kaiser, im S24-Interview schildert. Grund dafür könnten die Kontakteinschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie sein: „Wir sind zum ersten Mal seit dem Ausbruch des Virus in der Situation, dass es draußen ständig finster ist. Der letzte Winter war ja noch ganz normal.“

Corona-Müdigkeit kann Risiko für Winterdepression verstärken

Laut Kaiser könnte die Doppelbelastung zu Alkoholmissbrauch, Rückzug oder Vereinsamung führen. „Die Corona-Müdigkeit spielt hier eine große Rolle, denn sie ruft Aggressionen hervor. Die Menschen wollen einfach nicht mehr, sie sind von Grund auf schon genervt von der Situation. Und dazu kommt noch das Wissen, dass das Virus nicht von einem auf den anderen Tag wieder verschwindet, auch wenn sich die Situation mit Impfbeginn etwas bessern könnte.“

Wer besonders gefährdet ist, heuer eine Winterdepression zu entwickeln, sei laut Kaiser extrem individuell und hänge von den eigenen Möglichkeiten ab. „Es macht natürlich einen riesigen Unterschied, ob ich in einer Garconniere mitten in der Stadt wohne oder am Land, wo ich die Möglichkeit habe, mich im Grünen zu bewegen“, erklärt der Experte. Außerdem komme es darauf an, ob man es gewohnt sei, alleine zu sein. Dies sei bei Schülern eher nicht der Fall.

 

Mit Achtsamkeitstraining bewusster leben

Es gebe aber mehrere Möglichkeiten, wie man besser mit der derzeitigen Situation umgehen kann. Eine Option sei, achtsamer durch den Alltag zu gehen. Dazu gehöre, sich bewusst Zeit für Dinge zu nehmen und auch zu genießen: „Man kann zum Beispiel etwas kochen und das Gericht dann schön anrichten oder ein Buch lesen. Rituale sind sehr wichtig, denn sie können helfen, bewusster zu leben.“

Organisation zur Entschleunigung

Ein bewusster Lebensstil bringe laut Kaiser unabhängig von der Corona-Krise Vorteile mit sich: „Organisation kann generell entschleunigend wirken. Wenn ich mich nur auf die negativen Aspekte konzentriere und mich fühle, wie im goldenen Käfig, drückt das die Stimmung natürlich.“ Deshalb sei die aktuelle Situation eine Chance, sein Leben auch nach der Pandemie besser zu organisieren und strukturieren.

Soziale Kontakte aktiv pflegen

Wer sich einsam fühlt, muss trotz Social Distancing nicht vollständig auf soziale Kontakte verzichten: „Man kann sich im Freien auf Abstand treffen und gemeinsam einen Spaziergang machen oder eine Runde laufen gehen. Oder man kommuniziert übers Handy. Online-Kommunikation hat meiner Meinung nach schon einen höheren Stellenwert bekommen. Bei älteren Menschen, die diese Möglichkeiten nicht haben, muss sich jemand darum kümmern, dass sie regelmäßig angerufen oder besucht werden, soweit das möglich ist.“

Qualität von zwischenmenschlichen Beziehungen gestiegen

Das wichtigste sei, sich aktiv um seine Kontakte zu kümmern und man nicht zusehe, wie die traurig die Welt gerade sei, schildert Kaiser. „Was ich schon festgestellt habe, ist, dass zwar die Anzahl der sozialen Kontakte abgenommen hat, die Qualität aber angestiegen ist. Viele Menschen schätzen soziale Interaktion jetzt viel mehr als zuvor. Oft sprechen mich auch beim Einkaufen wildfremde Menschen an und man führt ein nettes Gespräch. Das hätte es früher wahrscheinlich seltener gegeben.“ 

Die wichtigsten Tipps noch einmal zusammengefasst:

  • Sich gemeinsam auf Abstand im Freien bewegen
  • Aktiv soziale Kontakte pflegen (regelmäßige Telefonate, SMS oder über Online-Dienste)
  • Rituale im Alltag festlegen
  • Bewusst Zeit nehmen und achtsam durch den Alltag gehen
  • Organisation kann Stress reduzieren
  • Die wenigen sozialen Interaktionen, die man hat, schätzen

(Quelle: salzburg24)

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