Die Brau Union, die u.a. die Marken Gösser, Zipfer, Kaiser, Puntigamer, Schwechater, Wieselburger, Schladminger und Edelweiss unter einem Dach vereint, führt den Markt in Österreich an – und ist ins Visier der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) geraten. Wie berichtet soll die Brau Union ihre marktbeherrschende Stellung ausgenutzt und Getränkeabnehmern gedroht haben, ihnen kein Bier mehr zu verkaufen, wenn sie nicht auch andere Getränke von der Brau Union beziehen. Darüber hinaus sollen Abnehmer verpflichtet worden sein, keine Getränke anderer Wettbewerber im Sortiment zu führen oder den überwiegenden Teil des Sortiments über die Brau Union abzudecken. Wenn große Konzerne Vorhaben wie diese tatsächlich umsetzen, bedeutet das: „Kleine Unternehmen werden kleiner, große stärken ihre Vorherrschaft“, fasst der Salzburger Oliver Klamminger, der kürzlich zum besten Biersommelier Österreichs gekürt wurde, im SALZBURG24-Interview zusammen.
Biermarken in Salzburg regional verankert
Für kleine Brauereien oder Neueinsteiger sei es dann besonders schwer, ihre Produkte überhaupt ins Supermarktregal zu bringen. „Als neue Marke hat man so gut wie keine Chance, im Sortiment gelistet zu werden. Einige Salzburger machen es gut, indem sie eine Nische bedienen. Ein Beispiel ist das Pinzgau Bräu, das zum Beispiel Lagerhäuser beliefert.“ Im Supermarkt selbst sind die Stellplätze im Regal verkauft, sprich: „Mit mehr Geld kann man sein Bier besser platzieren“, merkt Klamminger an. Damit erhöhe sich die Chance, dass Kundinnen und Kunden zur eigenen Ware greifen. Ein Vorteil der großen Konzerne sei zudem, dass sie den Abnehmern oft einen besseren Preis anbieten könnten. Und: Marken wie Gösser, Zipfer oder Kaiser seien in ihren jeweiligen Regionen verankert. „Die Menschen identifizieren sich mit gewissen Marken.“
Bier als Lockmittel im Supermarkt
Im Lebensmittelhandel diene Bier, das häufig zum Aktionspreis angeboten wird, oftmals als Lockmittel: „Viele Leute kommen dann gleich mit dem Auto, weil sie die Kisten nicht schleppen wollen. Dadurch kauft man meistens generell mehr ein“, weiß Klamminger. Grundsätzlich findet der Bierkenner aber, dass der kühle Gerstensaft in Österreich in Relation mit dem nötigen Aufwand zu günstig verkauft werde. Große Unternehmen könnten zwar billiger produzieren als kleinere. Er stellt aber klar: „Die Biere der Brau Union sind sehr gut, das ist keine Billigware. Bei alkoholfreien Bieren hat die Brau Union die größte Kompetenz und ein gewaltiges Know-How. Ein Kleiner hat gar nicht die Möglichkeit, sich ein Forschungslabor einzurichten und drei Jahre lang zu tüfteln.“
"Handel macht die Preise madig"
Wird Bier im Handel günstig verkauft, so habe das auch Auswirkungen auf die Gastronomie, schildert der Salzburger. „Der Handel macht die Preise madig. Wenn zum Beispiel jetzt während der Fußball-EM eine Kiste Bier um 14 Euro angeboten wird, eine Halbe im Wirtshaus aber fünf Euro kostet, denkt der Konsument, dass ihn der Wirt übers Ohr haut. Der hat aber ganz andere Kosten abzudecken.“
Ebenfalls gebe es in der Gastronomie Exklusivverträge. Ein Konzern bezahlt zum Beispiel die Schankanlage, dafür darf nur Bier aus seinem Sortiment verkauft werden. „Manche Wirte in Salzburg machen das, manche nicht“, berichtet Klamminger. Gastronom:innen hätten seiner Meinung nach jedenfalls eine wichtige Rolle als Beraterinnen und Berater. „Kaum jemand wird sich im Supermarkt ein Seiterl um drei Euro kaufen und etwas Neues probieren, wenn er gar nicht wirklich weiß, was wirklich drinnen ist.“ Jenen, die neugierig sind, rät er auch, selbst einmal in einer kleineren Brauerei vorbeizuschauen und sich ein Bild zu machen. „Kleine Firmen haben Sympathiewerte. Das Handwerkliche bei Wirtshausbrauereien kommt gut bei den Leuten an.“
Wie lautet nun das Fazit? „Der Österreicher trinkt im Jahr durchschnittlich ungefähr 101 Liter Bier im Jahr. Und ob ich dafür 140 Euro oder das Dreifache zahle, ist für viele ein Thema“, so Klamminger. Was die Qualität angeht, so müsse man sich keine Sorgen machen: „Wir reden hier hauptsächlich über das Märzen-Bier und das machen alle sehr gut.“ Und wie heißt es so schön: Geschmäcker sind verschieden, auch beim Bier.
Wie geht es mit Brau Union weiter?
Kritik an der Marktmacht der Brau Union hatte es jedenfalls von der Konkurrenz in der Vergangenheit immer wieder gegeben, so auch von der Salzburger Brauerei Stiegl. Wie lange das Verfahren vor dem Kartellgericht dauern wird, ist aktuell noch nicht bekannt. Das Kartellgericht kann Geldbußen in Höhe von bis zu zehn Prozent des Konzernumsatzes des Vorjahres verhängen. Die Brau-Union-Mutter Heineken haftet für die Geldbuße mit, ist aber ausdrücklich nicht von den Ermittlungen betroffen und hat auch keine Verstöße begangen, teilt die Wettbewerbsbehörde mit. Maßstab für die Geldbußenbemessung ist der gesamte Konzernumsatz von Heineken, der zuletzt bei über 36 Mrd. Euro lag.
(Quelle: salzburg24)