Politische Entscheidungen betreffen uns alle. Oft sind die Prozesse, Einflussfaktoren und Gedanken, die dahinter stecken, für uns Bürger aber schwer nachzuvollziehen. Das kann es schwierig machen, diese zu verstehen.
Corona-Maßnahmen spalten Gemüter
Aktuell macht sich das besonders bei Maßnahmen rund um das Coronavirus und die Pandemie bemerkbar. Ankündigungen wie Masken- oder Testpflicht, Ausgangsbeschränkungen oder strenge Auflagen für Unternehmer sorgen zwar bei den einen für Zustimmung, bei den anderen machen sich jedoch Unverständnis, ein Gefühl der Ohnmacht oder sogar Wut breit. Eine Entspannung der Lage bzw. Beruhigung der erhitzten Gemüter scheint derzeit nicht in Sicht zu sein. Aber wie kann es gelingen, dass Politik und Bürger wieder aufeinander zugehen?
Mehr Raum für Diskussionen nötig
Friedrich Faltner, Psychotherapeut aus Salzburg, sieht Möglichkeiten für eine Annäherung sowohl bei Politikern, als auch bei uns selbst. Damit Bürger mehr einbezogen werden, schlägt er vor: „Wir sollten mehr Diskussionsmöglichkeiten schaffen. Ein Experte stellt seine Meinung vor, aber ohne jegliche Überzeugungsversuche.“
Direkter Kontakt mit Bürgern wichtig
Eine weitere Lösung könnte laut Faltner mehr direkter Kontakt zwischen Politikern und Bürgern sein: „Das soll nicht über Presse- oder Videokonferenzen laufen, denn da kann der andere ja nie zurückfragen. Diese Variante wäre für die Politik jedoch mühseliger.“ Denn um die Gedanken, Ansichten und Sorgen seines Gegenübers zu verstehen, sei einerseits Zeit, andererseits auch die Bereitschaft, sich überhaupt darauf einzulassen, nötig.
"Mit Emotionen der Menschen vorsichtig umgehen"
Außerdem sollten politische Entscheidungsträger sich bewusst machen, welche weitreichenden Folgen bereits gewisse Ankündigungen haben können: „Es ist leicht, Menschen zu verängstigen. Es ist viel schwieriger, wieder Vertrauen zu geben“, ergänzt Faltner. Das mache sich gerade jetzt in der Corona-Krise bemerkbar. „Vielleicht lernt man daraus, dass man mit den Emotionen der Menschen vorsichtig umgehen soll. Denn es gibt Phänomene, die sich schwer rückgängig machen lassen.“
Bildung eigener Meinung essenziell
Aber auch wir selbst seien gefordert: Es könnte hilfreich sein, wenn wir zumindest versuchen würden zu verstehen, wie Politik funktioniert und welche Meinungen durch die Medien kanalisiert werden. Dazu gehöre auch zu hinterfragen, wie man selbst zum jeweiligen Thema stehe, sagt Faltner. Man müsse sich seine Meinung erst selbst bilden und als Staatsbürger nicht alle Informationen übernehmen. „Das ist aber ein langfristiger Prozess“, merkt Faltner an. Hierbei sei wichtig, sich vor Augen zu führen, dass Botschaften in den Medien nicht immer vollständig seien. „Man muss sich mit manchen Themen länger beschäftigen.“
"Politik nicht den Politikern überlassen"
Als weiteren Lösungsansatz nennt der Experte, dass wir uns als Staatsbürger nicht nur auf die Politik hinausreden sollten: „Vielleicht wird es Zeit, dass die Menschen sich jenseits ihrer Interessen wie Haus oder Geld mehr als Staatsbürger einbringen und die Politik nicht den Politikern überlassen.“
Dies würde zwar vorerst vermutlich nur in einem sehr kleinen Bereich möglich sein. Dennoch sollten wir uns bewusst machen: „Wir möchten auch mitreden und ein bisschen mitgestalten. Wir haben ja auch eine Verantwortung.“
Klimakrise als Chance für mehr Eigeninitiative
„Wir sollten nicht nur schauen, dass wir gut essen und trinken, schön wohnen und dass unsere Gartenzwergerl nicht gestohlen werden“, betont Faltner. Ein bisschen mehr Engagement weg vom unmittelbaren Eigeninteresse sei wünschenswert. Eine Chance für eine neue Herangehensweise sieht Faltner hier bei der Klimakrise: „Man könnte zum Beispiel damit beginnen, seinen eigenen Garten zu begrünen.“ Denn wie bereits Johann Wolfgang von Goethe gesagt hat: „Es ist nicht genug, zu wissen, man muss auch anwenden. Es ist nicht genug, zu wollen, man muss auch tun.“ Diese Weisheit könnten sich wohl die meisten von uns in gewissen Situationen zu Herzen nehmen.
(Quelle: salzburg24)