„Wisst ihr, was die billigste warme Mahlzeit in Österreich ist? Sie ist nicht gesund, aber sie ist billig. Ein Hamburger bei McDonalds für 1,40 Euro“, sagt Kanzler Nehammer in seinem mittlerweile bekannten „Burger-Video“ aus Hallein. Die Reaktionen fallen entsprechend aus. Aber stimmt seine Aussage überhaupt? Ist der Burger im Fastfood-Restaurant die günstigste warme Mahlzeit für Kinder und Familien? SALZBURG24 blickt ins Land und sucht günstige und gesunde Speisemöglichkeiten für Familien.
Großer Hunger, schneller Überblick für günstiges Essen in Salzburg
Ohne lange Umschweife, hier eine Liste:
- Vinzitisch (Stadt Salzburg, Flachgau)
- SOLEart (Straßwalchen und Umgebung)
- Rollende Herzen
- SOMA Salzburg (Stadt Salzburg)
- Flachgauer Tafel
- Ehrenamtliches Hilfs-Team Obertrum
- Sozialer Lieferservice (Bürmoos und Umgebung)
- Laube-Märkte (Tennengau, Pinzgau, Pongau)
VinziTisch – einmal die Woche
Der VinziTisch ist ein Verein in Salzburg, der mit Lieferautos und in den Räumlichkeiten der Pfarre Maxglan kostenlos Lebensmittel an Bedürftige verteilt. Die ehrenamtliche Leiterin Katharina Hofer sieht sich als Christin in der Verantwortung. „Wir bekommen von Supermärkten wie Billa oder Spar Lebensmittel, deren Mindesthaltbarkeitsdatum jeweils gestern abgelaufen ist. Die geben wir allen Menschen mit niedrigem Einkommen und allen, die Hunger haben, einmal die Woche weiter“, erklärt Hofer.
Die Aussagen Karl Nehammers aus dem bekannten Video findet sie „empörend. Die Politik hat jene Bringschuld, das Familienleben finanziell attraktiv zu gestalten. Dass das so nicht passiert, schmerzt mich als Christin sehr“, kritisiert die sozial engagierte Salzburgerin.
Wichtig sei für sie, dass jeder Mensch mit Würde behandelt werde. Dazu gehöre auch, die Lebensmittel nach den eigenen Vorstellungen zu bezahlen. „Wenn bei uns jemand mit Waren im Wert von 60 Euro rausgeht, kann er, muss aber nicht, einen oder zwei Euro in ein Glas werfen. Das gibt der Person das Gefühl, kein Geschenk anzunehmen, sondern etwas dafür dazulassen“, so Hofer über die Würde der Menschen, deren Einkommen für die Versorgung ihrer Familie oder sich selbst nicht reicht.
SOLEart – Dienstag und Freitag
Der SOLEart Sozialmarkt stand unter der Schirmherrschaft des bekannten Schauspielers Karl Merkatz. Über Merkatz kam die Aufmerksamkeit zum Straßwalchener Sozialmarkt und seine 58 freiwilligen Helfer:innen.
„Wir versorgen von Straßwalchen aus Arme und finanziell nicht so gut Gestellte aus den Umlandgemeinden mit Grundnahrungsmittel, Frischwaren, Obst und auch Gemüse“, sagt Theresia Wallerstorfer. Sie ist Teil des Projektteams und verantwortlich für das Geschäft, die Kund:innen und Mitarbeiter:innen.
Bei SOLEart bekommen die Menschen abhängig vom verfügbaren Einkommen eine Mitgliedskarte. Damit können Sie am Dienstagnachmittag und am Freitagvormittag Lebensmittel gratis abholen. „Kostenlos sind jene Zutaten, deren Mindesthaltbarkeitsdatum gerade so abgelaufen ist. Für Öl, Zucker oder auch Mehl bezahlen die Menschen bei uns etwa ein Drittel oder die Hälfte des Ladenpreises“, erklärt Wallerstorfer.
Die Anforderungen für die Mitgliedskarte sind laut Wallerstorfer folgende:
- Eine Person mit 1.300 Euro oder weniger Monatseinkommen
- Zwei Personen im Haushalt mit 1.700 Euro oder weniger
- Pro Kind darf der Betrag um 360 Euro steigen
Rollende Herzen – einmal im Monat
Auch bei den Rollenden Herzen im Tennengau, Pinzgau und Pongau gilt – Personen mit Bedarf bekommen Lebensmittel nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatum gratis. Anders als bei den fixen Standorten der vorgenannten Anlaufstellen fahren die Ehrenamtlichen der Rollenden Herzen direkt in die Salzburger Gemeinden der genannten Bezirke.
„Jeden Monat retten wir zehn bis 15 Tonnen Lebensmittel. Die fahren wir jetzt schon seit über zehn Jahren in jede Salzburger Gemeinde. Wir stehen dann 15 Minuten immer etwas abseits im Ort, damit die Menschen nicht aus falscher Scham nicht zu uns kommen“, sagt Rosi Leitner, die Koordinatorin für den Tennengau.
Tina Widmann ist Obfrau der Rollenden Herzen und ehemalige ÖVP-Politikerin in der Salzburger Landesregierung. „Viele Dinge, die Karl Nehammer ansprach, finde ich richtig. Meiner Meinung nach sollten die Eltern beim Essen in die Verantwortung genommen werden, nicht der Staat. Dennoch gibt es viele Familien, die durch Schicksalsschläge unverschuldet in Not geraten sind. Aber die werden von unserem sozialen Netz aufgefangen - obwohl das Netz auch Löcher hat. Statt dass der Staat dort aber mit der Gießkanne hilft, sollte diesen Leuten in den Gemeinden individuell geholfen werden“, so Widmann.
Probleme der sozialen Essenausgaben
Die gute Entscheidung, dass im Lebensmittelhandel Projekt wie „Too Good To Go“ angekommen sind, stellt die Arbeit der Verteiler der kostenlosen Lebensmittel vor Probleme. „Wir bekamen früher die Reste aus den Supermärkten. Dass wir die nun oftmals nicht mehr im Sortiment haben, stellt uns vor Probleme. Daher freuen wir uns immer, sollten Bauern etwas von deren Tomaten-, Kürbis- oder Salaternte übrighaben, wenn diese uns anrufen und die gesunden Lebensmittel vorbeibringen“, sagt Theresia Wallerstorfer von SOLEart.
Immer mehr Salzburger:innen von Teuerung betroffen
Eine neue Entwicklung stellt Rosi Leitner von den Rollenden Herzen fest. „Nicht nur, dass die Lebensmittelspenden rückläufig sind, im Gegensatz dazu steigt die Zahl der Menschen, die zu uns kommen. Wir erkennen auch immer mehr Salzburger und Salzburgerinnen, die sich seit der starken Teuerung vieles nicht mehr leisten können“, so Leitner.
Das, ergänzt Rosi Leitner, sei aber nichts, wofür man sich schämen müsse. „Es kann jedem und jeder passieren. Genau dafür sind wir und auch die anderen Einrichtungen da. Bei uns bekommen alle günstige, gesunde und vor allem gut schmeckende Lebensmittel in Salzburg“, schließt Leitner.
Wer sich selbst engagieren will – im Team der Rollenden Herzen sind freiwillige Mitarbeiter für den Verkauf und die Betreuung der Anlieferung immer gerne gesehen.
(Quelle: salzburg24)