Automatische Alarmierung

Wo eCall-Notrufe in Salzburg ankommen

Veröffentlicht: 07. März 2025 11:22 Uhr
Mit einem vollbesetzten Auto krachte vergangene Woche ein Alkolenkerin in Saalbach gegen einen Baum. Die Rettungskette für die fünf Verletzten wurde auf die Sekunde in Gang gesetzt – und zwar durch das automatische Notrufsystem eCall. Im Vorjahr wurden die Salzburger Einsatzkräfte auf diese Art zu 15 Verkehrsunfällen gerufen, erklärt Werner Kampner, Chef der Landesleitzentrale der Polizei Salzburg.

Ein Auto kracht gegen einen Baum und innerhalb von Sekunden sind die Einsatzkräfte bereits alarmiert, ohne das jemand den Notruf wählen musste. Im Ernstfall kann dies wertvolle Zeit sparen. Bei jenem Unfall in Saalbach-Hinterglemm (Pinzgau) Ende Februar wurde das eCall-System ausgelöst, die Polizeileitzentrale konnte umgehend mit der Pkw-Lenkerin sprechen.

Automatisches Notrufsystem seit April 2018 Pflicht

Bei eCall handelt es sich um ein elektronisches Notrufsystem für Kraftfahrzeuge, die bei einem Unfall automatisch eine Meldung über die Notrufnummer 112 absetzen. Seit April 2018 – also seit knapp sieben Jahren – ist es in allen neugenehmigten Pkw-Typen bis 3,5 Tonnen verpflichtend. Ältere Modelle müssen allerdings nicht nachgerüstet werden. Auch bei Motorrädern und Lkw ist ein eCall-System möglich, aber nicht vorgeschrieben.

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Wird das System ausgelöst, wird eine Meldung an die jeweilige Landesleitzentrale abgesetzt. Im Bundesland Salzburg werden die Notrufe von Werner Kampner, dem Chef der Landesleitzentrale der Polizei Salzburg, und seinen Kolleg:innen entgegengenommen. Im Jahr 2024 sind auf diesem Weg 2.015 Meldungen bei der Exekutive eingegangen, wie Kampner im SALZBURG24-Gespräch schildert.

Einsatzkräfte in wenigen Minuten vor Ort

„Nach dem Eingang eines eCalls wird zunächst versucht eine Sprachverbindung herzustellen, um einen möglichen Notfall abzuklären. Geht das nicht, wird sofort eine Polizeistreife hingeschickt“, erklärt er. Drei bis fünf Minuten nach der Auslösung sollten demnach die Einsatzkräfte vor Ort sein. Ziel des eCall-Systems ist es, die Anzahl von Todesopfern und Schwerverletzten durch die schnellere Ingangsetzung der Rettungskette zu verhindern.

Damit die Unfallstelle rasch gefunden werden kann und die benötigten Einsatzkräfte hingeschickt werden können, werden durch das System etwa die Position des Fahrzeugs, die Antriebsart und auch die Anzahl der Mitfahrenden übermittelt. Dazu sind neben Crash-Sensoren auch eine GPS-Einheit zur Positionsbestimmung, eine SIM-Karte und eine Freisprecheinrichtung in den Fahrzeugen verbaut.

Diese Daten werden bei einem eCall versendet:

  • Position über XY-Koordinaten
  • Bei Autobahnen/Schnellstraßen: Richtungsfahrbahn
  • Antriebsart (Verbrenner, Gas, Hybrid, Elektro)
  • Anzahl der Insassen durch Gurt- oder Sitzbelegungssensor
  • Fahrgestellnummer

Anfangs sei der Datenschutz ein großes Thema gewesen, berichtet Kampner. Der beim eCall übermittelte Mindestdatensatz sei allerdings verschlüsselt und könne nur in den Landesleitzentralen entschlüsselt werden, versichert der Leiter der Landesleitzentrale. „Damit ist auf den ersten Blick kein Rückschluss auf die Lenkerin oder den Lenker möglich“, erklärt er weiter. Auch die im Auto verbaute SIM-Karte könne nicht nachverfolgt werden. Es handle sich um ein passives System, das nur im Notfall aktiv werde.

Erst in einer zweiten Phase, wenn das Auto nach einer Unfallmeldung nicht lokalisiert werden kann, werde der Zulassungsbesitzer über die Fahrgestellnummer ausgeforscht und kontaktiert.

Wann löst das eCall-System aus?

Ausgelöst wird das eCall-System einerseits über Crash-Sensoren, die bei einem Aufprall ab 25 km/h anschlagen. Bei kleineren Parkunfällen reagiere das System nicht, weiß Kampner. Weitere Sensoren seien etwa ein Überschlags- bzw. Neigungssensor, Airbagauslösesensor und ein Sensor im Sicherheitsgurt.

Eine zweite Variante ist ein SOS-Kopf im sichtbaren Bereich des Cockpits. Hier kann manuell eine Notrufmeldung in Gang gesetzt werden, etwa bei medizinischen Problemen während der Autofahrt. Kampner rät allerdings auch Unfallzeug:innen und Ersthelfer:innen dazu, im besten Fall das eCall-System für eine Alarmierung zu nutzen. „So übermittelt man auf die Sekunde alle relevanten Daten und kann im Ernstfall wichtige Zeit sparen“, macht er deutlich. Ein Handyanruf würde im Vergleich deutlich länger dauern und die genaue Lokalisation sei oft schwieriger, gerade wenn der Anrufer oder die Anruferin nicht ortskundig sei.

2.000 Fehlalarme durch eCall in Salzburg

Allerdings sei der Knopf auch eine große Quelle für Fehlalarme. Beim Eingang einer Meldung in der Landesleitzentrale sieht man, ob der Notruf automatisch oder manuell ausgelöst worden ist. „Wenn wir bei einer manuellen Notfallmeldung eine Fahrzeugposition in der Nähe eines Autohauses sehen, können wir mit großer Wahrscheinlichkeit von einem Fehlalarm ausgehen“, schildert Kampner. Auch Kinder würden immer wieder beim Spielen im Auto den Knopf drücken.

Von den 2.015 im Vorjahr versendeten eCalls habe es sich bei lediglich 15 Notrufen um tatsächliche Notsituationen gehandelt. Diese wurden alle automatisiert ausgelöst.

(Quelle: salzburg24)

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