Der Salzburger Handel, zu dem neben dem Einzel- und Großhandel auch die Kfz-Wirtschaft gehört, hat 2021 mit einem Netto-Jahresumsatz von rund 35,2 Milliarden Euro den Vorjahresumsatz nominell um 11,3 Prozent übertroffen. Das gab die Wirtschaftskammer Salzburg am Dienstag in einer Aussendung bekannt.

Gegenüber dem Vorkrisenniveau 2019 bedeutet dies ein Wachstum um 5,6 Prozent. Das geht aus dem jüngsten Konjunkturbericht des Economica Instituts für Wirtschaftsforschung im Auftrag der Sparte Handel hervor. „Salzburgs Handel ist zwar gewachsen, aber im Vergleich zu den übrigen Bundesländern hinkt Salzburg bei den Zuwachsraten deutlich hinterher. Betrachtet man die drei Sektoren, liegt der Salzburger Einzelhandel im Bundesländervergleich mit einem Wachstumsplus von 4,1 Prozent nur an drittletzter Stelle, die Kfz-Wirtschaft mit einem Plus von 11,3 Prozent sogar an letzter Stelle. Nur der Großhandel reiht sich mit einem Plus von 14,5 Prozent im unteren Mittelfeld ein“, erklärt Peter Voithofer vom Economica Institut für Wirtschaftsforschung. Das hohe nominelle Umsatzwachstum sei zudem mit Vorsicht zu bewerten, denn es ergebe sich nicht ausschließlich aus einer Konjunkturerholung, sondern sei auch auf außergewöhnlich hohe Preissteigerungen (vor allem im Großhandel) und das niedrige Vorjahresniveau zurückzuführen.
Handelssektoren mit starken Unterschieden
Der Wirtschaftsforscher weist zudem auf die starke Divergenz zwischen den einzelnen Sektoren und Branchen hin. „Die Lockdowns in den beiden Pandemiejahren haben zu massiven Verwerfungen im Einzelhandel geführt mit klaren Gewinnern und Verlierern. Das durch die Einschränkungen der Corona-Maßnahmen resultierende Einkaufsverhalten lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: von Non-Food zu Food, von Mode zu ‚4-Wände‘ und von offline zu online“, schildert Voithofer.
Der Lebensmitteleinzelhandel, die mit Abstand größte Einzelhandelsbranche, legt in den beiden Pandemiejahren kumuliert um 8,8 Prozent im Vergleich zu 2019 zu. Das höchste Umsatzwachstum kann 2021 der Blumeneinzelhandel verzeichnen (+16,0). Ebenso gehören der Bau- und Heimwerkerbedarf sowie die Branchengruppe Elektro/Möbel mit Zuwachsraten von +0,5 Prozent bzw. +0,1 Prozent (im Vergleich zu 2020) zu den Gewinnern.
Das sind die Pandemie-Verlierer
Zu den Verlierern im Einzelhandel müssen die modischen Branchen mit einem Umsatzminus von -4,3 Prozent gegenüber 2020 bzw. minus 13,6 Prozent gegenüber dem Vorkrisenniveau 2019 gerechnet werden. Noch unter dem Vorkrisenniveau 2019 liegen zudem weiterhin die Umsätze in den Branchen Spiel- und Sport (-1,9 Prozent gegenüber 2020/-5,2 Prozent gegenüber 2019), Zeitungen und Bücher (-0,7 Prozent gegenüber 2020/-3,6 Prozent gegenüber 2019) sowie Uhren und Schmuck (-2,6 Prozent gegenüber 2020/-6,8 Prozent gegenüber 2019). Aber auch innerhalb von Branchen gibt es große Unterschiede nach der Ausrichtung des Geschäftsmodells, aber auch nach Standorten.
Erfreulich ist, dass der Salzburger Handel nach einem Beschäftigungsrückgang 2020 im Vorjahr wieder ein Beschäftigungsplus von 1,5 Prozent aufweist. Mit rund 45.000 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen liegt man um 0,8 Prozent über dem Beschäftigungsstand von 2019. „Verantwortlich für dieses Wachstum sind in erster Linie der Großhandel (+2,3 Prozent) und der Einzelhandel (+1,9 Prozent). Die Kfz-Wirtschaft musste allerdings einen Beschäftigungsrückgang von 1,5 Prozent hinnehmen und liegt damit minus 3,2 Prozent unter dem Vorkrisenniveau. Insgesamt sind aber die Arbeitslosen- und die Kurzarbeitsquote stark rückläufig, was auf eine positive Beschäftigungsentwicklung hindeutet. So gab es im Vorjahr im Salzburger Handel 1.304 offene Stellen“, stellt Voithofer fest.
Sondersituation in Salzburg
Dass Salzburg insgesamt deutlich niedrigere Zuwachsraten aufweist als die meisten Bundesländer, ist auf die starke touristische Prägung der regionalen Wirtschaft zurückzuführen. „Der Salzburger Handel ist stark von den Konsumausgaben der Touristen anhängig. Wenn die Gäste wegen Reisewarnungen und Einreisebeschränkungen fernbleiben, dann spüren das auch die Handelsbetriebe. Auch Einschränkungen im Grenzverkehr machen sich im Handel bemerkbar. Schließlich reicht das Salzburger Einzugsgebiet bis nach Bayern und Oberösterreich, das ja ebenfalls Ausfahrtsbeschränkungen erlassen hat“, analysiert Johann Höflmaier, Geschäftsführer der Sparte Handel, das schlechte Abschneiden des Salzburger Handels.
Dafür dürfte der große Online-Boom vorerst vorbei sein. Der heimische Online-Handel profitiert im zweiten Pandemie-Jahr wiederum von den Lockdowns und gewinnt gegenüber dem stationären Non-Food-Einzelhandel. „Sorgen bereitet allerdings der Kaufkraftabfluss zu den ausländischen Online-Riesen, der nach wie vor ungebrochen ist. Die Sparte hat versucht, mit der Kampagne ‚Kauf lokal‘ dagegenzuhalten und das Bewusstsein der Konsumenten für die Bedeutung des regionalen stationären Handels zu schärfen“, betont Höflmaier. Zudem werde man Unternehmen verstärkt bei der Digitalisierung unterstützen. So war die Sparte Handel maßgeblich an der Entwicklung der neuen Ausbildungsschiene
Handel begrüßt Corona-Lockerungen
Die positive Beschäftigungsentwicklung hat natürlich auch eine Kehrseite in Form eines massiven Fachkräftemangels. „Die Arbeit im Handel hat durch die Pandemie sicherlich an Attraktivität eingebüßt. Wer möchte schon den ganzen Tag über mit einer Maske im Geschäft stehen. Umso mehr begrüßen wir die von der Regierung angekündigten Lockerung, die mit 5. März in Kraft treten. Dennoch wird sich der Handel im immer härter werdenden Wettbewerb um Arbeitskräfte bemühen müssen. Die Erhöhung des Einstiegsgehaltes für Handelsangestellte auf 1.800 Euro war dafür ein wichtiges Signal“, ist Höflmaier überzeugt.
(Quelle: salzburg24)