Meinungscheck

Würdet ihr an Hitzetagen eine Siesta einlegen?

Veröffentlicht: 19. Juli 2023 15:04 Uhr
Eine Siesta ist in vielen südeuropäischen Ländern ganz normal. Angesichts der Hitze wird auch in Österreich über den "Mittagsschlaf" diskutiert. Wäre ein solches Modell künftig auch in Salzburg denkbar? Und wie sieht es arbeitsrechtlich aus?

„Die Hitze steigt mir zu Kopf“: Diesen Satz hat wohl fast jeder in den heißen Sommermonaten schon einmal gehört oder selbst gesagt. Wer nicht gerade frei hat und sich entweder im kühlen Haus ausruhen oder im See, Meer oder Pool abkühlen kann, geht auch an diesen Tagen seiner Arbeit nach. Bei Temperaturen jenseits der 30 Grad kann das – je nach Beruf – ziemlich mühsam werden. In Spanien etwa ist eine Siesta, also eine rund zweistündige Mittagspause, Gang und Gäbe. Andere südeuropäische Länder haben ähnliche Modelle und stellen etwa die Arbeit im Freien oder besonders anstrengende Tätigkeiten rund um die sehr heiße Mittagszeit ein. Auch in Salzburg wird es immer heißer. Laut Meteorologin Claudia Riedl von der GeoSphere könnten Temperaturen über 40 Grad künftig als normal gelten, wie sie im SALZBURG24-Interview Anfang des Jahres erklärt. Sollten also auch wir mittags öfter mal eine Pause einlegen?

Rotes Kreuz und Umweltmediziner für Siesta

Für eine Pause zur Mittagszeit sprach sich etwa das Rote Kreuz aus in einer Aussendung aus. Wenn möglich, sollte man seinen Tag auch früher beginnen. Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der MedUni Wien schlug gegenüber den "Oberösterreichische Nachrichten" ebenfalls eine Siesta vor. Eine entsprechende gesetzliche Regelung gibt es in Österreich derzeit noch nicht, wie Peter Eckel, Referatsleiter der Arbeitsrechtabteilung bei der Salzburger Arbeiterkammer (AK) im SALZBURG24-Interview erklärt. "Dieses Thema ist aber etwas, worüber man sich in den kommenden Jahren Gedanken machen muss." Dies betreffe vor allem jene Firmen, in denen es keine Möglichkeiten gibt, in klimatisierter oder schattiger Umgebung zu arbeiten.

Eckel schlägt etwa alternative Arbeitszeitmodelle mit längeren Mittagspausen vor. "Das ist in Österreich aber eher ungewohnt. Ich bin nicht sicher, ob das von allen Arbeitnehmern als etwas Positives aufgenommen wird", so der Experte. Dennoch sollte man alternative Modelle zumindest anbieten, damit Arbeitnehmende diese bei Bedarf in Anspruch nehmen können. Eine zweite Möglichkeit sei, Home-Office-Vereinbarungen anzupassen. "Das Home Office wird sehr häufig praktiziert und es gibt viele technische Möglichkeiten, damit auch von Zuhause aus mehr gearbeitet werden kann." Wenig sinnvoll sei eine Siesta womöglich für Pendlerinnen und Pendler, für die sich ein hitziger Arbeitstag dadurch lediglich verlängern würde.

 

Eine Hitzefrei-Regelung gibt es bereits auf österreichischen Baustellen. Allerdings besteht hierauf kein Rechtsanspruch. Und in welchen Branchen es überhaupt möglich wäre, die Arbeit für einige Stunden niederzulegen oder früher anzufangen und damit auch früher aufzuhören, wird ebenfalls heiß diskutiert. Auch Eckel erinnert sich, dass einige Betriebe in früheren Jahren hitzefreie Tage angeboten hätten. "Das wäre ein nettes Zuckerl. Allerdings kostet das die Dienstgeber etwas und ist somit wohl für alle keine gute Lösung." Der Arbeitsrechtsexperte betont, dass Produktivität und Gesundheit unter der Hitze leiden könnten. "Und das ist das Wesentliche, worauf man schauen sollte."

 
 

Metropolen weltweit gehen mit der Hitze übrigens ganz unterschiedlich um und werden kreativ, um den Menschen Abkühlungsmöglichkeiten zu verschaffen. In der thailändischen Hauptstadt Bangkok bieten kühle Shopping Malls für viele Einwohner:innen quasi ein zweites Zuhause. Von Mode über Massagen und Fitness bis zu Gourmettempeln und Kinos gibt es dort fast alles.

 

In Singapur soll der preisgekrönte Park Gardens by the Bay mit gigantischen Gewächshäusern zum Flanieren und Verweilen einladen. Dort hat es angenehme 24 Grad. Verantwortlich ist das wohl größte unterirdische Fernkühlungssystem der Welt, das auch zwei Dutzend Wohntürme und andere Gebäude in der Nähe versorgt. Die Anlage nutzt gekühltes Wasser – eine Stromeinsparung von 40 Prozent gegenüber herkömmlichen Klimaanlagen.

In Tel Aviv gibt es in der ganzen Stadt verteilt in regelmäßigen Abständen Trinkwasserspender – nicht nur an der kilometerlangen Strandpromenade, auch an vielen anderen Orten: Wasserflasche auffüllen und fertig. Das schützt nicht nur vor einem Sonnenstich, sondern spart in einer der teuersten Städte der Welt auch Geld.

Und wenn es im Großstadtdschungel von New York City so richtig heiß wird –und das wird es in jedem Sommer –, dann kennen die Bewohner ein bewährtes Mittel: Hydranten. Die Feuerwehr öffnet nach offiziellem Antrag einen Hydranten pro Straßenblock, der daraufhin Wasser ausspuckt. Zwar mit weniger Druck als für Löscharbeiten, aber ausreichend, um herumspringenden Kindern, Erwachsenen und durstigen Vögeln und Haustieren stundenlang Freude und Abkühlung zu bereiten.

Die Initiative „Platz für Salzburg“ macht sich für eine Entsiegelung öffentlicher Flächen stark und hat kürzlich den Parkplatz vor der Fahrschule von Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP) in eine grüne Oase verwandelt. Konkret sollen bis zum Jahr 2030 öffentliche Flächen entsiegelt und durch 1.000 Bäume und 800 Sitzgelegenheiten ausgetauscht werden. Supermärkte wie Firmen sollen Parkplätze mit Rasensteinen und Schattenbäumen begrünen und kühlen, so die Forderung der Initiative.

(Quelle: salzburg24)

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