Wenn Bergtour zum Albtraum wird

Hochkönig-Rettungseinsatz zeigt Tücken der Übergangszeit

Veröffentlicht: 06. November 2025 11:54 Uhr
Wintereinbruch, frühe Dunkelheit und Überschätzung: Die Bergrettung Salzburg warnt nach den ersten Einsätzen in der Übergangszeit zwischen Herbst und Winter vor den Risiken. Wer jetzt am Berg unterwegs ist, sollte gut planen und im Zweifel früher umdrehen. "Viele unterschätzen die Schwierigkeit, wenn Schnee liegt", schildert eine erfahrene Salzburger Bergretterin.

Die Schneefälle der vergangenen Wochen haben das Salzburger Bergland in ein winterliches Gewand gehüllt und mancherorts prompt die Bergrettung auf den Plan gerufen. Zwei Einsätze binnen kurzer Zeit zeigen, wie die Übergangszeit zwischen Herbst und Winter rasch zur Falle werden kann.

Einsätze für Salzburger Bergrettung

Am Hochkönig im Pongau mussten in der Nacht auf Donnerstag zwei völlig erschöpfte Schneeschuhwanderer in einer nächtlichen Aktion gerettet werden. Ende Oktober gerieten drei Bergsteiger am Rettenkogel in Strobl (Flachgau) bei Schneefall in Not. Für die Rettungskräfte waren beide Einsätze aufwendig und für die Geretteten dürfte es vor allem beim aktuellen Fall kostspielig werden. Die Rechnung stellt hier die ÖAMTC-Flugrettung aus, erklärt Maria Riedler, Pressesprecherin der Salzburger Bergrettung, am Donnerstag im SALZBURG24-Gespräch. Denn der in der Steiermark stationierte Notarzthubschrauber Christophorus 14 war wegen seiner speziellen Rettungswinde zum Hochkönig alarmiert worden. Das sei notwendig gewesen, weil nach Einbruch der Dunkelheit kein anderer Hubschrauber mehr landen durfte. Die Höhe der Kosten hängt von mehreren Faktoren ab, wie von der Einsatzdauer, der eingesetzten Technik und der Zahl der beteiligten Kräfte.

Wie hoch die Kosten in diesem konkreten Fall sind, war vorerst noch unbekannt. Eine SALZBURG24-Anfrage beim ÖAMTC blieb bislang noch unbeantwortet.

Wer zahlt für Rettungseinsätze am Berg?

Grundsätzlich gilt: In vielen Fällen übernimmt eine entsprechende Versicherung die anfallenden Kosten. Allerdings greift der Versicherungsschutz oftmals nicht, wenn grobe Fahrlässigkeit vorliegt oder wenn eine Bergung aus nicht-medizinischen Gründen notwendig wird. Auch bei Rettungseinsätzen nach Unfällen unter Alkoholeinfluss ist ein Leistungsanspruch meist ausgeschlossen, da solche Fälle als selbstverschuldete Unfälle gelten. Die genauen Bestimmungen richten sich nach den jeweiligen Versicherungsbedingungen.

Ehrenamtliche nachts, bei Schnee und Kälte im Einsatz

Zurück zum aktuellen Fall am Hochkönig. Riedler von der Bergrettung: "Die beiden waren nicht schlecht ausgerüstet und sind auch rechtzeitig in der Früh gestartet." Hätten sie aber nur eine Stunde früher den Notruf gewählt, wäre vielleicht der Polizeihubschrauber ausreichend gewesen. Am Hochkönig standen zwölf Bergretter aus Werfen, zwei Alpinpolizisten und zwei Hubschrauberbesatzungen im Einsatz. Die nächste Schutzhütte war über 250 Höhenmeter entfernt. Ohne Flugunterstützung hätte die Rettungskation "die ganze Nacht dauern können", so Riedler. "Unsere Leute hatten sämtliches Material mit – Universaltrage, Wärmedecken, Kleidung, Getränke. Wenn man jemanden im winterlichen, steilen Gelände zu Fuß abtransportieren müsste, dauert das Stunden."

Für die Ehrenamtlichen bedeuten solche Einsätze enorme Belastungen – körperlich, aber auch organisatorisch. "Unsere Leute sind alle topfit und gut ausgebildet. Trotzdem ist es anstrengend, wenn man nach der Arbeit in der Nacht raus muss und alles stehen und liegen lässt. Viele vergessen, dass das alles freiwillig passiert", betont Riedler. Ein Nachwuchsproblem sieht die Bergrettung derweil nicht: "Wir haben genug engagierte Mitglieder." Etwa 1.450 ehrenamtliche, aktive Bergretterinnen und Bergretter stehen im Bundesland Salzburg professionell für Einsätze zur Verfügung.

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"Früh aufbrechen, rechtzeitig umdrehen, Tageslicht nutzen"

Riedler richtet einen Appell an alle, die dieser Tage am Berg unterwegs sind: "Das Wichtigste ist derzeit, den Wetterbericht genau zu checken, früh aufzubrechen, im Zweifel rechtzeitig umzudrehen und Alternativrouten zu planen. Es wird jetzt sehr früh finster und kalt." Besonders wichtig sei aktuell eine wintertaugliche Ausrüstung: "Haube, Handschuhe, warme Zwiebelkleidung, Biwaksack, Stirnlampe, Erste-Hilfe-Set und ein aufgeladener Akku – das ist Standard. Und man sollte sich immer nach dem Schwächsten in der Gruppe richten." Auch ein kurzer Anruf vor der Tour könne helfen: "Viele Hüttenwirte oder Tourismusvereine geben Auskunft über Schnee- und Wegverhältnisse."

Fehler sieht die erfahrene Bergretterin vor allem in der Tourenplanung: "Viele unterschätzen die Länge und Schwierigkeit, wenn Schnee liegt. Markierungen sind oft nicht mehr sichtbar, Wege kaum erkennbar. Da kann man sich leicht verlaufen – gerade, wenn man das Gelände nicht kennt."

"Wir helfen jedem gern", sagt Riedler abschließend, "aber wir wünschen uns, dass manche Einsätze gar nicht nötig wären." In den Wintermonaten will die Bergrettung wie jedes Jahr gemeinsam mit dem Alpenverein Lawinen- und Sicherheitsschulungen anbieten.

Tipps der Bergrettung für Touren im Spätherbst

  • Früh starten und früh mit dem Abstieg beginnen
  • Wetterbericht und lokale Bedingungen vorab einholen
  • Winterausrüstung mitnehmen (Haube, Handschuhe, Biwaksack, Stirnlampe, Wechselkleidung)
  • Immer mit vollem Handy-Akku und Powerbanks unterwegs sein
  • Im Zweifel rechtzeitig Hilfe rufen – am besten noch bei Tageslicht

(Quelle: salzburg24)

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