Nach Angaben der Polizei beteiligten sich rund 350.000 Menschen an der Demonstration, die sich gegen die Verurteilung mehrerer Anführer der Unabhängigkeitsbewegung richtete. Am Abend lieferten sich tausende Unabhängigkeitsbefürworter gewaltsame Auseinandersetzungen mit der Polizei.
Aufruf zu Großdemo in Barcelona
Die Katalanische Nationalversammlung (ANC) und die Kulturvereinigung Omnium hatten zu der Großdemonstration aufgerufen, um gegen "die Unterdrückung durch den spanischen Staat" und für die "Freiheit" zu demonstrieren. Am 14. Oktober hatte Spaniens Oberster Gerichtshof Haftstrafen von bis zu 13 Jahren gegen prominente Politiker der Bewegung verhängt. Seither kam es in Katalonien wiederholt zu Massenprotesten und heftigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei, fast 600 Menschen wurden verletzt.
Nach dem friedlichen Protestmarsch am Samstag, der vom Hafen Barcelonas zur weltberühmten Kathedrale Sagrada Família führte, beteiligten sich am Abend noch mehrere tausend Menschen an einer zweiten Demonstration, zu der das Verteidigungskomitee der Republik (CDR), eine Gruppe radikaler Unabhängigkeitsbefürworter, aufgerufen hatte.
Polizisten als "Besatzungstruppen" bezeichnet
Nach Polizeiangaben versammelten sich rund 10.000 Demonstranten vor dem Polizeipräsidium. Sie riefen "Besatzungstruppen raus" und beschimpften die Einsatzkräfte als "Söhne Francos". Damit spielten sie auf den Diktator Francisco Franco an, der Spanien bis 1975 mit harter Hand regiert hatte.
Die vorwiegend jungen Demonstranten bewarfen die Polizisten mit Plastikbällen und Murmeln, später flogen auch Flaschen, Getränkedosen, Steine und Feuerwerkskörper. Die Polizei setzte Schlagstöcke und Gummigeschoße ein.
Katalanen tief gespalten
Die Katalanen sind in der Frage einer Unabhängigkeit Kataloniens von Spanien tief gespalten. In Umfragen äußern sich rund 44 Prozent der Befragten für eine Loslösung von Spanien, während mehr als 48 Prozent dagegen sind.
Für Sonntag ist eine Kundgebung der "schweigenden Mehrheit" der Gegner der Unabhängigkeit geplant. Dazu werden auch mehrere Mitglieder der Zentralregierung in Madrid erwartet, darunter der aus Katalonien stammende Außenminister und designierte EU-Außenbeauftragte, Josep Borrell.
(Quelle: salzburg24)