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Ebola: UN soll Einsatz leiten

epa04371992 Hospital director Goetz Brodermann wears a protective suit as he enters the special Isolation ward at the Schwabing Hospital, in Munich, Germany, 28 August 2014. The station is prepared to take patients with Ebola. Sign reads: 'Entry to Isolation'. The Ebola outbreak continues to accelerate, with the death toll in West Africa now estimated at 1,552, the World Health Organization (WHO) said on 28 August 2014. The Geneva-based organization said 3,069 suspected or confirmed cases had been reported in Guinea, Liberia, Nigeria and Sierra Leone. EPA/SVEN HOPPE
Veröffentlicht: 30. August 2014 10:15 Uhr
Die Organisation „Ärzte ohne Grenzen" schlägt Alarm und fordert die Vereinten Nationen (UN) auf, den Hilfseinsatz zu leiten. Die Epidemie verbreitet sich rasend, das Medikament „ZMAPP“ macht Hoffnung. Bisher sind über 1.500 Menschen an dem Virus gestorben.

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen will im Kampf gegen die Ebola-Epidemie in Westafrika den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) einschalten. Nur mit einem stärkeren und von den UN koordinierten Engagement der Weltgemeinschaft könne die Seuche unter Kontrolle gebracht werden, sagte der Chef der französischen Sektion von „Ärzte ohne Grenzen“, Mego Terzian.

Weltweites Engagement zu gering

Mit einer UN-Resolution sollten vor allem europäische Länder und die USA dazu veranlasst werden, sich stärker bei der Bekämpfung der tödlichen Viruserkrankung zu engagieren. So lange diese beiden Regionen von der Epidemie verschont würden, bleibe das weltweite Engagement zu gering. "Außer zahlreicher Reden und Versprechen finanzieller Hilfe ist nichts passiert", kritisierte Terzian das Verhalten der Industriestaaten. Diese hätten sogar eher noch Schaden angerichtet, indem sie die afrikanischen Regierungen zum Schließen von Grenzen und der Annullierung von Flugverbindungen geraten hätten.

Inzwischen sei die Lage so ernst, dass sie weder von Ärzte ohne Grenzen noch von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) oder den Regierungen der betroffenen Länder unter Kontrolle gebracht werden könne. Der Sicherheitsrat solle sich deshalb des Problems annehmen und den Kampf gegen die Epidemie mit führenden Industrieländern koordinieren. Diese könnten auch Ärzte, Logistikexperten und sonstiges Personal entsenden - nicht zuletzt, um für Sicherheit zu sorgen.

Toter in Senegal

Die Ebola-Epidemie breitet schneller und weiter aus. Am Freitag erreichte das Virus mit dem Senegal das fünfte Land in Westafrika. Gesundheitsministerin Awa Marie Coll Seck bestätigte den ersten Fall in dem Land. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) teilte mit, die Zahl der Infektionen sei in der vergangenen Woche stärker gestiegen als in jedem vergleichbaren Zeitraum seit Ausbruch der Seuche.

Die WHO erklärte, der Negativrekord-Anstieg betreffe jedes der drei hauptsächlich betroffenen Länder Guinea, Liberia und Sierra Leone. Demnach wurden in der 35. Kalenderwoche etwa 550 Fälle bekannt, in der 34. Woche waren es knapp 400 - auch diese Zahl war bis dahin beispiellos. Am dramatischsten ist die Entwicklung in Liberia.

Die Sterblichkeitsrate bezifferte die WHO mit durchschnittlich 51 Prozent in Westafrika. Sie reicht von 41 Prozent in Sierra Leone bis 66 Prozent in Guinea.

 


 

Über 1.500 Menschen gestorben

Der Erreger tauchte zuerst - vermutlich Ende vorigen Jahres - in Guinea auf, breitete sich nach Liberia aus, dann nach Sierra Leone und im Juli nach Nigeria. Die Zahl der Patienten verdoppelte sich bisher nach Angaben von Forschern der Harvard University in Cambridge (USA) binnen rund 35 Tagen, wie sie in der Fachzeitschrift "Science" berichteten.

Bis zum 26. August registrierte die WHO in den drei Ländern und Nigeria insgesamt 3.069 bestätigte und Verdachtsfälle, 1.552 Menschen starben. Tatsächlich könnten die Zahlen zwei bis vier Mal so hoch liegen, warnte die Organisation.

ZMapp verspricht Hoffnung

Die Entwicklung von Medikamenten gegen den Ebola-Virus läuft auch Hochtouren. Die wohl größte Höffnung macht „ZMapp“, dass allerdings noch nicht ausreichend getestet wurde.

“Die Entwicklung von “ZMapp” und sein Erfolg bei der Behandlung von Affen in einem fortgeschrittenen Stadium der Ebola-Infektion ist ein imposanter Erfolg”, schreibt der Immunologe Thomas Geisbert von der University of Texas in Galveston in einem Kommentar. In der Studie wurden 18 Rhesusaffen mit “ZMapp” behandelt. Bei je sechs Affen startete die Behandlung drei, vier oder fünf Tage nach der Infektion. Anschließend bekamen die Tiere im Abstand von drei Tagen zwei weitere Dosen “ZMapp”.

Alle Affen wurden geheilt, obwohl die meisten schon Symptome wie Fieber, eine erhöhte Zahl weißer Blutkörperchen und einen Mangel an Blutplättchen hatten. Selbst Schleimhautblutungen gingen komplett zurück. Die drei Kontrolltiere der Studie starben. Zuvor gab es schon erfolgreiche Versuche mit “ZMapp” an Affen, der Behandlungsbeginn war jedoch früher.

Kaum ZMapp-Erfahrung mit Menschen

Beim Menschen gibt es kaum Erfahrungen mit dem Mittel. Geisbert verweist in seinem Kommentar auf zwei mit “ZMapp” in den USA behandelte Ebola-Patienten, die überlebten. Zwei andere Erkrankte seien trotz der Therapie gestorben. Letztere hätten das Mittel aber möglicherweise zu spät erhalten, schreibt Geisbert. Die Patienten in den USA seien kein Beleg für die Wirkung, weil bisher etwa die Hälfte der Ebola-Kranken ohne eine solche Therapie überlebt hätte. (SALZBURG24/APA)

Links zu diesem Artikel:

  • Mitentdecker wirft WHO Versäumis vor
  • Mutationen in Ebola-Erbgut
  • Bis zu 20.000 Ebola-Infizierte
  • Japan entwickelt Medikament

(Quelle: salzburg24)

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