Bei dem schweren Erdbeben in Myanmar sind nach vorläufigen Regierungsangaben mehr als 140 Menschen ums Leben gekommen und hunderte weitere verletzt worden. Bisher seien 144 Todesopfer sowie 732 Verletzte gezählt worden, sagte der Chef der Militärregierung des südostasiatischen Landes, Min Aung Hlaing, am Freitag in einer von Staatsmedien übertragenen Rede. Er rechnet nach eigenen Angaben mit einem weiteren Anstieg der Opferzahl.
Hilfsorganisationen befürchten Tausende Opfer
Heimische Hilfsorganisationen befürchten Tausende Opfer. Gerald Schöpfer, Präsident des Österreichischen Roten Kreuzes, rief zu Unterstützung auf: "Bei dieser Erdbebenstärke ist leider mit zahlreichen Toten und Verletzten zu rechnen, die Not in der Region ist groß. Die Menschen stehen vor dem Nichts und benötigen dringend unsere Hilfe." "Jetzt zählt jede Minute", sagte Reinhard Hundsmüller, Bundesgeschäftsführer des Samariterbunds.
Mindestens neun Menschen sind durch das Erdbeben vom Freitag in Bangkok in Thailand ums Leben gekommen, sagte ein Beamter gegenüber Reuters, und die Zahl der Todesopfer steigt sowohl in Thailand als auch im benachbarten Myanmar, wo das Beben sein Zentrum hatte. Dort rief der Chef der Militärjunta "jedes Land, jede Organisation" auf, den Opfern zu helfen. Bereits vor der Rede hatte er in einem ungewöhnlichen Schritt einen internationalen Hilfsappell gestartet. Die EU erklärten sich bereits grundsätzlich bereit dazu.
Epizentrum in geringer Tiefe
Das Erdbeben der Stärke 7,7 hatte sich nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS 16 Kilometer nordwestlich der myanmarischen Stadt Sagaing in geringer Tiefe ereignet. Auch in Thailand richtete es schwere Schäden an; aus dem Nachbarland wurden mehrere Tote sowie hunderte Verletzte gemeldet. Selbst in der südwestchinesischen Provinz Yunnan, in Kambodscha, Bangladesch und Indien waren die heftigen Erschütterungen zu spüren. In Thailand wurden zudem auch Österreicher bei Evakuierungen leicht verletzt.
Das Erdbeben der Stärke 7,7 hatte sich nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS gegen 14.20 Uhr Ortszeit (7.20 Uhr MEZ) 16 Kilometer nordwestlich der myanmarischen Stadt Sagaing im Zentrum des Landes in geringer Tiefe ereignet. Wenige Minuten später folgte ein Beben der Stärke 6,4.
Im ehemaligen Burma stürzten als Folge der heftigen Erdstöße unter anderem eine Moschee und ein Kloster ein. Das Rote Kreuz in Myanmar sprach von verheerenden Schäden. Es bestehe große Sorge, dass Dämme am Fluss Irrawaddy beschädigt worden sein und brechen könnten. Seit einem Militärputsch im Februar 2021 versinkt das Land ohnehin schon in Gewalt und Chaos, verschiedene Rebellengruppen kämpfen teils erfolgreich gegen die Armee. Aus dem Land dringen nur wenige Informationen nach außen.
Militärjunta bat um Hilfe
In Naypyidaw rannten Menschen in Panik auf die Straße. Das Beben richtete in Myanmar schwere Schäden an: Häuser kippten zur Seite, in Straßen entstanden riesige Risse, die bekannte Ava-Brücke in der Nähe des Epizentrums des Bebens stürzte ein. In der Hauptstadt Naypyidaw stürzte der Eingang der Notaufnahme eines wichtigen Krankenhauses der Stadt ein. Rund um das 1.000-Betten-Spital wurden Hunderte Verletzte unter freiem Himmel behandelt.
"Ich habe so etwas noch nicht erlebt", sagte ein Arzt. "Wir versuchen, mit der Situation klarzukommen. Ich bin jetzt so erschöpft." Die Zufahrtsstraße zu dem Krankenhaus war mit Fahrzeugen verstopft. Später machte sich der Chef der in Myanmar herrschenden Militärjunta Min Aung Hlaing bei dem Krankenhaus ein Bild der Lage. Die Militärjunta rief für sechs Regionen den Notstand aus. In einem ungewöhnlichen Schritt bat sie um internationale Hilfe. Die EU und Frankreich sowie Indien sagten Myanmar und Thailand Unterstützung zu.
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(Quelle: apa)