Welt

Neuanfänge prägen Start in die Theatersaison im Kulturherbst

Veröffentlicht: 20. August 2015 22:41 Uhr
Die Karten werden neu gemischt. Der Beginn der Theatersaison in Österreich ist von einigen Neuanfängen geprägt: Anna Badora wechselt vom Schauspielhaus Graz an das Volkstheater Wien und wird in Graz von Iris Laufenberg abgelöst. Auf den nach Basel gehenden Wiener Schauspielhaus-Leiter Andreas Beck folgt der aus Basel kommende Tomas Schweigen, am Koproduktionshaus brut Wien startet Kira Kirsch.

Die erste Saisonpremiere in Wien findet bereits am 3. September statt: Im Theater in der Josefstadt inszeniert Janusz Kica Gerhart Hauptmanns "Vor Sonnenuntergang". Michael König spielt den alternden Patriarchen, der durch die Liebe zu einer jungen Frau (Martina Ebm) seine Kinder nachhaltig irritiert. Tags darauf kommt "Der Revisor" ins Burgtheater. Alvis Hermanis, der mit seiner Wiederaufnahme von "Il Trovatore" bei den Salzburger Festspielen erneut einen großen Erfolg landete, inszeniert das bekannte Gogol-Stück und "möchte das Stück nicht verkürzt wissen auf aktuelle Ereignisse hier am Burgtheater oder in Wien", wie Dramaturg Klaus Missbach versicherte. Und schon am nächsten Tag (5.9.) lädt Anna Badora zum Auftakt ihrer ersten Volkstheater-Saison in den "Fasching".

Bei der Dramatisierung des 1967 erschienenen Romans von Gerhard Fritsch "werden Fragen von Zivilcourage, von Aktivität und Passivität, Widerstand und Anpassung gestellt", sagte Badora im APA-Interview. In der Inszenierung der Direktorin wird sich auch das nahezu komplett neue Ensemble vorstellen. Es spielen u.a. Nils Rovira-Munoz, Nikolaus Habjan, Stefanie Reinsperger, Christian Dolezal, Adele Neuhauser und Stefan Suske. Nicht nur auf der Bühne ist alles neu: Die neue Zuschauertribüne soll ein deutlich verbessertes Sicht- und Sitzgefühl bieten.

Am 8. September geht es weiter im Akademietheater: Regisseur Georg Schmiedleitner hat gemeinsam mit der Bachmann-Preisträgerin Maja Haderlap ihren 2011 erschienenen Roman "Engel des Vergessens" dramatisiert. In der Familiengeschichte, in der die Geschichte der Kärntner Slowenen im Mittelpunkt steht, spielen u.a. Gregor Bloeb, Sven Dolinski, Alina Fritsch, Sabine Haupt, Alexandra Henkel und Elisabeth Orth. Tags darauf erlebt die in Graz erfolgreiche Produktion "Hakoah Wien" von Yael Ronen ihre Wien-Premiere.

Und es geht weiter Schlag auf Schlag: Am 10. September starten die Kammerspiele der Josefstadt mit dem bekannten Musical "La Cage aux Folles" , in der Regie von Werner Sobotka feiert Michael Dangl als Dragqueen Zaza seine bereits 50. Josefstadt-Premiere. Als sein Lebenspartner Georges ist Josefstadt-Direktor Herbert Föttinger zu sehen. Am 11. lädt die in "Volx/Margareten" umbenannte Nebenspielstätte des Volkstheaters am Hundsturm zur "Nachtschicht", einer "theatrale Feldforschung von und mit Wiener Nachtarbeiter/innen", am 12. zeigt das Volkstheater Dusan David Parizeks "Nora³"-Inszenierung in einer Übernahme vom Düsseldorfer Schauspielhaus, und am 13. würdigt das Theater in der Josefstadt den am 23. Juni verstorbenen Schauspieler, Regisseur und Direktor Helmuth Lohner mit einer Gedenkmatinee.

Am 15. September startet der Rabenhof mit "Putins Nightmare. Die Rammelhof-Show" mit einer "postdramatischen Schweinerock-Oper" in die neue Saison. Am 18. September serviert man im Burgtheater-Kasino "dosenfleisch", wenn das in Berlin uraufgeführte neue Stück von Ferdinand Schmalz zur Wiener Premiere kommt. Am 25. September wartet das Volkstheater mit einer Uraufführung auf: In "Der Marienthaler Dachs", dem Gewinnerstück des Heidelberger Stückemarkts 2014, analysiert Ulf Schmidt die Zusammenhänge von Arbeits-, Wirtschafts- und Finanzwelt im Mikrokosmos eines fiktiven Marienthal.

Der September hat es also in sich. In etwas reduziertem Tempo geht es weiter. Am 3. Oktober hat im Akademietheater eine Werner-Schwab-Inszenierung von David Bösch Premiere: Regina Fritsch, Barbara Petritsch und Stefanie Dvorak sind "Die Präsidentinnen". Am 6. Oktober bringt Anna Bergmann in der Josefstadt August Strindbergs "Fräulein Julie" heraus. Am 13. Oktober startet das Theater der Jugend mit Michael Endes "Momo" in die neue Saison, Michael Schachermaier inszeniert im Renaissancetheater. Dusan David Parizek bringt am 18. Oktober am Volkstheater eine Dramatisierung des Romans "Alte Meister" von Thomas Bernhard auf die Bühne, ehe er im Volx/Margareten Handkes "Selbstbezichtigung" realisiert (Premiere: 31. Oktober). Im Burgtheater zeigt Andreas Kriegenburg ab 22. Oktober "Wassa Schelesnowa" von Maxim Gorki.

Die neue brut-Leiterin Kira Kirsch wird erst am 30. Oktober eröffnen und "in den nächsten vier Jahren versuchen, verstärkt auf politische Themen in der Stadt zu reagieren". Konkrete Projekte sowie Kooperationen mit lokalen wie internationalen Institutionen will sie ebenso erst bei der Programmpräsentation im Herbst bekannt geben wie ihr Kollege Tomas Schweigen, der am 31. Oktober mit dem Wiener Schauspielhaus in eine neue Ära startet. Schweigen inszeniert die erste Produktion, in der gleich das ganze Ensemble vertreten sein wird, selbst. Am 6. November folgt die von Marco Storman inszenierte Erstaufführung des Stücks "Möglicherweise gab es einen Zwischenfall" des englischen Autors, Performers und Musikers Chris Thorpe.

Am Schauspielhaus Graz beginnt die neue Intendantin Iris Laufenberg am 12. September mit dem Eröffnungsfest "Grenzgänge". 14 Autorinnen und Autoren, darunter Philipp Löhle, Peter Turrini, Clemens J. Setz, Thomas Arzt, Emilio Garcia Wehbi, Moritz Rinke und Ferdinand Schmalz, haben für das Schauspielhaus 13 Kurzstücke verfasst, die an diesem Tag zur Uraufführung kommen.

Querfeldein verlaufen dabei vier Wege durch die Räumlichkeiten des Hauses, auf denen vier Wandergruppen den Schauspielerinnen und Schauspielern sowie Gästen begegnen werden. Der dreistündige Parcours beginnt um 14 Uhr und wird um 19 Uhr wiederholt. Am Abend wartet dann eine Eröffnungsparty mit den "SOULbRÜDERN", am nächsten Tag ein Katerfrühstück mit den Autoren des Eröffnungsfests.

Die ersten Premieren gelten am 24. September Tankred Dorsts "Merlin oder Das wüste Land" in der Regie von Jan-Christoph Gockel und mit Puppen von Michael Pietsch im Großen Haus (künftig "Haus eins" genannt) sowie tags darauf im "Haus zwei" (vormals Probebühne) der Deutschsprachigen Erstaufführung von Alexandra Badeas "Zersplittert". Nina Gühlstorff inszeniert den Wahnsinn der globalisierten Arbeitswelt: Vier Menschen auf drei Kontinenten arbeiten alle für dasselbe Telekommunikationsunternehmen.

Gemeinsam mit dem "steirischen herbst" (25.9. bis 18.10.) bringt man ab 1. Oktober Rimini Protokolls Theaterversion von "Adolf Hitler: Mein Kampf, Band 1 & 2" auf die Bühne. Im Theaterbereich bietet das Festival u.a. auch die Uraufführung "Black Moonshine. Die Essenz der Freiheit" (3. Oktober) in Vordernberg. "Das Grazer Theater im Bahnhof erzählt die Geschichte einer Gemeinde, in der ein Schubhaftzentrum und eine Schnapsbrennerei das Leben der Bewohner verändert", heißt es in der Ankündigung.

Im Oktober folgen am Grazer Schauspielhaus u.a. die Österreichische Erstaufführung "Idomeneus" von Roland Schimmelpfennig (ab 4. Oktober) und die Uraufführung von "Cactus Land" (24. Oktober). Ernst Marianne Binder bringt Handkes "Kindergeschichte" am 19. Oktober im dramagraz zur Uraufführung, ehe die Produktion im November auch im Wiener Echoraum zu sehen sein wird.

In St. Pölten feiert dagegen Bettina Hering nicht ihr Einstands-, sondern ihr Abschiedsjahr, ehe sie als Schauspielchefin mit Markus Hinterhäuser zu den Salzburger Festspielen wechselt. Am Landestheater Niederösterreich, wo man am 18. und 19. September mit einem Open House startet, gilt die erste Premiere am 2. Oktober Shakespeares "Sommernachtstraum" (Regie: Sebastian Schug), der auch am Landestheater Linz zwei Wochen zuvor den Auftakt bildet. Am 18. September eröffnet in der Arena Schauspielhaus die Inszenierung von Johannes von Matuschka die letzte Saison von Gerhard Willert, der am Ende der Spielzeit an Stephan Suschke übergeben wird.

Das Salzburger Landestheater beginnt am 24. September in den Kammerspielen die neue Saison mit Claus Trögers Inszenierung des erst kürzlich verfilmten Marlen Haushofer-Romans "Die Wand", ehe am 2. Oktober Intendant Carl Philip von Maldeghem seine Inszenierung von "Romeo und Julia" folgen lässt.

Die erste Schauspiel-Premiere am Tiroler Landestheater gilt am 3. Oktober "Bernarda Alba Haus" von Federico Garcia Lorca (Regie: Johannes Reitmeier), am Landestheater Vorarlberg beginnt man am 18. September mit Kleists "Penthesilea" (Regie: Jan Steinbach). Das Stadttheater Klagenfurt wartet am 27. September mit einem Theaterprojekt zum 100. Geburtstag der Dichterin Christine Lavant auf: "Lavant!" rufen dabei Bernd Liepold-Mosser und Ute Liepold.

(Quelle: salzburg24)

Lädt
Du hast die maximale Anzahl an Autor:innen/Themen erreicht. Um dem Thema zu folgen, entferne bitte andere Autor:innen/Themen. Themen bearbeiten

Um "meine Themen" nutzen zu können, musst Du bitte der Datenspeicherung hierfür zustimmen

17.09.2025
Generaldebatte im Bundestag

Friedrich Merz wirft Wladimir Putin Mord vor

Kommentare (0)
Diskussion anzeigen K Diskussion ausblenden Esc
merken
Nicht mehr merken