Papst Franziskus ist tot. Das wurde am Ostermontag vom päpstlichen Kämmerer, Kardinal Kevin Farrell, mitgeteilt. "Liebe Brüder und Schwestern, mit tiefer Trauer muss ich den Tod unseres Heiligen Vaters Franziskus bekannt geben. Heute Morgen um 7.35 Uhr ist der Bischof von Rom, Franziskus, in das Haus des Vaters zurückgekehrt", hieß es in dem Text.
"Sein ganzes Leben war dem Dienst des Herrn und seiner Kirche gewidmet. Er hat uns gelehrt, die Werte des Evangeliums mit Treue, Mut und universeller Liebe zu leben, insbesondere zugunsten der Ärmsten und Ausgegrenzten. In großer Dankbarkeit für sein Beispiel eines wahren Jüngers des Herrn Jesus empfehlen wir die Seele von Papst Franziskus der unendlichen barmherzigen Liebe des dreifaltigen Gottes", so Kardinal Farrell über das verstorbene Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche. Nun folgt die Sedisvakanz, ehe ein neuer Papst gewählt werden kann.
Letzte Wünsche von Papst Franziskus
Papst Franziskus will laut seinem Testament in der Basilika Santa Maria Maggiore in Rom und nicht wie viele seiner Vorgänger im Petersdom im Vatikan beigesetzt werden. In dem Dokument legte der Papst fest: "Das Grab muss in der Erde sein, einfach, ohne besonderen Schmuck und mit der einzigen Inschrift: Franciscus."
Der Vatikan veröffentlichte das Testament laut Kathpress rund zwölf Stunden nach dem Tod des Pontifex. Abgefasst hat es der Papst bereits am 29. Juni 2022. Kurz zuvor hatte er aus gesundheitlichen Gründen eine für Anfang Juli 2022 geplante Afrika-Reise verschieben müssen.
Weiters schrieb der Heilige Vater: "Möge der Herr jenen die verdiente Entlohnung geben, die mir wohl wollten und weiter für mich beten werden. Das Leiden im letzten Abschnitt meines Lebens habe ich dem Herrn geopfert für den Frieden in der Welt und die Geschwisterlichkeit unter den Völkern." Das Testament ist unterzeichnet mit: "Santa Marta, 29 giugno 2022, FRANCESCO."
Tod soll nicht mit Atemwegserkrankung zusammenhängen
Die Bekanntgabe des Todes von Papst Franziskus durch Farrell erfolgte in der Kapelle der Casa Santa Marta. Neben ihm standen der Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, der stellvertretende Substitut Edgar Pena Parra und der Zeremonienmeister Bischof Diego Ravelli, teilte der Vatikan mit. Der Tod trat plötzlich ein und soll nicht direkt mit einer Atemwegserkrankung zusammenhängen, verlautete aus dem Vatikan. Am Abend wurde mitgeteilt, dass Franziskus an den Folgen eines Schlaganfalls verstorben sei. Der Schlaganfall habe zu einem Koma und einem "irreversiblen" Ausfall des Herzens geführt, hieß es in dem Montagabend vom Vatikan veröffentlichten Totenschein des Papstes.
Erstmals Informationen über Gesundheitszustand eines Papstes
Papst Franziskus stand der römisch-katholischen Kirche somit knapp zwölf Jahre lang als Oberhaupt vor. Was machte aber Jorge Mario Bergoglio als Person überhaupt aus? Er biss die Zähne zusammen. Das Knie schmerzte. Ohne Stock und Rollstuhl ging es schon lange nicht mehr. Aber noch viel weniger ohne einen vollen Terminkalender. Der Mann hatte eine Mission. Mit 88 Jahren war der Jesuit bis zuletzt einer der ältesten amtierenden Päpste überhaupt. Seit 13. März 2013 stand er als 266. Bischof von Rom und damit Papst der römisch-katholischen Kirche als Oberhaupt und dem Vatikanstaat als Souverän vor.
Am 14. Februar wurde Franziskus ins Spital eingeliefert, zunächst wegen einer Bronchitis. Es folgten weitere Diagnosen. Dabei schlug er einen neuen Weg ein. Jahrhundertelang galt es als eines der größten Tabus: Im Vatikan war die Gesundheit der Päpste ein gut gehütetes Geheimnis. Über den Zustand des Heiligen Vaters zu sprechen, galt als profan. Seit der Einlieferung ins römische Gemelli-Krankenhaus informierte das Pressebüro des Heiligen Stuhls zweimal täglich über seinen Gesundheitszustand. Nachdem er nach einem fünfwöchigen Aufenthalt entlassen wurde, kehrte er in den Vatikan zurück und zeigte sich sporadisch der Öffentlichkeit. Zuletzt spendete er am Ostersonntag den Ostersegen "Urbi et Orbi".
Nicht nur auf seinem letzten Weg entschied er anders als seine Vorgänger. Denn sein Mandat, die Kurie zu reformieren, nahm der Argentinier mit italienischen Wurzeln ernst – sei es in Sachen Finanzen oder bei der Ernennung von Führungskräften. Laien untersuchten die Verwaltungen der Kurienbehörden; ein Kardinal landete erstmals auf der Anklagebank, und auch Frauen durften unter Franziskus – natürlich ungeweiht – auf höheren Positionen "mitspielen".
Franziskus und der Klerikalismus
Nicht selten stieß er in seinem Aktionismus Menschen vor den Kopf. Eines seiner liebsten Angriffsziele: Der Klerikalismus. Vor Priestern oder deren Ausbildern haute er gern auf den Tisch, benutzte mitunter harsche Worte. Für Mittelmäßigkeit war in Sachen Berufung kein Platz, noch weniger für Traditionalisten mit einem Kleidungsstil a la "Spitze der Oma". Priester, die bei der Beichte keine Absolution erteilten, waren für ihn schlicht Verbrecher.
"A braccio" heißt das, was der Papst in solchen Situationen gerne machte; aus dem Stegreif sprechen. Die vorbereiteten Reden wurden in Papierform an die Audienzteilnehmer verteilt. Was dem Papst aber wirklich am Herzen lag, kam spontan genau von dort – etwa wenn er zum wiederholten Male Ordensleute vor Geschwätz warnte. Angenehmer waren solche spontanen Ansprachen meist für Kinder und Jugendliche. Die rief der Papst auf, kritisch zu sein, Lärm zu machen und ihre Zukunft zu gestalten.
Kontakt zu Menschen als Lebenselixier
Grundsätzlich war der Kontakt zu Menschen sein Elixier. Dann war er fröhlich, erklärte Franziskus einmal in einem Interview. Das Papstamt passe dazu leider nicht gut; denn einfach mit den Menschen durch die Straßen zu gehen, sei unmöglich.

Mit seinem anfangs eher ungeliebten Hilfsmittel er sich mit knapp 86 Jahren allmählich angefreundet. Der Rollstuhl eignete sich ausgezeichnet für Franziskus' Politik der Bilder und Gesten. Er unterstützte seine gefühlte Demut genauso wie seine Respektbekundungen, etwa wenn er trotz Sitzmöglichkeit und Schmerzen minutenlang vor indigenen Betroffenen des staatlich-kirchlichen Internatssystems in Kanada stand.
"Alles! Alles anders!"
13 Jahre lang war Jorge Mario Bergoglio aus Buenos Aires nun Nachfolger Petri. Ob er rückblickend etwas anders gemacht hätte, fragten ihn Journalisten einmal. "Alles! Alles anders!", erwiderte Franziskus lachend. Aber er habe getan, was der Heilige Geist ihm sagte. "Und wenn ich es nicht getan habe, habe ich einen Fehler gemacht", fügte er hinzu.
(Quelle: apa)