Der UNHCR-Bericht stützt sich auf Angaben von Überlebenden des Unglücks, das sich in den vergangenen Tagen zugetragen haben soll. 27 Überlebende seien am Dienstag auf Schiffen der italienischen Marine in Catania angekommen und hätten von rund 75 weiteren Personen berichtet, die sich mit ihnen an Bord des untergegangenen Schiffes befunden hätten.
Die sizilianischen Behörden würden den Fall untersuchen, erklärte der Staatsanwalt von Catania, Giovanni Salvi. Demnach sollen sich auf dem verunglückten Schiff 101 Personen befunden haben. Nach Angaben der Überlebenden soll es wegen des schlechten Wetters und weil es völlig überfüllt gewesen sei, gesunken sein. "Es handelt sich dabei lediglich um vorläufige Informationen", betonte Salvi.
Ein weiteres Flüchtlingsboot schleppte die italienische Küstenwache dem UNHCR zufolge bis zur sizilianischen Hafenstadt Porto Empedocle. Die Überlebenden berichteten demnach von zwei Mitreisenden, die während der Überfahrt gestorben seien, sowie von vier Menschen, die über Bord gingen.
Insgesamt schätzt das UNHCR, dass seit Jahresbeginn 500 Flüchtlinge im Mittelmeer ertrunken sind. In einer Aussendung lobte das Flüchtlingshochkommissariat jedoch auch den Einsatz der italienischen Marine. Binnen 48 Stunden seine allein am vergangenen Wochenende 5.000 Flüchtlinge in Sicherheit gebracht worden.
Erst in der Nacht auf Montag hatte die italienische Küstenwache ein völlig überfülltes Flüchtlingsboot im Mittelmeer entdeckt und in den Hafen der Stadt Pozzallo geschleppt. Dort wurden seit Dienstagnachmittag 45 Leichen aus dem Frachtraum des Bootes geborgen. Die genaue Todesursache soll eine Obduktion klären. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass die Menschen an giftigen Motorgasen oder aufgrund von Sauerstoffmangel erstickten.
Die Regierung Renzi will im Rahmen der italienischen Ratspräsidentschaft die Flüchtlingstragödie im Mittelmeer verstärkt thematisieren. EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström reist am Donnerstag nach Rom, wo sie auch über die Migrationsproblematik reden will. Die italienische Regierung fordert vor allem zusätzliche EU-Mittel zur Finanzierung des Rettungseinsatzes "Mare Nostrum" im Mittelmeer.
Italienische Rechtsparteien verlangen seit Monaten "Mare Nostrum" einzustellen, da die Rettungsaktion den Menschenhandel nur noch fördern würde. "Wir haben zwar die Pflicht, Menschen in Seenot zu retten - wir können jedoch diese verzweifelte Flucht aus Afrika nicht unterstützen, an der sich kriminelle Schlepperbanden bereichern", erklärte der Senator der oppositionellen Forza Italia, Maurizio Gasparri, am Mittwoch.
(Quelle: salzburg24)