Vor zahlreichen geladenen Gästen, unter denen zum ersten Mal überhaupt auch Vertreter von Nichtregierungsorganisationen und Hilfswerken vertreten waren, hat das neue Staatsoberhaupt im historischen Gebäude der slowakischen Philharmonie seinen Eid im Beisein des Vorsitzenden des slowakischen Verfassungsgerichts, Ivetta Macejkova, ab. "Ich werde um das Wohl des slowakischen Volkes, nationaler Minderheiten und ethnischer Gruppen in der Slowakei bemüht sein," versprach Kiska.
Sein Verfassungseid sowie das starke Mandat der Wähler bedeuten eine Verpflichtung, die ihm jeden Tag seiner Amtszeit bewusst sei werde, erklärte der neue Präsident in seiner rund 20-minütigen Antrittsrede. "Diese Verpflichtung fühle ich sehr stark auch deshalb, weil ich der erste slowakische Präsident ohne Politik- und Parteivergangenheit sein werde," unterstrich er. Eine unabhängige Position ist es, was die Menschen von ihm erwarten, so der neue Staatschef.
Kiska hatte Ende März mit 59 zu 41 Prozent der Wählerstimmen überraschend deutlich die Präsidenten-Direktwahl gegen den als Favorit geltenden amtierenden Ministerpräsidenten Robert Fico gewonnen. Er wolle ein unabhängiger Präsident sein, wie er schon im Wahlkampf versprochen hatte, der hinter allen Menschen, ungeachtet ihrer politischen Überzeugung oder Nationalität, stehen wird, unterstrich Kiska. Vor der Slowakei stünden ernste Herausforderungen, für Streit oder persönlichen Hass in Politik und unter Politikern bleibe daher kein Raum. "Ich versichere Regierung und Parlament, ich werde ein Partner für sie sein, wenn es darauf ankommt, den Menschen der Slowakei zu helfen," erklärte der neue Staatschef. Obwohl er keine politische Laufbahn hinter sich hat, habe er andere Erfahrungen, die er im Amt auch nutzen werde, erklärte er in Anspielung auf seine Tätigkeit im Hilfswerk Guter Engel.
In seiner Antrittsrede sprach Kiska auch die Finanzkrise sowie die Situation in der Ukraine an, die gezeigt habe, dass ein bewaffneter Konflikt viel näher an den Grenzen der Heimat ausbrechen könne, als man noch kürzlich bereit war zuzugeben. "Sicherheitsfragen sind in Europa erneut aktuell geworden," betonte er. Vorstellungen und Regeln, die man als automatisch betrachtet hatte, gelten nicht mehr. Aus diesem Blickwinkel müsse auch die EU-Mitgliedschaft der Slowakei gesehen werden. "Die EU hat einen tieferen Sinn - sie ist vor allem ein Friedensprojekt in Europa," erklärte Kiska. Er wolle die Tradition seiner Vorgänger fortsetzen, die sich immer als feste Unterstützer der euro-atlantischen Zusammenarbeit zeigten. Der Regierung Fico werde er auch bei der Vorbereitung der nahenden EU-Präsidentschaft der Slowakei im Jahr 2016 ein Partner sein.
Der 51-jährige Andrej Kiska ist seit der Wende 1989 der erste slowakische Staatschef, der nie Mitglied der Kommunistischen Partei war. Als vierter Präsident des Landes seit der Erlangung der Selbstständigkeit im Jahr 1993 will er eine neue, menschennahe Politik im Präsidentenpalast etablieren. Ein symbolisches Zeichen dafür wird er noch am heutigen Inaugurationstag setzen, indem er am Nachmittag zu einem feierlichen Mittagessen im Garten des Präsidentenpalastes Obdachlose, Senioren und Heimkinder geladen hatte. Dies soll zeigen, was die Prioritäten seiner Amtszeit sein werden, erklärte er im Vorfeld. Am Antrittstag absolvierte Kiska noch einen Gottesdienst in der Martins-Kathedrale in Bratislava, am Abend setzt ein Empfang auf der Burg der slowakischen Hauptstadt einen Schlusspunkt hinter die Feierlichkeiten.
(Quelle: salzburg24)