Am Donnerstag- und Freitagabend hatten Bewaffnete mehrere Dörfer des Teeanbaugebietes überfallen, in denen aus Bangladesch zugewanderte Muslime leben. Frauen und Kinder wurden im Schlaf erschossen. Die Polizei machte die verbotene Rebellengruppe National Democratic Front of Bodoland (NDFB), die in der Region seit Jahrzehnten für einen getrennten Heimatstaat kämpft, für die Gewalt verantwortlich. Der Bodo-Stamm liegt zudem im Streit mit den Muslimen um Landrechte.
Wegen der Angriffe flohen rund 5.000 Menschen aus ihren Häusern, während die Armee eine großangelegte Suchaktion startete. Assams Ministerpräsident Tarun Gogoi versicherte, die Verantwortlichen für die Bluttaten würden bestraft. "Wir treffen strenge Maßnahmen und haben bisher mehr als 30 Personen festgenommen", sagte Gogoi. Die Polizei verhängte bis auf Weiteres eine Ausgangssperre in den betroffenen Gebieten.
Örtliche Medien berichteten, die Rebellen hätten die Muslime dafür bestrafen wollen, dass sie bei der derzeit laufenden Parlamentswahl nicht ihre Kandidaten unterstützten. Die indische Parlamentswahl findet wegen der Größe des Landes in mehreren Etappen statt. In Assam endete die Abstimmung am 24. April, in ganz Indien geht sie am 12. Mai zu Ende. Als Favorit gilt die hindunationalistische Oppositionspartei Bharatiya Janata Party (BJP).
Der BJP-Spitzenkandidat Narendra Modi, der wegen seiner verbalen Angriffe auf die muslimische Minderheit seit langem umstritten ist, sagte vergangene Woche, sollte er an die Macht gelangen, müssten illegale Arbeitsmigranten aus Bangladesch ihre Taschen packen. Einige der Opfer der jüngsten Angriffe in Assam warfen den Behörden vor, sie nicht genug beschützt zu haben, und weigerten sich am Sonntag aus Protest, ihre Toten zu begraben.
Bereits im Jänner hatte es in der Gegend bei Angriffen 17 Tote gegeben. Vor zwei Jahren waren bei Zusammenstößen zwischen ethnischen Gruppen sogar hundert Menschen getötet worden, 400.000 Menschen flohen damals aus ihren Häusern.
(Quelle: salzburg24)