Moser-Pröll hat Olympia-Gold in Lake Placid und zwei Mal Silber in Sapporo geholt. Außerdem hat die Salzburgerin sechsmal den Gesamt-Weltcup und siebenmal den Abfahrts-Weltcup gewonnen. Die Gold-, Silber- und Bronze-Medaillen bei Weltmeisterschaften sind kaum zu zählen. Mit 62 Weltcup-Einzelsiegen ist Annemarie Moser-Pröll immer noch unerreicht. Und das, obwohl in ihrer Zeit deutlich weniger Rennen gefahren wurden als heute. Allein schon deshalb, weil es den Super-G noch nicht gegeben hat.
"Konnte vom Siegen nicht genug bekommen"
Immer wieder sei sie richtig wütend geworden, wenn es in irgendeinem Rennen nicht zum Sieg gereicht hat, sagt die große Dame des Ski-Sports im APA-Gespräch. „Vor allem dann, wenn ich wusste, dass ich es besser gekonnt hätte“, betont sie und ergänzt: „Ich konnte vom Siegen nicht genug bekommen. Je mehr, desto schöner. Man fährt ein Rennen und gewinnt, und schon ist es wieder vorbei. Sofort blickt man nach vorne auf das nächste Rennen.“
Für ihre herausragende Sonderstellung im Damen-Skisport der 70er-Jahre habe es weder Geheimnis noch Trick gegeben. „Aber ich war extrem zielstrebig. Es geht um die Einstellung. Man fährt Rennen um zu gewinnen, dieses Wollen ist entscheidend. Ich wollte gut werden und habe alles darauf angelegt, dass mir das auch gelingt. Ich war eine eifrige Trainiererin und habe mir viele Gedanken gemacht, was ich zusätzlich zum Trainingsplan noch machen könnte. Da habe ich mir zum Beispiel ein Trial-Motorrad zum Geländefahren gekauft, das war extrem gut für das Gleichgewicht. Oder ich bin Trampolin gesprungen. Durch diese Dinge war ich den anderen eine Spur voraus.“
Moser-Pröll: Respekt vor Hirscher und Maze
Mit den heutigen Skirennläuferinnen will sich Annemarie Moser-Pröll nicht gerne vergleichen lassen. „Jede Zeit hat ihre Rennläufer. Es hat einen Hermann Maier gegeben, der in seiner Zeit irrsinnig gut gefahren ist und der Größte war. Dann kommt wieder ein Marcel Hirscher und gewinnt alles. Und auch die Tina Maze, was die für eine Saison hingelegt hat, das hätte ich mir auch gewünscht. Da kann man nur Respekt haben.“
Ihr schönster Sieg sei der erste Gesamtweltcup im Jahr 1970 gewesen. „Da war ich 17 Jahre alt und musste gegen eine ganze Macht von französischen Siegläuferinnen antreten. Und da konnte ich mich durchsetzen. Das war für mich das Größte.“ Aber auch bittere Niederlagen habe es gegeben. Da kommt das Gespräch schnell auf Olympia in Sapporo 1972. Die Mannschaft habe durch die Disqualifikation von Karl Schranz und das Zurückziehen und dann doch wieder An-den-Start-Lassen der österreichischen Mannschaft durch das ÖOC sehr gelitten. „Wir hatten kein Training, da wurde uns der Erfolg verwehrt.“ Und Moser-Pröll spricht auch über den Slalom. Dreimal hat sie zwar gewonnen. Aber: „Ich bin sehr gerne Slalom gefahren und habe immer gute Resultate erreicht. Aber zum Siegen war es dann doch oft zu wenig.“
Skifahrer "riskieren Kopf und Kragen"
Geld verdient hat Annemarie Moser-Pröll in ihrer aktiven Zeit relativ wenig, zumindest verglichen mit den heutigen Top-Läufern. Aber von Bedauern oder gar Neid ist nicht das Geringste zu bemerken: „Ich habe eine wunderschöne Karriere erleben dürfen, für die ich einfach dankbar bin. Und ich bin begeistert, dass die Kollegen heute endlich Geld verdienen können. Die riskieren Kopf und Kragen“, sagt die 60-Jährige und betont: „Es ist ein Segen, dass auch der Sportler etwas verdient und nicht nur die Industrie.“
Der Sportler stehe heute ganzjährig unter Druck. „Vom Sportlichen her ist es nach wie vor das Gleiche. Auch wir haben damals trainiert, um zu gewinnen. Aber die Verträge mit Sponsoren und die vielen Medienauftritte seien belastend. Da frage ich mich, was ist da im Vergleich noch das Fahren des Rennens selbst.“
Was die sportliche Seite des Skifahrens selbst betrifft, da kommt die Jahrhundertläuferin aus dem Skidorf Kleinarl im Salzburger Pongau so richtig ins Schwärmen. Vor allem, was das Material, die Carving-Skier, betrifft. „Nachdem ich mein Kaffeehaus verkauft habe, bin ich wieder mehr zum Skifahren gekommen. Und ich muss sagen, ich bin begeistert. Schade, dass wir das damals noch nicht gehabt haben. Es ist traumhaft zu fahren, aber auch gefährlich. Das Risiko, sich zu verletzen, ist größer. Der Druck auf die Gelenke ist ein ganz anderer." (APA)
(Quelle: salzburg24)