Der Rückzug von Ulrike Haider-Quercia von der Spitzenkandidatur für das BZÖ habe sie "menschlich betroffen" gemacht. Schwer sei ihr die Entscheidung, statt ihr als Listenerste anzutreten, aber nicht gefallen. "Ich habe mich nie als zweite Wahl gefühlt." Auch dass sie sich aus der Vorwahl für eine NEOS-Kandidatur zurückgezogen hatte, was sie mit dem Vorwurf des "Stimmenkaufs" begründete, bereut sie nicht: Es sei ein "Mega-Skandal, wie die Leute getäuscht worden sind", wenn man sich überlege, wofür NEOS bei der Nationalratwahl gewählt worden seien, "und was heute daraus geworden ist", sagt sie. Kritik übt sie an deren Forderungen nach einer europäischen Armee, den "Vereinigten Staaten von Europa" oder Privatisierungen. "Heute wäre ich todunglücklich bei NEOS."
Sie selbst sei ihren Werten "immer treu geblieben", erklärt Werthmann, die ursprünglich für die Liste Hans-Peter Martin ins EU-Parlament eingezogen war. "Das freie Handeln des Menschen, das freie Denken des Menschen, das steht für mich an oberster Stelle." Die Liste Martin sei "ein tolles Projekt, hinter dem ich sicher gestanden bin" gewesen. Martin habe "eine gute, kritische Einstellung gehabt gegenüber der EU" und sei für die Werte Demokratie, Kontrolle und Transparenz eingetreten. "Dass Hans-Peter Martin schlussendlich an seinen eigenen hehren Werten gescheitert zu sein scheint", sei "tragisch".
Ihren Ausschluss aus der ALDE-Fraktion, der von Fraktionschef Guy Verhofstadt mit ihrer Kandidatur für Jörg Haiders Partei begründet worden war, kann sie nicht nachvollziehen. "Der Gründer dieser Partei ist tot." Haider habe das BZÖ gegründet, um sich vom rechten Rand der FPÖ abzuspalten, "das zeigt ja auch schon einen Schritt in eine andere, gute Richtung". Sie selbst kandidiere außerdem als unabhängige Kandidatin und habe freie Hand bei der Entwicklung des Wahlprogramms gemeinsam mit Haider-Quercia gehabt. Welcher Fraktion sie sich zukünftig anschließen würde, will sie erst nach der Wahl entscheiden.
Im EU-Parlament will sich Werthmann für die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit und die Situation der Generation 50+ einsetzen. Ein Austritt aus dem Euro käme für sie infrage, sollte sich bestätigen, "dass Frankreich im Prinzip die 100 Prozent-Verschuldung anstrebt", wie das BZÖ "aus verlässlicher Quelle" erfahren haben will. Außerdem wünscht sie sich "wesentlich mehr Kompetenzen" für das EU-Parlament und die Einbindung der Bürger durch mehr direkte Demokratie.
Auch für mehr Toleranz spricht sie sich aus: Der Sieg von Conchita Wurst beim Song Contest "ist ein ganz deutliches Zeichen für mehr Toleranz und mehr Akzeptanz", so Werthmann. "Es sollte selbstverständlich sein, dass ein homosexueller Mensch genauso glücklich und von der Gesellschaft akzeptiert leben darf wie ein heterosexueller Mensch."
(Quelle: salzburg24)