Das Gebäude im Viertel Mokattam wurde gestürmt und in Brand gesetzt, wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Demonstranten warfen Gegenstände aus den Fenstern, andere plünderten die Räume. Laut Augenzeugen hielt sich zu Beginn der Erstürmung niemand in dem Gebäude auf. In der Früh war demnach eine Gruppe von Menschen herausgeführt worden.
Mursi ein Jahr im Amt - Ägypten tief gespalten
Ein Jahr nach Mursis Amtsantritt ist Ägypten zutiefst gespalten. Während seine Anhänger darauf verweisen, dass er der erste demokratisch gewählte Präsident ist, werfen seine Gegner ihm vor, allein die Interessen der Muslimbruderschaft zu vertreten, aus der er hervorging. Zudem kritisieren sie, dass er es nicht geschafft habe, die Wirtschaft wieder anzukurbeln.
Die säkulare Opposition wirft Mursi und den islamistischen Muslimbrüdern außerdem vor, die Ideale der Revolution von 2011 zu verraten und einen ähnlich autoritären Staat wie unter Mursis Vorgänger Mubarak anzustreben.
Mursi betonte unterdessen, an seinem Amt festhalten zu wollen und bot erneut an, die islamistisch geprägte Verfassung des Landes zu überarbeiten. Diese war Ende vergangenen Jahres per Volksabstimmung in Kraft gesetzt worden. Die Kritik reißt seither allerdings nicht ab.
Proteste schlagen in Gewalt um - Tote
Seit Tagen gibt es große Demonstrationen für und gegen den Staatschef. Bei Protesten von Millionen von Menschen gegen Mursi wurden in der Nacht auf Montag mindestens sieben Menschen getötet. Weitere 600 Personen seien bei Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften verletzt worden.
Millionen Ägyptern gehen auf die Straße
Landesweit waren am Sonntag mehr als eine Million Menschen auf die Straßen gegangen, um am ersten Jahrestag seines Amtsantritts den Rücktritt des Islamisten Mursi zu fordern. Aus Kreisen der Armee hieß es sogar, es könnten bis zu 14 Millionen Menschen an den Protesten teilgenommen haben. Diese Zahl erscheint allerdings unverhältnismäßig hoch.
Allein auf dem zentralen Tahrir-Platz in Kairo versammelten sich mehr als eine halbe Million Menschen. Viele harrten auch die Nacht über dort aus. Es sind die bislang größten Proteste in Ägypten seit dem Sturz des früheren Präsidenten Hosni Mubarak:
Ein Brennpunkt der Konfrontation war bereits zuvor die Kairoer Parteizentrale der Muslim-Brüder, die Präsident Mohammed Mursi nahestehen. Den Angaben zufolge starben dort zwei Menschen durch Gewehrfeuer. Mursi-Gegner versuchten schon am Sonntag, das Gebäude zu stürmen und setzen es teilweise in Brand:
Wachen und Muslim-Brüder feuerten aus dem Gebäude. Fünf weitere Personen kamen in Städten südlich von Kairo um.
Mursi Rücktrittsultimatum gestellt
Die Opposition rief ihre Anhänger auf, bis zum Rücktritt Mursis auf den Straßen zu bleiben, und setzte ihm ein Ultimatum für seinen Rückzug. Mursi habe bis 17.00 Uhr "Zeit, die Macht abzugeben und es den Behörden zu ermöglichen, eine vorgezogene Präsidentschaftswahl zu organisieren", teilte das Bündnis Tamarod am Montag auf seiner Internetseite mit. Sollte der Staatschef der Aufforderung nicht nachkommen, werde es "eine Kampagne des vollständigen zivilen Ungehorsams" geben.
(APA; red.)
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(Quelle: salzburg24)