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Diener zweier Herrn: Peter Dolders Jahre am Salzburger Landestheater

Veröffentlicht: 28. Mai 2009 08:34 Uhr
Salzburg – Nach fünf Jahren geht Peter Dolders Intendanz in Salzburg demnächst dem Ende zu. Vieles ist gründlich daneben gegangen, keine Frage, aber vieles ist auch exemplarisch geglückt.
“Trotz einiger Startschwierigkeiten ist die Bilanz von Peter Dolder am Salzburger Landestheater besser als ihr Ruf”, schrieb die APA im Juni 2005 nach Dolders erster Saison am Salzburger Dreispartenhaus. Und diese Analyse gilt im Wesentlichen auch für Dolders gesamte, fünfjährige Intendanz in Salzburg, die demnächst zu Ende geht. Allem voran die dreiteilige Serie von Opern Benjamin Brittens, aber auch je zwei Thomas-Bernhard- und Werner-Schwab-Produktionen auf der kleinen Bühne.Peter Dolders Theater-Intendanz begann mit “Die Eröffnung” von Peter Turrini in der Kammer. Bei dieser Erstaufführung in den Kammerspielen exponierte das Theater mit Gerhard Hermann einen der Leistungsträger der folgenden fünf Jahre und versprach Klassetheater. Auf der kleinen Bühne hielt Dolder sein Versprechen und präsentierte mit “Die Präsidentinnen” und “Der Reigen” von Werner Schwab sowie Bernhards “Holzfällen” und zuletzt “Alte Meister” überwiegend gute Stücke, fähige Schauspieler und ambitionierte Inszenierungen. Insgesamt hat der solide Theatermann Peter Dolder nicht immer eine gute Hand in der Auswahl der Stücke und der Regisseure gehabt. Viele durchschnittliche oder missglückte Abende überdeckten die öffentliche Wahrnehmung der inspirierten Theaterarbeit. Dolder hat versucht, den Spagat zu schaffen zwischen Service für brave Abonnenten und aktueller Ästhetik. Aber als Diener zweier Herrn ist er – nicht nur bei der Presse – fünf Jahre lang aus der Defensive kaum herausgekommen.

Auf der großen Bühne aber missglückte fast alles. Nach “Was ihr wollt” von Shakespeare (Klamauk), “Die Katze auf dem heißen Blechdach” und Dürrenmatts “Die Physiker” (beide lau), änderte sich auch in den Jahren danach nichts Wesentliches. Totalflops wie “Mann ist Mann” von Brecht wurden durch halbwegs gelungene Arbeiten wie Schillers “Die Räuber”, Ibsens “Peer Gynt” und zuletzt Schnitzlers “Der Reigen” nicht wettgemacht. Vor der gänzlichen Blamage hat sich das Landestheater nur durch seine Komödien gerettet. Kleists “Der zerbrochne Krug”, Nestroys “Der Talisman” und “Rembrandt B12” von Jean-Michel Ribes stehen – ein wenig einsam – auf der Habenseite.

Entscheidend besser ist die Bilanz im Musiktheater. Zwar floppten Dolders Anfangs- und Abschluss-Inszenierungen von “Don Giovanni” und “Die Entführung”. Auch “Carmen” im Haus für Mozart ist daneben gegangen. “Die Zauberflöte”, Donizettis “Don Pasquale”, “Die verkaufte Braut” und Gounods “Romeo et Juliette” waren ebenfalls keine Highlights der Operngeschichte. Aber den vielen gelungenen Operetten-Pflichtübungen stehen wirklich gute Inszenierungen von Verdis “Falstaff” und Rossinis “Barbier” sowie die brillante Koproduktion mit der Internationalen Stiftung Mozarteum von Mozarts “La Finta Giardiniera” zur Seite.

Volle Punkte sind dem Theater vor allem durch die dreiteilige Britten-Serie zuzuschreiben. Sowohl “Turn of the screw” als auch “Albert Herring” und nicht zuletzt “Tod in Venedig” wirken nachhaltig und haben selbst die wirtschaftlich unvergleichlich besser aufgestellten Osterfestspiele mit ihrer “Peter Grimes”-Produktion alt aussehen lassen.

(Quelle: salzburg24)

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